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Trumps neuer Wirtschaftsberater Larry Kudlow
Ein Mann mit starken Überzeugungen

Die Fluktuation im Weißen Haus ist groß - 20 Mitarbeiter hat Donald Trump seit seinem Amtsantritt entweder gefeuert oder durch freiwilligen Abgang verloren. So viel wie noch nie in der jüngeren Geschichte der USA. Larry Kudlow wird nun Trumps neuer Wirtschaftsberater - trotz teils stark abweichender Überzeugungen.

Von Thilo Kößler | 15.03.2018
    Larry Kudlow im Jahr 2014 bei einer Veranstaltung der republikanischen Partei.
    Soll Trumps neuer Wirtschaftsberater werden: Larry Kudlow. (AP / Seth Wenig)
    Er heißt Larry Kudlow, ist 70 Jahre alt und hat in seinem langen Arbeitsleben nicht nur Erfahrungen als Wirtschaftsberater im Weißen Haus unter Ronald Reagan gesammelt. Er war auch Investmentbanker an der Wall Street. Und als er bei Bear Stearns wegen Alkohol- und Kokainproblemen 1994 aufhörte, wie die Washington Post berichtete, begann er eine Karriere als Wirtschaftsexperte beim Fernsehsender CNBC.
    "The Kudlow Report" läuft dort bis heute. Ebenso wie seine Radioshow im New Yorker Talk-Radio-Sender 77WABC.
    "The Larry Kudlow Show. Where money meets politics."
    Einmal wöchentlich redet Kudlow dort zwei Stunden lang über Wirtschaft, Freihandel, Zinsen und Zölle - frei von der Leber weg, ohne Konzept und ohne Punkt und Komma.
    "Welcome back everybody. I'm Larry Kudlow. This is the Larry Kudlow show."
    Trump schätzt Leute mit Medienerfahrung
    Diesen Job wird Larry Kudlow jetzt an den Nagel hängen müssen - obwohl er ihm sicher zugute kam: Denn Donald Trump schätzt Leute mit Medienerfahrung. Dies umso mehr, als seine engsten Mitarbeiter im Klub der Millionäre und Milliardäre eher keine medialen Koryphäen sind. Kurzum: Larry Kudlow saß am vergangenen Samstagabend beim Italiener Cipriani in Manhattan, als das Mobiltelefon klingelte.
    Trump hatte natürlich Kudlows Handynummer - und zwischen Carpaccio und Fettucine fragte der Präsident Larry Kudlow: Willst Du Nachfolger von Gary Cohn werden? Von jenem Gary Cohn, der im Streit über Trumps Strafzölle vergangene Woche als Chef des Nationalen Wirtschaftsrates im Weißen Haus das Handtuch geschmissen hatte.
    Der zurückgetretene Wirtschaftsberater von US-Präsident Trump, Gary Cohn, bei einer Rede im Weißen Haus in Washington
    Der zurückgetretene Wirtschaftsberater von US-Präsident Trump, Gary Cohn (picture alliance / dpa / Alex Edelman)
    Trump und Kudlow kennen sich seit Jahren. Kudlow war bereits im Wahlkampf inoffizieller Berater von Donald Trump, den er schätzt und unterstützt. Und er hatte auch unmittelbar nach dessen unerwarteter Wahl in einer Talkshow kein Hehl daraus gemacht, dass er sich die Rückkehr ins Weiße Haus gut vorstellen könnte. Normalerweise kann man ja nur einmal in so einen Apfel beißen, sagte Kudlow. Aber wenn mir der Herrgott den Apfel zum zweiten Mal hinhielte, ich würde sofort zubeißen.
    Kudlow ist ein Verfechter des freien Marktes
    Vermutlich nahm Kudlow noch einen tiefen Schluck aus dem Rotwein-Glas, bevor er zusagte. Erst gestern wurde es offiziell. Und jetzt rätselt nicht nur die Fachwelt, ob das wohl gut geht. Denn Kudlow ist nicht nur ein leidenschaftlicher Verfechter des freien Marktes. Sondern auch des Freihandels. Und genau dem rückt Präsident Trump gerade zu Leibe mit seinen geplanten Strafzöllen.
    Der frisch gebackene Chefberater Kudlow wird also im Weißen Haus auf Leute stoßen wie Peter Navarro oder Robert Lighthizer – zwei ausgesprochene Hardliner in Sachen Protektionismus. Sie könnten gar nicht weiter auseinanderliegen - das muss Trump bewusst sein: Denn Kudlow hat erst in seiner Radioshow vergangene Woche kräftig auf den Putz gehauen. Strafzölle machen keinen Sinn, sagte Kudlow.
    Seine Überzeugungen wird er sich so schnell nicht nehmen lassen
    Sie seien kontraproduktiv. Könne schon sein, dass die Stahlkocher in Ohio davon profitierten, aber nicht die Autobauer im Rest der USA.
    Mit so einer Politik schießen wir uns nur selbst ins Knie, bilanzierte Kudlow.
    Selbst den Präsidenten kritisierte er in harschen Worten: Trump habe diese Strafzölle, die in einer Woche in Kraft treten sollen, verhängt, ohne auch nur ein einziges Mal mit den engsten Verbündeten zu verhandeln. Sie sähen sich jetzt auf Augenhöhe mit Iran oder Pakistan.
    Nehmt doch nur die EU, ätzte Kudlow weiter: Leute, die EU wird uns mit Vergeltung kommen, glaubt mir.
    Wer Larry Kudlows Radioshow hört, wird schnell merken: Da kommt ein Experte ins Weiße Haus, der zwar kein Wirtschaftsprofessor ist, der aber Überzeugungen mitbringt. Und die wird er sich nicht so schnell nehmen lassen. Zumal Kudlow offenbar in beiden Parteien bestens vernetzt ist, wie es heißt. Ob das wohl gut geht?