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TU München
"Man kann sich auf dem Exzellenz-Titel nicht ausruhen"

Seit es die Exzellenz-Initiative gibt, gehört die TU München dazu. Mit den rund 350 Millionen Euro Fördergeld konnte sie Spitzenwissenschaftler aus dem Ausland anlocken und renommierte Forschungs-Cluster aufbauen. Doch mit dem Titel steigt auch der Druck, innovativ und international konkurrenzfähig zu bleiben.

Von Regina Steffens | 19.07.2019
Studenten stehen vor dem Eingang der TU München.
Die TU München gehört zu den Exzellenz-Universitäten der ersten Stunde. (imago/Joko)
Pressesprecher Ulrich Marsch hält sich mit einer Prognose zurück: Wird seine Hochschule, die TU München, zum dritten Mal den Exzellenz-Titel gewinnen?
"Das Feld ist hart und hochklassig besetzt. 2012 haben wir gesehen, dass drei Universitäten, die vorher gefördert wurden, nicht länger gefördert wurden. Das ist also ein echtes wettbewerbliches Verfahren. Und auch nur dann hat es diese Güte und diese Reputation im Ausland, die wichtig ist."
Reputation im Ausland will die TU unbedingt behalten. Erst kürzlich verhalf ihr der gute Ruf zu einem neuen Ethik-Institut. Forschung zu künstlicher Intelligenz, finanziert vom Internet-Konzern Facebook.
Seitdem Bund und Länder vor 13 Jahren die Exzellenzinitiative schufen, ist die TU dabei, bekam in diesem Zeitraum insgesamt rund 350 Millionen Euro Fördergeld, verdoppelte die Doktorandenzahl auf 6000 und baute den Lehrkörper aus.
Ulrich Marsch: "Wir haben insgesamt viele neue Professoren aus dem Ausland geholt. Deutsche, die zurückkommen wollten, aber auch Internationale aus Kanada, aus den USA, aus England, aus der Schweiz, aus Indien, die mit dem Titel Exzellenzuniversität geworben werden konnten."
Sichtbarkeit der Universitäten steigt
Und mit guten Forschungsbedingungen. Die Exzellenzinitiative fördert vor allem sogenannte Cluster, aufwendige Forschungsprojekte in Kooperation zum Beispiel mit dem Max-Planck-Institut. Mit Erfolg: So entdeckte das Astrophysik-Cluster die erste Neutrino-Quelle, also die Quelle kleiner Teilchen im Universum. Vier solcher Exzellenz-Cluster hat die TU für die nächsten sieben Jahre schon sicher.
Ulrich Marsch: "Wir können auch zeigen, dass die Universitäten, die erfolgreich sind, erheblich mehr veröffentlichen, erheblich öfter zitiert werden. Die Sichtbarkeit steigt erheblich, weil doch alle Medien in den OECD-Staaten über dieses Thema Exzellenzinitiative und dieses große Investment von Bund und Länder berichten und die Liste, die hier erfolgreich sind, ist schon bekannt in den Ländern, mit denen wir eng kooperieren in der Wissenschaft."
Pressesprecher Marsch zieht eine positive Bilanz. Für die Studierenden auf dem TU-Campus ist der exzellente Ruf weniger wichtig.
Ein Management-Student der TU: "Also grundsätzlich weiß ich nicht viel darüber und mir ist es auch relativ egal. Ich find diese Namen Exzellenz und Elite eher abstoßend. Das Einzige: Ich komme aus Aachen und da sind alle sehr stolz auf die RWTH, das ist auch eine Elite-Uni. Als ich dann hier nach München gezogen bin, haben viele Leute gefragt, ob ich denn da auch an eine gute Uni gehe und dann hab ich rausgefunden, dass die TU eine Elite-Uni ist."
"Der Titel ist Ansporn"
Ganz anders diese Architekturstudentin. Sie meint, der Titel könnte ihr nutzen: "Ja, ich denke schon, vor allem später für den Beruf. Das sieht vor allem auch gut im Lebenslauf aus, aber ich denke vor allem auch wegen dem Studium. Je besser die Uni, desto besser das Studium."
Doch die TU, ein "alter Hase" unter den Exzellenz-Unis, steht auch unter Druck, den Titel zu halten, weiß Ulrich Marsch.
"Man kann sich auf diesen Dingen überhaupt nicht ausruhen. Wir haben mit China eine extrem innovative und schnelle Forschungslandschaft, die mittlerweile weit über das Kopieren von Themen hinausgegangen ist. Wenn man sich hier nicht jeden Tag anstrengt und jeden Tag innovativ tätig ist, bringt einem der Titel auch nichts. Der Titel ist vielmehr Ansporn."
Die TU arbeitet eifrig weiter an ihrem Renommee. Dass der Wettbewerb dazu führt, die deutschen Universitäten in eine Zweiklassen-Gesellschaft zu teilen, ist für Marsch nicht problematisch - im Gegenteil.
"Aber eine Differenzierung ist notwendig. Wir haben in den 80er- und 90er-Jahren gesehen, dass das deutsche Hochschulsystem nicht überragend leistungsfähig war, es ist eben nicht gelungen eine große Anzahl von internationalen Spitzenwissenschaftlern nach Deutschland zu ziehen. Es gibt nun einmal Differenzierung in allen Lebenssituationen, die wir haben und natürlich auch bei den Hochschulen."
Und so baut die TU München ehrgeizig und selbstbewusst ihren Vorsprung in der deutschen Hochschullandschaft aus. Man will ja schließlich wieder den Exzellenz-Titel gewinnen.