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Türkei-USA-Konflikt
US-Regierung unbeeindruckt von Erdogans Boykottaufruf

Der Boykottaufruf des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gegen amerikanische Elektronikprodukte wird in den USA praktisch ignoriert. Zu unbedeutend ist die Türkei als Absatzmarkt. US-Präsident Donald Trump weiß, dass er am längeren Hebel sitzt.

Martin Ganslmeier | 15.08.2018
    Donald Trump
    Die USA sitzen im Konflikt um den inhaftierten Pastor Brunson am längeren Hebel (picture alliance / Michael Reynolds/Consolidated News Photos/Pool/dpa)
    Die US-Regierung zeigte sich unbeeindruckt von der Aufforderung des türkischen Staatspräsidenten Erdogan, elektronische Produkte aus den USA zu boykottieren. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, sagte, für die US-Regierung habe sich die Lage nicht verändert. US-Präsident Donald Trump fühle sich weiter verpflichtet, den amerikanischen Pastor Brunson und weitere in der Türkei inhaftierte US-Bürger zurück in die USA zu holen. Trump sei sehr frustriert, dass dies immer noch nicht geschehen sei. Notfalls werde die US-Regierung den wirtschaftlichen Druck auf die Türkei verstärken.
    Auch die Sprecherin des US-Außenministeriums, Heather Nauert, betonte, einen Fortschritt aus der gegenwärtigen Krise gebe es erst dann, wenn Pastor Brunson und weitere inhaftierte US-Bürger in einem Flugzeug auf dem Weg nach Amerika sitzen.
    Das Foto zeigt den amerikanischen Pfarrer Andrew Craig Brunson in Izmir.
    Der amerikanische Pfarrer Andrew Craig Brunson in Izmir. (dpa-Bildfunk / DHA)
    Marktführer in der Türkei ist Samsung
    In den US-Medien spielte Erdogans Boykottaufruf keine große Rolle. Zu unbedeutend ist die Türkei als Absatzmarkt für amerikanische Hersteller. Nur fünf Prozent der Importe in die Türkei kommen aus den USA. Und durch den Wertverlust der türkischen Währung sind amerikanische Produkte ohnehin für viele Verbraucher in der Türkei zu teuer geworden. Unter den Mobiltelefonen in der Türkei kommen die iPhones von Apple nur auf einen Marktanteil von knapp 18 Prozent. Marktführer ist seit langem Samsung über 50 Prozent Marktanteil.
    Im Streit zwischen den beiden NATO-Partnern weiß US-Präsident Trump, dass er am längeren Hebel sitzt. Ein Nachgeben ist von ihm deshalb kaum zu erwarten. Unterdessen empfahlen Wirtschaftsexperten in den USA der türkischen Zentralbank, die Leitzinsen deutlich zu erhöhen. Nur so komme wieder ausländisches Kapital in die Türkei und nur so lasse sich die Inflation bekämpfen.