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Trump-Bauprojekt in Schottland
Bittere Bilanz nach Golfplatzbau

Während sich die britische Premierministerin Theresa May vor ihrem Besuch beim neuen US-Präsident Trump zuversichtlich gibt, zieht eine schottische Gemeinde Bilanz: Der "beste Golfplatz der Welt", den der einstige Bauunternehmer Trump hier eingerichtet hat, zerstörte das Ökosystem und brachte deutlich weniger Jobs und Investitionen als versprochen.

Von Eberhard Schade | 27.01.2017
    Die Wellblechhalle eines Nachbarn von Donald Trumps Golfresort in Schottland.
    Zur Bilanz nach zehn Jahren Golfplatz gehören auch verbitterte Nachbarn und ein zerstörtes Ökosystem. (Deutschlandradio / Eberhard Schade)
    Am Ende von David Milnes Grundstück steht keine Mauer. Sondern ein kniehoher, billiger Maschendraht-Zaun, dessen Pfosten krüppelige Kiefern stützen. Die Kiefern hat Donald Trump pflanzen lassen. Den Golfern aus aller Welt sollte wohl der Anblick von Milnes bescheidenem Haus oben auf der Düne erspart bleiben.
    2006 kündigte Donald Trump an, hier inmitten der Dünen den "besten Golfplatz der Welt" zu bauen. Dabei stand ihm David Milnes Zuhause im Weg.
    Milne sitzt in seinem Wohnzimmersessel und erzählt, wie Trumps Leute ihn mehrfach überreden wollten zu verkaufen.
    "Moira nahm Trump junior mit nach vorne und zeigte es ihm. Wir konnten hier damals von Peterhead bis zum Leuchtturm am südlichen Ende von Aberdeen nahezu 40 Meilen Küste überblicken. Warum sollten wir das jemals aufgeben, verkaufen wollen?"
    Bevor Trump die Krüppelkiefern pflanzen ließ, schüttete er vor David Milnes Haus einen sechs Meter hohen, siebzig Meter langen Erdwall auf. Angeblich für spätere Bauarbeiten auf dem Golfplatz.
    Von der sanften auf die harte Tour
    "Um die Bäume aber pflanzen zu können, mussten sie die ganze Erde wieder zurückschieben. Die ganze Geschichte mit den Bauarbeiten war also eine Lüge."
    David Milne wurde die Aussicht mit Kiefern versperrt. Und auch bei seinen Nachbarn, den Munros, schalteten Trumps Leute jetzt von der sanften um auf die harte Tour.
    Susan und John Munro wohnen gleich nebenan. Sie wachten genau wie die Milnes eines Morgens auf vom Lärm der Bulldozer. Nur steht der Erdwall um ihr Grundstück noch heute, neun Jahre später. John Munro hat die Schnauze voll, will mit Reportern nicht mehr darüber reden, wie Trump ihm die Aussicht auf die Nordsee zugeschüttet hat, die Erde ihm im Sommer ins Haus wirbelt. Der alte Mann im Türrahmen sieht nicht gesund aus, zermürbt vom Nachbarschaftsstreit.
    Kerngesund dagegen sieht Dave aus, der Eigentümer einer Recyclingfirma in Aberdeen. Er steht direkt auf der anderen Seite des Erdwalls und ist an diesem Morgen der einzige Besucher auf Trumps Golfplatz. Dave übt Abschläge.
    Trumps Weltklasse-Anlage hat der Natur Schaden zugefügt
    Seit Juni 2016 ist er Mitglied in Trumps Club. Die Sorgen der Anwohner kennt er, sie interessieren ihn aber nicht. "Einer meckert doch immer, wenn jemand mal etwas anpackt", sagt der Unternehmer.
    Doch Trumps Weltklasse-Anlage hat der Natur sehr wohl Schaden zugefügt. So steht es zumindest in einem Bericht des schottischen Grünen-Politikers Martin Ford. Wanderdünen, die sich seit Jahrhunderten die schottische Ostküste heraufarbeiten, stehen jetzt Grasbüsche im Weg. Die haben Trumps Leute gesetzt, damit ihnen der Wind vom Meer nicht dauernd Sand aufs Grün weht.
    Wie David Milne gehörte auch der Grüne Martin Ford von Anfang an zu denen, die Trumps großen Versprechungen skeptisch gegenüber standen. Er war es, der wegen der Dünen Ende 2006 im Gemeinderat Trumps Bauantrag vorübergehend stoppte. Bis Trump der schottischen Regierung ein Ultimatum stellte. Wenige Monate später durfte Trump loslegen.
    Erste Anzeichen eines Ausverkaufs
    Die Bilanz nach zehn Jahren Golfplatz: 19 statt der versprochenen 450 Hotelzimmer. 100 statt 6.000 Jobs. 30 Millionen Euro statt 1 Milliarde Investitionen in der Region. Bittere Nachbarn und ein zerstörtes Ökosystem.
    David Milne richtet sich in seinem Sessel auf. "Ich glaube nicht, dass Trump da unten Gewinn macht", sagt er und zeigt durch sein Fenster und die Krüppelkiefern auf Trumps Clubhaus. Ständig hört er von neuen Rabatten dort fürs Spielen oder Übernachten. Für ihn erste Anzeichen eines Ausverkaufs. Ein Grund mehr für David Milne, sich nicht geschlagen zu geben.