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TV-Rechte
Ein bedrohliches Szenario

Der Verkauf der Olympia-Übertragungsrechte durch das IOC ab 2018 an das US-Unternehmen Discovery kann weitreichende Auswirkungen auf den Sport in Deutschland haben. Sportfunktionäre und Sportpolitiker sind hellhörig geworden.

Von Andrea Schültke | 30.06.2015
    Die Olympischen Ringe.
    Die Olympischen Ringe. (dpa / Daniel Kalker)
    Für Dagmar Freitag, die Vorsitzende des Bundestagssportausschusses, ist die Akzeptanz vieler Sportarten in Deutschland bedroht. Sie sagt angesichts der Ausbootung von ARD und ZDF. "Es wäre sehr bedauerlich, wenn ein IOC-Deal damit mehr oder weniger unmittelbar zu Lasten des Sports und der Sportbegeisterten in Deutschland gehen würde."
    Und das nicht nur, weil manche Verbände dann finanzielle Probleme bekämen. Denn die ARD nutzt den überraschenden Rechte-Handel laut Sportkoordinator Axel Balkausky für die Überlegung, "ob unsere Strategie den Olympischen Sport auch zwischen den Olympischen Spielen sehr weitgehend im Programm von ARD und ZDF unterzubringen, ob das noch Bestand haben wird oder ob wie diese Strategie ändern werden. Das hat Folgen, wenn sich Deutschland um die Austragung internationaler Sport-Großereignisse bewerben will.
    Weitreichende Folgen für Großveranstaltungen
    Der deutsche Ruderverband (DRV) etwa möchte die WM 2019 nach Hamburg holen. Voraussetzung für die Bewerbung ist aber laut DRV-Präsident Siegfried Kaidel die Zusage der Fernsehübertragung. "Dies ist natürlich nun nicht möglich, weil das Fernsehen nicht weiß, wie sie sich damit aufstellen für die Zukunft und was sie daraus für Schlüsse ziehen." Ähnlich könnte es dann auch dem deutschen Schwimmverband ergehen. Der DSV möchte Hamburg oder Berlin ins Rennen schicken um die Austragung der Schwimm-WM 2021.
    Droht ein Qualitätsverlust?
    Die Diskussion um die Auswirkungen der Rechte-Vergabe dreht sich allerdings auch um die Qualität und die Inhalte der zukünftigen Olympiaberichterstattung. Für Dagmar Freitag sind bestimmte Themen unverzichtbar. "Dopingbekämpfung, Menschenrechtslage, Transparenz der Kosten und viele andere Dinge sind ja Bereiche, die in der Berichterstattung eine Rolle spielen müssen. Es geht also um eine breite und qualitativ gute Berichterstattung und bei ARD und ZDF bin ich davon überzeugt, dass das doch gesichert wäre." Die verschiedenen Szenarien bieten viel Gesprächsstoff auch für den parlamentarischen Abend des Deutschen Olympischen Sportbundes jetzt Anfang Juli in Berlin.