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Trump und die OPEC
"Ich mag dieses Monopol nicht"

Wenn die Weltwirtschaft nicht mehr rund läuft, wird ihr Schmierstoff Öl billiger. Zuletzt stieg der Preis allerdings wieder etwas, denn die OPEC will ihre Förderkürzung um neun weitere Monate verlängern. Die USA als weltgrößter Ölverbraucher möchte den Preis aber möglichst niedrig halten.

Von Sebastian Hesse | 02.07.2019
US-Präsident Donald Trump
US-Präsident Donald Trump will nicht, dass Öl teurer wird: "Weil das einer Besteuerung gleichkäme. Und ich mag Steuern nicht!" (picture alliance/capital pictures/Jim LoScalzo)
Auf seine gewohnt direkte und unmissverständliche Art hat US-Präsident Trump wiederholt klargestellt, was er von der OPEC hält.
"Es gibt dieses Monopol namens OPEC", so Trump verächtlich, "und ich mag dieses Monopol nicht. Ich mag’s einfach nicht!"
Als die Organisation der erdölexportierenden Länder Ende vergangenen Jahres die Produktion gedrosselt hat, um den im Herbst eingebrochenen Ölpreis wieder nach oben zu korrigieren, haben die USA das mit gemischten Gefühlen gesehen. Wohl wissend, dass ihre Sanktionen gegen den Iran, den siebtgrößten Ölexporteur der Welt, den Preis ebenfalls nach oben treiben könnte. Der Iran exportiert auf Betreiben der USA fast kein Öl mehr, wodurch das weltweite Ölangebot sinkt und der Preis steigt. Die Industrie, hier in Gestalt des BP-Chefs Bob Dudley, warnt vor weiteren Risiken.
"Diese Sanktionen bedeuten mehr also nur den Exportstopp eines einzelnen Landes. Sanktionen ziehen viele unbeabsichtigte Konsequenzen nach sich: Schiffe chartern wird teurer, sie zu versichern auch. Denn es ist riskanter geworden, Öl zu verschiffen."
Spannungen in der Golfregion könnten Ölversorgung gefährden
Dudley spielt auf die Spannungen am Golf von Oman an: Ein Fünftel der weltweiten Ölproduktion wird über diese Route verschifft. Ein eskalierender militärischer Konflikt in der Straße von Hormus könnte die weltweite Ölversorgung in Gefahr bringen. Die USA würden es gerne selber in der Hand behalten, an den Stellschrauben nachzujustieren, wenn ihre Sanktionspolitik den Ölpreis in die Höhe treibt. Trump rühmt sich gerne, der Garant für bezahlbare Energie zu sein.
"Ich möchte die weltweiten Preise nicht so beeinflussen, dass Öl teurer wird", sagt Trump, "weil das einer Besteuerung gleichkäme. Und ich mag Steuern nicht!"
Die USA sind zwar dank Fracking unabhängiger von Öllieferungen aus dem Ausland geworden: Sie importieren nur noch zehn Prozent ihres Ölverbrauchs, nicht mehr die Hälfte, wie früher. Aber sie sind immer noch Importeure. Dennoch: So unabhängig war der weltgrößte Ölverbraucher noch nie, betont Energieforscher Christopher Knittel, Ökonom am Massachusetts Institute of Technology.
"Früher, als wir noch sehr viel Öl importiert haben, hatte das einen Rieseneinfluss auf die US-Wirtschaft, wenn der Ölpreis schwankte. Wenn es teurer wurde, sind Unsummen außer Landes geflossen. Das ist nicht mehr so."
USA sind weltgrößter Ölproduzent
Tatsächlich haben sich die USA, seit sie massenhaft Öl aus Schiefervorkommen gewinnen mittels Fracking, zum größten Ölproduzenten der Welt gemausert, vor Saudi-Arabien und vor Russland. Das hat sie spürbar unabhängiger von der OPEC gemacht, sagt Knittel.
"Die Fracking-Revolution hat die Geopolitik im Energiesektor komplett umgekrempelt. Die OPEC hat deutlich an Einfluss verloren, denn ihr Anteil an der weltweiten Ölgewinnung ist gesunken."
Dennoch: Das Kartell kann immer noch so effektvoll an der Preisschraube drehen, dass die USA reagieren müssen. Wegen dieser Abhängigkeit bleibt es Ziel amerikanischer Energiepolitik, irgendwann kompletter Selbstversorger zu sein.