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TU Bergakademie Freiberg
Rektor zum russischen Ehrenwissenschaftler ernannt

Seit 250 Jahren arbeiten die TU Bergakademie Freiberg und Russland zusammen. Jetzt wurde der Rektor der TU Bergakademie als erster ausländischer Wissenschaftler zum Ehrenwissenschaftler der Russischen Föderation ernannt. Die Auszeichnung betone die Stabilität der wissenschaftlichen Beziehungen zu Russland, sagte Bernd Meyer im DLF.

Bernd Meyer im Gespräch mit Jörg Biesler | 26.06.2015
    Der Rektor der TU Bergakademie Freiberg, Bernd Meyer
    Der Rektor der TU Bergakademie Freiberg, Bernd Meyer (picture alliance / dpa / Hendrik Schmidt)
    Jörg Biesler: Das deutsch-russische Verhältnis ist angespannt auf politischer Ebene. Auf wissenschaftlicher Ebene scheint das nicht ganz so schlimm zu sein, jedenfalls wurde der Rektor der TU Bergakademie Freiberg, Bernd Meyer, gerade zum Ehrenwissenschaftler der Russischen Föderation ernannt, und zwar als erster ausländischer Wissenschaftler überhaupt. Guten Tag, Herr Meyer!
    Bernd Meyer: Ja, schönen guten Tag!
    Biesler: Wie gesagt, das deutsch-russische Verhältnis auf politischer Ebene ist angespannt. Ist die Auszeichnung – empfinden Sie das so – auch ein symbolischer Akt des Aufeinander-Zugehens?
    Meyer: Ja, die Situation ist politisch angespannt, aber in der Wissenschaft gibt es auch ein gewisses Maß an Normalität. Was sich vor allen Dingen auf Vertrauen gründet. Sicher ist das Zeichen dieser Auszeichnung auch ein Symbol für eine stabile Partnerschaft in der Wissenschaft und soll dieses auch besonders betonen. Und ich kann Ihnen versichern, die Wissenschaft arbeitet weiterhin vertrauensvoll zusammen, und das vor allen Dingen in großen Forschungsprojekten, die mit Deutschland und auch mit europäischer Beteiligung weiter vorangebracht werden mit Russland, aber auch in der Bildung, in der Ausbildung von Studierenden.
    "Für Russland sind wir die Schlüsseluniversität für Fragen von Rohstoffen"
    Biesler: Was machen Sie denn eigentlich konkret? Also, im Namen Ihrer Hochschule – Bergakademie – steckt ja schon drin, dass Sie sich irgendwie mit dem Schürfen beschäftigen, mit den Rohstoffen beschäftigen und wahrscheinlich auch mit der Verarbeitung. Was machen Sie da konkrete mit Russland?
    Meyer: Ja, für Russland sind wir die Schlüsseluniversität für Fragen von Rohstoffen, Material und Energie. Und arbeiten mit Russland schon seit über 250 Jahren intensiv in der Wissenschaft zusammen. Denn die Bergakademie Freiberg, die älteste Ressourcenuniversität weltweit, wurde 1765 gegründet und nur acht Jahre später erfolgte nach Freiberger Vorbild die Gründung der Bergbauuniversität in Sankt Petersburg. Und von daher sind die – heute modern gesagt – Rohstoff-Technologie-Beziehungen und Wissenschaftsbeziehungen ein fester Bestandteil unserer wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit.
    Biesler: Das heißt, es gibt auch Wissenschaftler, die da hin- und herfahren, Sie lehren gegenseitig an Ihren Häusern?
    Meyer: Ja, korrekt. Und gerade jetzt zu unserem Freiberger Forschungsforum weilten 40 Petersburger Studenten hier und nahmen an den Kolloquien teil. Und umgekehrt fahren deutsche Studierende und Professoren und Dozenten nach Sankt Petersburg, unterrichten und nehmen an den Kursen in Russland teil.
    Biesler: Haben Sie denn zwischenzeitlich was von den Spannungen bemerkt? Also, die 250 Jahre waren ja ohnehin sehr bewegt, die Sie gerade angesprochen haben, da wird es nicht immer eine fruchtbare Kooperation gegeben haben. Aber haben Sie in jüngster Zeit, jetzt gerade mit der Ukraine-Krise auch gemerkt, dass es da vielleicht schwieriger wird, weil auch politisch Druck ausgeübt wird auf beiden Seiten?
    Meyer: Also, ich kann nicht feststellen, dass politischer Druck ausgeübt wird. Natürlich spielt das Thema in der persönlichen Debatte eine große Rolle und natürlich gibt es dort auch kontroverse Ansichten, das ist selbstverständlich und das muss auch ausgehalten werden in der Zusammenarbeit. Aber die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Bildung und der Wissenschaft hat tatsächlich ein stabiles Fundament und ist von Vertrauen geprägt. Und von daher, wenn wir uns auf wissenschaftliche Themen konzentrieren, auf die Forschung konzentrieren, gemeinsame Forschung, konzentrieren wir uns ja eigentlich auf die Zukunft. Und machen keine Nachbearbeitung politischer, schwieriger politischer Probleme, sondern bereiten eine vertrauensvolle Zukunft vor. Und das steht im Mittelpunkt unseres Kooperationsansatzes oder unseres auch, ich möchte sagen, freundschaftlichen Ansatzes mit Russland.
    Kürzere Bildungswege und mehr Mobilität
    Biesler: Die Ressourcen, die Bodenschätze sind für Russland unheimlich wichtig. Russland ist reich an Bodenschätzen und aus dem Verkauf dieser Bodenschätze und aus der Verarbeitung kommen erhebliche Einnahmen für das Land. Sie planen, habe ich gelesen, auch eine deutsch-russische Ressourcenuniversität. Was genau wäre das?
    Meyer: Es gibt ein Vorbereitungsprojekt, Netzwerk für eine russisch-deutsche Ressourcenuniversität, auch vom BMBF, also von unserem deutschen Bildungs- und Forschungsministerium finanziert, Überlegungen, wie gemeinsame Studiengänge aufgebaut werden können im Bereich Rohstoffe, Material und Energie, die nicht nur in Deutsch oder Englisch, sondern auch in russischer Sprache gehalten werden.
    Und diese Ausbildung soll kürzere Bildungswege für Studierende, die vielleicht aus Sprachbarrieregründen nicht im jeweilig anderen Land studieren würden, dieses verbessern und die Mobilität verbessern und damit auch die russische und die deutsche Wirtschaft bildungsvorbereitend zusammenbringen.
    Biesler: Professor Bernd Meyer, Rektor der TU Bergakademie Freiberg und frisch gekürt zum Ehrenwissenschaftler der Russischen Föderation. Vielen Dank!
    Meyer: Ja, danke Ihnen auch, Glück auf!
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.