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Uber-Börsengang
Eine riskante Wette auf die Zukunft

Nun ist es offiziell: Der Fahrdienstleister Uber will den Sprung an die New Yorker Börse machen. Es könnte damit einer der größten Börsengänge der Geschichte werden. Allerdings: Uber schreibt Verluste – und das könnte noch sehr lange so bleiben.

Von Mischa Ehrhardt | 12.04.2019
ARCHIV - Das Logo des umstrittenen Fahrdienst-Vermittlers Uber ist am 03.06.2014 in einer Filiale in San Francisco (USA) zu sehen. Der umstrittene Fahrdienst-Vermittler erweitert sein Einzugsgebiet um 24 St
Uber - überbewertet? (dpa/Christoph Dernbach)
Mit tiefroten Zahlen steuert der Fahrdienstleister Uber an die Börse in New York. Im vergangenen Jahr haben sich 1,85 Milliarden US-Dollar Verluste vor Steuern in der Bilanz angesammelt. Da ist ein geschätzter Wert des Unternehmens von rund 100 Milliarden Dollar eine stolze Summe.
"Was ich spannend finde ist, wie stark überteuert doch die Uber wahrscheinlich rauskommen wird im Vergleich zu konventionellen Firmen wie Autovermietern oder klassischen Reisefirmen. Das scheint mir stark am oberen Ende zu liegen", sagt Henrik Leber von der Fondsgesellschaft Acatis.
Deutliche Warnung im Börsenprospekt
Der Reisevermittler Booking.com beispielsweise bringt "nur" rund 80 Milliarden Dollar auf die Börsen-Waagschale, hat im vergangenen Jahr aber vor Steuern fast fünf Milliarden Dollar verdient. Im Gegensatz dazu wird Uber vermutlich über lange Zeit noch keine Gewinne schreiben können - zu hoch die Investitionskosten, um Marktanteile zu gewinnen und die globale Expansion voranzutreiben. So warnt Uber im Börsenprospekt nicht nur vor einer langen Durststrecke, sondern auch davor, möglicherweise nie in die Gewinnzone zu kommen.
"Als ich das heute Morgen gehört habe und gelesen habe, das darauf hingewiesen wird, dass es durchaus die Möglichkeit gibt, kein Geld zu verdienen, war ich schon ein bisschen verdutzt und habe mich gefragt, mutige Aussage für so einen großen Börsengang", sagt der Aktienhändler Stefan Scharfetter von der Baader Bank. Eine mutige Aussage, die sich erklärt durch die Tatsache, dass in vielen Börsenprospekten derartige Warnungen zu finden sind – sie schützen die Firmen vor möglichen späteren Klagen, wenn Investoren mit Geschäftsverlauf, den Gewinnen des Unternehmens oder dem Aktienkurs nicht zufrieden sind. Auf vergleichbare Art gewarnt hatten etwa auch Twitter, Snap und der Uber-Konkurrent Lyft bei ihren Börsengängen.
Oft folgt eine herbe Enttäuschung
Uber jedenfalls fährt mit seinem Börsengang dem Konkurrenten Lyft hinterher, denn der war bereits Ende März an die Börse gegangen. Der anfängliche Hype ist inzwischen Ernüchterung gewichen: Seit dem Börsendebüt ist die Lyft-Aktie um rund 30 Prozent in den Keller gerauscht. Was die zeitweilige Anziehungskraft von Lyft und Uber für Investoren in erster Linie wohl ausmacht, ist das starke Wachstum in den vergangenen Jahren. 2018 stieg der Gesamtumsatz des Uber-Konzerns um 42 Prozent. Im Fahrdienst-Geschäft allerdings haben die Umsätze in den letzten drei Quartalen stagniert. Kurz: Wenn der Börsengang voraussichtlich Anfang Mai über die Bühne geht, wird Uber eine Wette auf die Zukunft sein – genauer: eine riskante Wette auf die Zukunft.