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Trotz Kritik von Trump
Deutsche Autos verkaufen sich gut in den USA

Fahren ohne Tempolimit: Für viele US-Amerikaner sind deutsche Autobahnen ein Mythos. Und der wirkt sich auch auf BMW, VW und Daimler aus. Trotz Kritik von Präsident Donald Trump werden deutsche Autos in den USA nachgefragt. Besonders gut verkaufen sich Luxusautos.

Von Martin Ganslmaier | 17.08.2018
    Neufahrzeuge von Audi werden auf dem VW-Autoterminal in Emden auf einen Autotransporter verladen.
    Trotz Dieselskandal sind Modelle aus dem VW-Konzern in den USA nachgefragt (picture alliance / dpa - Ingo Wagner)
    In den Wahlkampfauftritten von US-Präsident Donald Trump gehört der Seitenhieb auf deutsche Autos zum festen Repertoire. Während Trump in Deutschland kaum amerikanische Autos gesehen haben will, befürchtet er, der US-Markt werde von deutschen Autos geradezu überschwemmt: Die Deutschen "schicken uns ihre Mercedes und ihre BMW und einfach alles..."
    Tatsächlich machen deutsche Autos auf amerikanischen Straßen gerade mal acht Prozent aller Fahrzeuge aus. Deutlich größer aber ist ihr Marktanteil im lukrativen Luxus-Segment - jener oberen Preisklasse also, für die sich Donald Trump besonders interessiert: dort haben die deutschen Autobauer ihren Marktanteil in den USA kontinuierlich auf derzeit rund 40 Prozent gesteigert. Wobei sich Mercedes-Benz und BMW traditionell einen Zweikampf um den Spitzenplatz liefern. Dicht gefolgt von Audi.
    Deutsche Autos genießen guten Ruf
    Im Mittelklassensegment hat Volkswagen den Dieselskandal in den USA überwunden und punktet mit seinen neuen SUV-Modellen und dem neuen Jetta. Larry Vellequette von der Fachzeitschrift "Automotive News" aus Detroit widerspricht deshalb Donald Trump: Deutsche Autos würden Amerikanern nicht aufgezwungen, sondern "Amerikas Verbraucher wollen sie kaufen".
    Dabei profitieren deutsche Autos in den USA von einem Image, das seit Jahrzehnten Bestand hat: "Sie stehen für Qualitätstechnik und eine lange Lebensdauer", so Autoexperte Larry Vellequette, "dieses Image ist nie verschwunden."
    Auch der Dieselskandal habe diesem Image nicht dauerhaft geschadet, meint Larry Vellequette. Zwar spiele der Dieselantrieb nun endgültig keine Rolle mehr für PKW in den USA. Doch im Windschatten von Volkswagen hätten die anderen deutschen Autohersteller den Dieselskandal praktisch unbeschadet überstanden. Ihr gutes Image in Amerika verdanken deutsche Autos auch noch einem Faktor, für den sie gar nicht verantwortlich sind: Larry Vellequette nennt es den Mythos "deutsche Autobahn":
    "Absolut! Eigentlich komisch: Amerikas Verbraucher kaufen einen Mercedes oder BMW, weil die so schnell auf der Autobahn fahren können. Dabei haben sie absolut keine Möglichkeit, das in den USA auszuprobieren."
    Deutsche Autos "Made in America"
    Auf fast allen Highways gibt es strenge Tempolimits zwischen 100 und 120 Stundenkilometer. Deshalb sprechen fast alle Amerikaner über deutsche Autobahnen mit einer Mischung aus Faszination und Grauen. So wie Schauspieler Tom Hanks vor einigen Jahren nach einem Besuch in Deutschland. Im Fernsehsender CBS schilderte Tom Hanks damals, wie es klingt, wenn man auf Amerikas Highways links überholt wird und wie es sich im Vergleich dazu auf einer deutschen Autobahn anhört: "Broom vs Whamm!"
    Wenn Autos unter solchen Bedingungen mithalten können, müssen sie gut gebaut sein, sind die meisten Amerikaner überzeugt. Dass die Nachfrage nach deutschen Marken - trotz Trumps Kritik - weiter steigen wird, davon ist Larry Vellequette von den "Automotive News" auch aus einem weiteren Grund überzeugt. Ein immer größerer Anteil der in den USA verkauften deutschen Autos wird längst in Amerika produziert. BMW hat mittlerweile sein größtes Werk im Bundesstaat South Carolina. Von dort exportiert BMW mehr Autos "Made in America" in alle Welt als General Motors oder Ford. Auch deshalb findet Autoexperte Larry Vellequette Trumps Pläne für Zölle auf Importautos "ziemlich bescheuert!"