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Trumps Wirtschaftspolitik
Zweite Steuerreform unwahrscheinlich

Die US-Wirtschaft wächst, die Arbeitslosenzahlen gesunken und Löhne gestiegen - dieser Trend wird vermutlich nicht so weiter gehen. Denn nach den Zwischenwahlen wird der US-Präsident einen zweiten Konjunkturschub mithilfe einer weiteren Steuerreform kaum durchsetzen können.

Eva Bahner im Gespräch mit Jörg Münchenberg | 07.11.2018
    US-Präsident Donald Trump bei einer Pressekonferenz zur Steuerreform am 22.12.2017
    US-Präsident Donald Trump bei einer Pressekonferenz zur Steuerreform Ende 2017 (dpa / Pool via CNP / Mike Theiler)
    Jörg Münchenberg: Die Zwischenwahlen sind nun auch Thema in unserem Wirtschaftsgespräch, Eva Bahner ist bei mir im Studio, die Republikaner behalten die Mehrheit im Senat, im Repräsentantenhaus haben nun aber die Demokraten das Sagen – da wird es für Donald Trump in Zukunft schwieriger, durchzuregieren – betrifft das auch seine Wirtschaftspolitik?
    Eva Bahner: In Teilen ja, zumindest gilt nun, wo die Demokraten Gesetze blockieren können im Repräsentantenhaus, eine zweite Steuerreform als eher unwahrscheinlich. Von der ersten Unternehmenssteuerreform haben ja vor allem große Konzerne profitiert, die hat die Gewinne steigen lassen. Nach Trumps Wunsch sollen nun auch kleine und mittelständische Unternehmen entlastet werden und die Mittelschicht - das könnte nun mit den Demokraten im Abgeordnetenhaus schwieriger werden, der Haushaltsdisziplin könnte nun eine größere Priorität eingeräumt werden.
    Weitaus größeren Einfluss auf die US-Wirtschaft haben aber natürlich die Handelskonflikte weltweit, die Trump angezettelt hat. Der Zollstreit mit China ist weiterhin ungelöst und könnte schon bald ab Januar eskalieren. Und hier hat der US-Präsident stets mit Präsidentenverfügungen gearbeitet - also am Kongress vorbei. Da kann man also nur spekulieren, ob Trump nach dem Denkzettel nun noch aggressiver auftritt gegenüber China, das könnte dann schon sehr bald Wachstum kosten, oder eben nicht.
    "Niederige Arbeitslosigkeit, steigende Löhne, satte Gewinne - das liegt an Trumps' Steuerreform"
    Münchenberg: Insgesamt zeigt sich die US-Wirtschaft ja erstaunlich robust - was sich Trump ja gerne auf seine Fahnen schreibt - zurecht?
    Bahner: Also der Aufschwung hat vor acht Jahren begonnen. Also unter seinem Vorgänger Barrack Obama, deshalb ist diese Deutung natürlich fragwürdig. Aber: In der Tat, die US-Wirtschaft wächst mit einer beeindruckenden Jahresrate von 3,5 Prozent. Die Arbeitslosigkeit ist im Oktober auf den niedrigsten Stand seit 50 Jahren gefallen, und auch die Löhne steigen, und die Unternehmen freuen sich über satte Gewinne - und das liegt an Trumps' Steuerreform.
    Der US-Präsident hat den Körperschaftsteuersatz gesenkt von 35 auf 21 Prozent. Das hat einen Konjunkturschub ausgelöst, der aber auch schon sehr bald wieder verpuffen könnte, den viele Ökonomen deshalb auch kritisch sehen.
    Münchenberg: Der Konjunkturzyklus ist ja nun extrem lang - Wann geht es denn mit der US-Wirtschaft bergab - gibt es da Prognosen?
    Bahner: Es gibt Prognosen, wonach sich der Aufschwung im kommenden Jahr auf jeden Fall abschwächen wird in den USA, damit rechnet der Internationale Währungsfonds und Börsenstrategen machen sich natürlich auch Gedanken. So auch Joachim Fels, der für Pimco arbeitet, den weltgrößten Anleihefonds. Fels sieht die US-Wirtschaft in den nächsten sechs bis zwölf Monaten noch weiter wachsen:
    Joachim Fels: "Ich denke aber, dass es im Jahr 2020, wenn in den USA der Fiskalimpuls hinter uns liegt und wenn die Fed inzwischen die Zinsen weiter erhöht hat, dass es im Jahr 2020 zu einem deutlichen Abschwung kommen könnte, eventuell auch zu einer Rezession, aber ich denke, wenn es zu einer Rezession kommt, wird sie deutlich weniger tief, weniger scharf werden als die letzte Rezession."
    Bahner: Und mit seiner Einschätzung ist der Anleiheexperte von Pimco nicht alleine. Ein Abschwung oder gar eine Rezession 2020 wären natürlich ungünstig, weil dann ja die Präsidentschaftswahlen anstehen. Und da will Trump ja dann wieder antreten.