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TV-Gelder
Mainzer Aufstand

Seit Wochen streiten die Fußballklubs der Bundesliga über die Verteilung der Fernsehgelder. Bislang ist es so: Die Besten bekommen am meisten. Nun sorgt eine Idee aus Mainz für Furore. Denn wenn es nach Finanzvorstand Jan Lehmann geht, soll jeder Verein bald gleiches Geld bekommen.

Von Achim Scheu | 20.08.2020
Bayer 04 Leverkusen - SC Paderborn 17.08.2019. Der Torschütze zum 1:1 für Paderborn Sven Michel jubelt in die Fernsehkamera.
TV-Rechte: Die Vereine können für die Spielzeiten 2021/2022 bis 2024/25 mit Gesamteinnahmen in Höhe von insgesamt 4,4 Milliarden Euro rechnen (imago / Horstmüller)
Eigentlich geht es in Mainz eher ruhig und beschaulich zu. Mainz 05 gilt als eher braves Mitglied der Bundesliga. In diesen Tagen ist das anders.
"Vor zehn Jahren war das so, dass der Erste der TV-Geldverteilung ungefähr doppelt so viel Geld bekommen hat, wie der Achtzehnte in der Bundesliga. Heute ist das auf fast den Faktor vier zu eins angestiegen." Der Mainzer Finanzboss Jan Lehmann sorgt für Schlagzeilen, setzt öffentlich Akzente.
Forderung: Gleiches Geld für alle!
Gleiches Geld für alle, das fordert er. Einige verstehen das als Revolution. Jan Lehmann: "Das aktuelle Verteilungsmodell führt eben zu einer sehr, sehr starken Spreizung und dadurch zu einem weniger spannenden Wettbewerb. Wenn wir das Ziel verfolgen, wir wollen einen spannenderen Wettbewerb in der Bundesliga, dann müssen wir auch dafür sorgen, dass die Gelder zumindest gleicher verteilt werden."
Den Reichen wird gegeben
Jahr für Jahr gab es immer mehr Fernsehgeld für die Klubs. Den größten Batzen bekamen die Besten, wie die Bayern. Das sorgt für Unmut. 1,2 Milliarden Euro Fernsehgelder werden für die kommende Saison über einen komplizierten Schlüssel verteilt. Im Kern: Wer über einen möglichst langen Zeitraum weit vorne in der Tabelle landet, bekommt am meisten Geld. Wer also einmal Meister wird, hat Chancen, es ein zweites, ein drittes oder eben acht Mal in Folge zu schaffen.
So wie die Bayern. Das langweilt die Fans und schadete der Attraktivität der Liga, finden die DFL-Bosse. Christian Seifert: "Dass sich unsere Medienpartner, dass sich auch die Zuschauer spannende sportliche Wettbewerbe wünschen und spannende sportliche Entscheidungen wünschen, da steht, glaube ich, außer Frage."
Leistung soll sich lohnen
Nur wie soll es anders laufen? Leistung soll belohnt werden, da sind sich alle einig. Aber es leistet eben nicht nur der, was der Deutscher Meister wird. Mainz 05 fordert mit Jan Lehmann eine neue Bewertung. "Leistung wird dadurch honoriert, dass man das sportlich erreichte, also die Anzahl der Punkte zum Beispiel in Bezug setzet, zu dem, was man an finanziellen Mittel eingesetzt hat und daraus eine Rangfolge bildet. Und dann würde sich sicherlich eine ganz andere Tabelle ergeben, als das heute in der Fünfjahreswertung der Fall ist." Mainzer Ideen, die es in sich haben und für viel Diskussionen sorgen.