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Türkei-Urlauber
"Es gibt keine große Verunsicherung"

Nach dem Putschversuch in der Türkei hätten nur sehr wenige deutsche Touristen, die an der Ägäis oder der türkischen Riviera Urlaub machten, ihre Reise storniert. Das sagte Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband im DLF. Es gebe seitens der Urlauber keine so große Verunsicherung, dass alle früher zurück wollten.

Sibylle Zeuch im Gespräch mit Susanne Kuhlmann | 18.07.2016
    Touristen stehen in einer Straße in der Altstadt der südtürkischen Stadt Antalya.
    Nicht allzu viele Touristen überlegen derzeit, ob sie ihren Urlaub in der Türkei (hier in Antalya) früher beenden sollen. (picture alliance / dpa / Lena Klimkeit)
    Susanne Kuhlmann: Schon vor dem Putschversuch vom Freitag steckte die türkische Tourismusbranche in der Krise, denn im Frühjahr gab es unter anderem den Anschlag in Istanbul, bei dem viele deutsche Urlauber starben. Jetzt ist Sommerferienzeit, aber manch einen, der einen Türkeiurlaub gebucht hat, könnte in den vergangenen Tagen ein mulmiges Gefühl beschlichen haben. - Am Telefon in Berlin ist Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband. Guten Tag, Frau Zeuch.
    Sibylle Zeuch: Hallo, Frau Kuhlmann.
    Kuhlmann: Wie haben die Reiseveranstalter am Wochenende denn auf die angespannte Lage in der Türkei reagiert?
    Zeuch: Viele Veranstalter haben am Wochenende angeboten, dass kostenlos umgebucht oder storniert werden kann. Das heißt, mögliche Abreisen an diesem Wochenende, für diese Reisenden gab es diese Möglichkeit. Das ist jetzt ausgelaufen, denn auch das Auswärtige Amt meldet ja, dass von der Mittelmeerküste oder anderen Teilen wie der Ägäis keine besondere Vorkommnisse gemeldet werden. Dort findet auch der Reiseverkehr wieder völlig uneingeschränkt statt.
    "Es ist jetzt keine Reisezeit für ein Städtereiseziel wie Istanbul"
    Kuhlmann: Sieht denn das Auswärtige Amt und sehen Sie als Verband der Reiseveranstalter einen Unterschied, was die Sicherheit betrifft, zwischen Istanbul auf der einen Seite und den Badezielen am Meer?
    Zeuch: Eines vorab. Wichtig zu wissen: Die Sicherheitslage wird ausschließlich vom Auswärtigen Amt beurteilt. Das ist die Behörde, deren Aufgabe auch unter anderem darin besteht, natürlich die Sicherheitslage im Ausland für Deutsche einzuschätzen. Dort kann man auch nachlesen, dass für Ankara und Istanbul, also dort, wo der Putschversuch stattgefunden hat, darauf hingewiesen wird, dass die Urlauber, die sich dort befinden, natürlich Vorsicht walten lassen, dass man Menschenansammlungen vermeidet. Es ist allerdings auch so, das muss man wissen: Es ist jetzt keine Reisezeit für beispielsweise ein Städtereiseziel wie Istanbul. Es ist zu warm. Die meisten Urlauber fliegen direkt an die türkische Riviera oder an die Ägäis, um dort Badeurlaub zu machen. Eine Städtereise jetzt in dieser Jahreszeit, das ist eher etwas für Frühjahr oder Herbst. Und Ankara ist die Stadt, wo die Regierung sitzt, aber wird eigentlich von Reisenden eher selten frequentiert.
    Kuhlmann: Also keine konkrete Warnung für die Gebiete, in die die Leute für Badeferien reisen. Welche Optionen hat man denn, wenn man seinen Urlaub im Moment trotzdem lieber nicht antreten möchte?
    "Es gibt vereinzelte Anfragen, aber keine große Welle"
    Zeuch: Jemand der seine Reise über einen Reiseveranstalter gebucht hat, der kann auch diesen direkt kontaktieren und mit ihm Möglichkeiten eruieren, denn es ist immer die Frage, was haben sie gebucht, gibt es eine Möglichkeit, beispielsweise die jetzt geplante Reise auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, oder aber ein anderes Reiseziel zu finden, wo man ein besseres Gefühl hat. Das sind Dinge, die muss aber der Kunde direkt bei dem Veranstalter klären, bei dem er auch seine Reise gebucht hat.
    Kuhlmann: Das gilt wahrscheinlich in ähnlicher Form für die Urlauber, die bereits an ihrem Ziel sind und überlegen, ob sie vielleicht früher zurückreisen?
    Zeuch: Das ist richtig. Sie haben ja als pauschal reisender Gast einen Veranstalter, einen direkten Ansprechpartner. Das ist der Reiseleiter. Dort können Sie sich auch hinwenden. Was wir nur am Wochenende gesehen haben: Es gab natürlich immer mal den einen oder anderen, der angefragt hat nach einer früheren Abreise. Aber das waren sehr, sehr wenige vereinzelte Anfragen. Und auch das Angebot, kurzfristig zu stornieren, wurde wirklich nur in Einzelfällen genutzt. Es gibt jetzt seitens der Urlauber keine so große Verunsicherung, dass alle sagen, wir wollen früher zurück oder sogar gar nicht mehr reisen. Es gibt vereinzelte Anfragen, aber keine große Welle.
    Kuhlmann: Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband war das mit aktuellen Hinweisen für Türkeiurlauber. Ihnen vielen Dank nach Berlin.
    Zeuch: Gerne! Danke Ihnen.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.