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TV-Debatte der US-Demokraten
Vereint gegen Trump

Donald Trump gehöre seines Amtes enthoben - darin waren sich die zwölf verbleibenden Präsidentschaftskandidaten der Demokraten bei ihrem Fernseh-Auftritt einig. Doch bleibt die Frage spannend, wer ihn letztlich herausfordern darf - ein moderater Kandidat oder ein Vertreter des linken Flügels.

Von Torben Ostermann | 16.10.2019
TV-Debatte der Präsidentschaftsbewerber der US-Demokraten: Die kalifornische Senatorin Kamala Harris, Senator Bernie Sanders aus Vermont, der frühere Vize-Präsident Joe Biden und die aussichtsreiche Senatorin Elizabeth Warren aus Massachusetts sowie Pete Buttigieg, Bürgermeister von South Bend in Indiana
TV-Debatte der Präsidentschaftsbewerber der US-Demokraten: Die kalifornische Senatorin Kamala Harris, Senator Bernie Sanders aus Vermont, der frühere Vize-Präsident Joe Biden und die aussichtsreiche Senatorin Elizabeth Warren aus Massachusetts sowie Pete (AFP/Saul Loeb)
Punkt 20 Uhr – Primetime bei CNN. Als die zwölf verbleibenden demokratischen Präsidentschaftskandidaten die Bühne in Ohio betreten, dürfte ihnen eins klar gewesen sein: Es wird das letzte Mal sein, dass sie alle dabei sind. Drei Stunden Zeit haben die zwölf Kandidaten Zeit, um zu zeigen, wofür sie stehen und um den Amerikanern ihre Pläne für die Zeit nach Trump zu erklären. Die Debatte beginnt in großer Einhelligkeit: Trump gehört seines Amtes enthoben und das so schnell wie möglich.
Seit der letzten Debatte ist viel passiert, auch im Kandidatenfeld der Demokraten. Elizabeth Warren ging erstmals als Favoritin in die Debatte. Die 70-jährige Senatorin aus Massachusetts liegt in einigen Umfragen derzeit vorne. Wie erwartet wurde sie deswegen häufiger attackiert als andere. Besonders für eins ihrer Vorhaben: eine einheitliche Krankenversicherung für alle Amerikaner.
Fernsehdiskussion zwischen demokratischen Präsidentschaftsbewerbern. Links steht New Yorks Oberbürgermeister de Blasio, die zweite von rechts ist Elisabeth Warren
Diese US-Demokraten könnten Donald Trump herausfordern
Wer soll im November 2020 gegen Donald Trump antreten? Noch ist das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten offen. Das Bewerberfeld ist divers - und weiblich wie nie zuvor.
Kritik an Favoritin Elizabeth Warren
Einer ihrer Kritiker ist der 37-jährige Pete Buttigieg, Bürgermeister der Stadt South Bend, Indiana. Er wirft ihr vor, den Amerikanern zu verschweigen, wie sie das bezahlen will: "Senatorin, sie scheinen einen Plan für alles zu haben. Aber dafür nicht: Wie wollen sie denn das entstehende Multi-Billionen-Dollar-Loch schließen?"
Die Partei-Linke Warren im Verteidigungsmodus. Sie bleibt bei dem, was sie bereits seit Wochen wiederholt: "Die Kosten werden steigen: und zwar für die Reichen und große Unternehmen. Aber: Ich werde als Präsidentin kein Gesetz unterschreiben, das die Kosten für die Mittelklasse nicht senkt."
Joe Biden positioniert sich zu Syrien
Auch wenn die Zustimmung für ihn leicht nachlässt: Joe Biden ist nach wie vor einer der aussichtsreichsten Kandidaten bei den Demokraten. Viele Amerikaner glauben, dass nur ein moderater Demokrat wie er Trump schlagen kann. Angesprochen auf die Entscheidung des US-Präsidenten, die Truppen aus Nordsyrien abzuziehen und damit den Weg für türkische Invasion erst frei zu machen, wird der erfahrene 76-Jährige deutlich:
"Ich habe tausende Stunden während solcher Einsätze im Weißen Haus verbracht. Ich habe zudem viel Zeit in den Gegenden selbst verbracht. Und wissen Sie was? Die Militärverantwortlichen da draußen, frühere und jetzige, schämen sich für das, was hier gerade passiert."
Sorge um Gesundheit von Bernie Sanders
Bernie Sanders war lange das einzige Idol der demokratischen Linken – mit Elizabeth Warren bekommt er nun ernstzunehmende Konkurrenz. Und auch gesundheitlich ist der 78-jährige Senator aus Vermont angeschlagen. Zuletzt hatte ihm ein Herzinfarkt zu schaffen gemacht. Die Moderatorin des Abends will nun über die Gesundheit der Kandidaten sprechen - Sanders betont, dass er sich gut fühle, sehr zur Freude des Publikums.
Die vierte demokratische Präsidentschaftsdebatte verlief erwartbar, ohne große Überraschungen. Die Demokraten zeigten sich bemüht, mehr auf eigene Themen zu setzen, als ständig über Donald Trump und seine Tweets zu diskutieren. Elizabeth Warren brachte es so auf den Punkt: Sie möchte Donald Trump nicht nur von Twitter wegschubsen, sondern auch aus dem Weißen Haus.
Für die Demokraten ist die Entscheidung, wen sie am Ende nominieren, auch eine Richtungsentscheidung: Setzt sich am Ende eher ein moderater Kandidat wie Joe Biden durch oder doch ein Vertreter des linken Flügels wie Elizabeth Warren? Fest steht in jedem Fall eins: Schon bei der nächsten Debatte wird die Runde deutlich kleiner sein. Statt der zwölf wie in Ohio bekommen nur noch acht Demokraten die Möglichkeit, einem Millionenpublikum ihre Vision von der Zeit nach Trump zu präsentieren.