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Tschechien
Widerstand gegen Goldrausch an der Moldau

An den Ufern der Moldau lagern vermutlich die größten Goldreserven Mitteleuropas. Ein kanadischer Bergbaukonzern verhandelt derzeit über milliardenschwere Erkundungslizenzen. Vor Ort regt sich Widerstand, denn das Gold kann nur mit einer Zyanid-Lösung ausgeschwemmt werden. Und auch Sachsen könnte betroffen sein.

Von Stefan Heinlein | 11.02.2014
    Im hellen Licht der Wintersonne schlängelt sich die Moldau träge durch eine sanfte Hügellandschaft. Stolz zeigt Jiri Bendl das Naturschutzgebiet rund um seine Heimatgemeinde Mokrsko, nur rund 50 Kilometer von Prag entfernt. Mit seiner Bürgerinitiative kämpft der IT-Ingenieur für den Erhalt der Idylle:
    "Dieser Berg würde vollkommen verschwinden. Die Goldmine geht mindestens 200 Meter unter den Pegel der Moldau. Die Natur hier würde völlig zerstört. Eine schreckliche Mondlandschaft mit riesigen Kratern."
    Tatsächlich ist der Goldabbau nur im Tagebau möglich. Das Gestein wird zermahlen und das wertvolle Edelmetall durch eine hochgiftige Zyanid-Lösung ausgeschwemmt. Ein ökologischer Albtraum für Bürgermeister Jiri Stastka:
    "In jeder Tonne Gestein gibt es nur ein bis zwei Gramm Gold. Es entstehen also gigantische Abraumhalden hier in unseren Tälern. Alles wäre mit Zyanid belastet. Das ist eine tickende Zeitbombe."
    Doch der kanadische Bergbaukonzern Astur hält diese Bedenken für Schwarzmalerei und verspricht den Bürgern eine goldene Zukunft. Eine Gewinnbeteiligung werde der Gemeinde den Bau von neuen Straßen, Schulen und Sportplätzen ermöglichen. Der Bergbau bringe 1000 neue Jobs, so Unternehmenssprecherin Olga Bubnikova:
    "Das ist eine riesige wirtschaftliche Chance für die gesamte Region. Unsere Technologie ist weltweit erprobt. Es gibt keine Gefahren für die Natur. Die Angst vor einem Giftsee oder einer Zyanidhalde ist völlig aus der Luft gegriffen."
    Noch laufen derzeit die Gespräche mit den zuständigen Behörden in Prag für die Genehmigung weiterer Erkundungsverfahren. Zweimal bereits scheiterten in der Vergangenheit die Versuche, den Goldschatz zu bergen. Doch die schlechte wirtschaftliche Lage der Region und die weltweit enorm gestiegene Nachfrage nach dem wertvollen Edelmetall laste auf den politisch Verantwortlichen, so Bürgermeister Jiri Stastka:
    "Es ist völlig unklar, wie sich die Regierung entscheidet. Noch gibt es bei uns Vorschriften gegen das Zyanid-Verfahren. Doch der Druck wächst von allen Seiten, hier etwas zu verändern. Es wird für uns noch ein langer harter Kampf."
    Seine 500-Seelen-Gemeinde Mokrsko will sich deshalb nicht auf die Politik verlassen. An jedem Gartenzaun hängen Plakate gegen den Goldrausch. Ende des Monats gibt es eine Informationsveranstaltung in Prag – Anfang Mai folgt eine große Protestkundgebung. Kontakt will man auch mit Umweltinitiativen im Nachbarland Sachsen knüpfen so Jiri Bendl:
    "Das Zyanid bedroht nicht nur unser Gebiet, sondern die gesamte Moldau- und Elberegion. Wenn das Gift in das Grundwasser kommt droht eine Katastrophe auch in Sachsen. Was hier passiert betrifft auch unsere deutschen Nachbarn."