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TV-Debatte der US-Demokraten
Lange Nacht zum Klimaschutz

Auch Extremwetterlagen wie Hurrikan "Dorian" können US-Präsident Donald Trump nicht von einer klimafreundlichen Umweltpolitik überzeugen. Die potenziellen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten wiederum haben das Thema Klimaschutz alle auf ihrer Agenda - und debattierten darüber im US-Fernsehen.

Von Sarah Zerback | 05.09.2019
Viele Menschen stehen unter sich im Wind biegenden Palmen vor einem Zaun am Meeresufer und blicken auf die Wellen.
Hurrikan Dorian gilt in der Debatte der Demokraten als Beleg für den Klimawandel. (dpa / Herlad / abaca / Matias J. Ocner)
Seit Tagen laufen im Nachrichtensender CNN Warnungen vor Hurrikan "Dorian" und Bilder der Verwüstungen in Dauerschleife. So sieht Klimawandel aus und das ist ein Desaster: So formuliert es Moderator Wolf Blitzer zum Beginn der Debatte
"Wir sehen gerade die Auswirkungen des Klimawandels aus erster Hand, während ein kraftvoller Hurrikan über dem Atlantik tobt."
In diesem Punkt sind sich die Demokraten einig, die an diesem Abend auf der Bühne stehen und sich seinen Fragen und denen des Publikums stellen. Und auch dem demokratischen Wählerklientel spricht er damit aus dem Herzen. Nur über die eigene Gesundheitsversorgung machen sie sich ähnlich große Sorgen. Und so dreht sich die Diskussion innerhalb der Partei auch nicht darum, ob, sondern wie engagiert die Erderwärmung gestoppt werden soll. Herausforderer Joe Biden steht für das moderate Ende des Spektrums – mit vergleichsweise bescheidenen 1,7 Billionen US-Dollar die seine Klimapläne kosten sollen:
"Ja, ich denke das ist aggressiv genug und bekommt deshalb auch größtenteils gute Bewertungen aus der Umweltgemeinde. Aber die Wissenschaft entwickelt sich ja auch weiter und wenn sie das tut, können wir auch mehr tun. Ich hätte gerne null Kohlenstoffemissionen bis 2030 oder 2035 aber ich kennen keinen Wissenschaftler, der sagt, das ist aktuell möglich. Wir müssen die Dinge angehen, die jetzt gemacht werden können und von da aus weitermachen."
Nicht mit extremen Positionen auffallen
Damit bleibt der ehemalige Vizepräsident auch in umweltpolitischen Fragen seiner Wahlkampfstrategie treu: Nicht mit extremen Positionen auffallen, sondern als wählbare, realistische Alternative zu Donald Trump. Im direkten Vergleich führt er aktuell um zwölf Prozentpunkte – und allen anderen Kandidaten im eigenen Lager. Auf der anderen Seite des Spektrums: Der linke Demokrat Bernie Sanders, dem der Klimaschutz das Zehnfache wert ist.
"Donald Trump denkt, der Klimawandel ist ein Scherz. Ich denke, Donald Trump liegt damit gefährlich falsch. Ich mag ja altmodisch sein, aber ich glaube an die Wissenschaft. Wir haben es mit einer existentiellen Bedrohung unseres Planeten zu tun. Wir müssen darauf aggressiv reagieren und das machen wir denke ich mit unserem Plan."
Diskussion um neue Atomkraftwerke
Attacken untereinander bleiben auch an diesem Abend aus. Das liegt am Format: Es wird nicht mit- sondern nacheinander diskutiert. Aber auch daran, dass niemand die Partei spalten will und damit den Fehler der Republikaner aus dem letzten Wahlkampf wiederholt. Das wohl größte Streitthema ist aber die Frage, ob die USA neue Atomkraftwerke bauen sollen oder nicht. Immerhin ein Fünftel der gesamten Energie des Landes wird so gewonnen. Elizabeth Warren, Senatorin und ebenfalls unter den Top-Drei aktuell, wirbt für einen Kompromiss:
"Während meiner Amtszeit bauen wir keine neuen Atomkraftwerke und wir bewegen uns weg von der Kernenergie und ersetzen sie durch Erneuerbare. Bis 2035 auf jeden Fall, aber hoffentlich sogar schneller.
Soziale Herausforderungen der Energiewende
Die größte Herausforderung der Demokraten besteht wohl darin, ihr einstiges Kernklientel davon zu überzeugen, dass die Zukunft nicht in Kohle, Gas und Öl liegt. Den Arbeitern im so genannten Rostgürtel, in West Virginia oder Ohio, die sich um ihre Jobs sorgen, verspricht Bernie Sanders 20 Millionen Jobs, sowie soziale Absicherung.
"Die Bergmänner, die Männer und Frauen, die auf den Bohrinseln arbeiten, das sind nicht meine Feinde. Mein Feind ist der Klimawandel. Deshalb garantieren all jenen, die ihren Job verlieren, weil wir aus der Kohle aussteigen, ein Einkommen für fünf Jahre, sie bekommen Weiterbildungsmaßnahmen. Denn diese Arbeiter sollen nicht dafür bestraft werden, dass wir versuchen, den Planeten zu retten."
Trumps aktuelle Umweltpolitik
Mit Ideen dafür versuchen sich die Demokraten gegenseitig zu übertrumpfen. Die Klimapolitik des amtierenden Präsidenten übertreffen sie damit alle. Seine Regierungsmannschaft arbeitet aktuell daran, ganze 85 Umweltgesetze aufzuheben. Die Regenwälder Alaskas sollen abgeholzt werden dürfen, die Auflagen für klimaschädliches Methangas sollen gelockert werden, ebenso wie der Schutz bedrohter Tierarten und Auflagen zu Energiesparlampen – um nur die Maßnahmen der vergangenen beiden Wochen zu nennen. Und so sind sich viele Experten einig: Die Folgen von Donald Trumps Umwelt- und Klimapolitik werden noch viele Generationen zu spüren bekommen. Egal, wer die Wahlen 2020 gewinnt.