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Trump und Johnson
Angelsächsisches Tandem als Gegner der EU

Die Ernennung Boris Johnsons zum Premierminister könnte die angelsächsischen Beziehungen wieder erstarken lassen. Johnson und US-Präsident Donald Trump ähneln sich nicht nur im Politikstil, sondern haben auch die EU als handelspolitischen Feind identifiziert.

Von Thilo Kößler | 24.07.2019
US-Präsident Donald Trump und der damalige britische Außenminister Boris Johnson
Bereits in seiner Zeit als britischer Außenminister traf Boris Johnson mit US-Präsident Donald Trump aufeinander (imago images / Xinhua)
Die Wahl in London war kaum gelaufen, da griff Donald Trump zum Smartphone: Er wird großartig sein, twitterte er. Trump, der zuletzt Theresa May scharf dafür attackiert hatte, dass sie ein "Brexit-Chaos" angerichtet habe, wie er sagte – Trump erklärte, Boris Johnson werde einen besseren Job machen, wie er nur Stunden später auf einer Jugendkonferenz verkündete.
Trump fühlt sich schon deshalb Boris Johnson eng verbunden, weil der neue Premier Großbritanniens mit ihm verglichen wird. Der "Briten-Trump" werde Johnson auf der Insel genannt – und genau so einen hätten die Briten gebraucht.
Auch aus der zweiten Reihe der Machtriege im Weißen Haus kamen nur lobende Worte. Larry Kudlow, Trumps wirtschaftspolitischer Berater, der mitverantwortlich für die internationalen Handelsstreitigkeiten der USA mit dem Rest der Welt ist, stand im strömenden Regen, als er Boris Johnson vor allem mit hervorragenden Büchern assoziierte, wie er sagte.
Die Verbindung zwischen Trump und Johnson
Kudlow lobte Johnson als neue Kraft, die frischen Wind in die Politik Großbritanniens bringe und: vor allem den Brexit-Prozess zu einem erfolgreichen Ende führen werde. Trump und Johnson sind sich in der Tat schon länger politisch und persönlich eng verbunden. Das Tandem steht nun für einen Rechtsruck in der angelsächsischen Allianz.
Die "special relationship" beider Länder erfährt unter ihrer Führung eine populistische Neuausrichtung. So hat Donald Trump schon vor geraumer Zeit versprochen, die drohenden wirtschaftlichen Verluste Großbritanniens durch den Brexit mit einem großzügigen bilateralen Freihandelsabkommen abzufedern.
Ein strategischer Nutznießer
Dies auch als demonstrative Geste an die Adresse der EU, mit der die Trump-Administration im handelspolitischen Dauerclinch liegt. Seine Drohung mit Strafzöllen auf europäische Autos ist dafür nur ein Beispiel.
Trump ist ein erklärter Freund des britischen Ausstiegs aus der Europäischen Union. Ähnlich wie Boris Johnson hat er die EU nicht nur zum wirtschaftspolitischen Rivalen erklärt, sondern geradezu zum politischen Feindbild erkoren. Trump sieht im Brexit ein willkommenes Instrument, um die EU zu spalten und politisch zu schwächen.
Damit verbindet den US-Präsidenten und Großbritanniens neuen Regierungschef eine bemerkenswerte Interessenkongruenz mit dem russischen Präsidenten: Alles, was den Westen auseinandertreibt, kann nur im strategischen Interesse des Kreml sein. So gesehen hat auch Wladimir Putin mit der Wahl Boris Johnsons einen weiteren Freund hinzugewonnen.