Donnerstag, 25. April 2024

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Überlebensstrategien für Europas Banken 
Regulieren, konsolidieren, fusionieren

Fast ein Jahrzehnt nach der Finanzkrise und den nachfolgenden Krisen im Euroraum schwächeln die europäischen Banken immer noch. In Deutschland ist das an der Deutschen Bank am besten zu erkennen. Doch auch andere europäische Geldhäuser ächzen unter der Reglementierung und den niedrigen Zinsen. Gibt es vielleicht schlicht zu viele Institute?

Von Brigitte Scholtes | 01.02.2017
    Dunkle Wolken am Himmel
    Dunkle Wolken am Himmel (picture alliance / dpa / Boris Roessler)
    Noch vor knapp fünf Jahren war der Protest gegen die Banken groß, so auch im Mai 2012 bei einer der ersten Demos der kapitalismuskritischen Bewegung Blockupy. Deren Fokus hat sich in den letzten Jahren jedoch verlagert - weg von den Banken hin zur Politik und dem allgemeinen Protest gegen Populismus. Doch noch immer stehen die Banken in Deutschland und Europa vor einem Berg von Problemen. Walter Sinn, Partner der Unternehmensberatung Bain & Company fasste diese vor einigen Wochen so zusammen:
    "Die Herausforderungen bleiben. Angesichts dieser Tatsache müssen deutsche Banken radikal an Kosten ran, müssen das Thema Konsolidierung aufnehmen und müssen vor allem ihre Geschäftsmodelle neu ausrichten. Das Ganze jetzt, das duldet keinen Verzug. Die Stunde der Entscheider ist gekommen."
    Das klingt dramatisch. Die Krise sei nicht ausgestanden, sagt auch Martin Hellwig, Direktor am Bonner Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern, denn zuvor müssten faule Kredite wirklich abgeschrieben sein. Er nennt einige Problemfälle:
    "Wenn ich mir angucke, mit was für Zahlen man über Monte dei Paschi di Siena oder über HSH Nordbank redet, wie da immer wieder neu Kreditprobleme offengelegt werden, von denen man eigentlich denken sollte, sie waren schon vor drei Jahren bekannt, dann habe ich das Gefühl, es ist noch einiges an Problemen in den Büchern versteckt. Und solange das der Fall ist, ist die Krise insgesamt nicht wirklich überwunden."
    Cryan: "Wir brauchen Zusammenschlüsse"
    Das sehen auch die Bankenaufseher so: Die Europäische Bankenaufsicht EBA etwa fordert eine Bad Bank für Europa, in die all diese faulen Kredite ausgelagert werden - Kredite, die laut EBA noch ein Volumen von insgesamt einer Billion Euro umfassen. Zwar muss man den Managern der Geldhäuser zugestehen: Sie kümmern sich um ihre Probleme, und das seit Jahren. Das hat Vorrang, bevor sie überhaupt ernsthaft an Fusionen denken können. Das gestand im Spätsommer auch Deutsche-Bank-Chef John Cryan ein, der an diesem Donnerstag die Bilanz seiner Bank vorlegen wird. Grundsätzlich aber stellte er damals fest:
    "Der Binnenmarkt wird es uns auch erleichtern, die Kleinstaaterei unter den Banken zu beenden. Wir brauchen weitere Zusammenschlüsse - auf nationaler Ebene, aber eben auch über die Landesgrenzen hinweg. Nur dann können wir auf Dauer wirtschaftlich arbeiten. Nur dann können wir international mithalten."
    Zunächst aber ist Aufräumen angesagt. Bei dieser Aufgabe werden die Institute aber immer wieder zurückgeworfen. Das beobachtet auch Dirk Schiereck, Professor für Unternehmensfinanzierung der Technischen Universität Darmstadt:
    "Die deutschen Banken sind in einer ganz anderen Position als vor sieben, acht Jahren. Sie haben deutlich an Eigenkapital aufgebaut, sie haben sich von zum Teil sehr riskanten Geschäftsbereichen getrennt und stehen vor diesem Hintergrund eigentlich ganz gut da. Auf der anderen Seite ist die Welt natürlich in den letzten Jahren auch nicht stehen geblieben. Wir haben technologische Entwicklungen, die mit der Digitalisierung einhergehen. Wir erleben, dass der Bankenmarkt nach wie vor strukturiert ist: für durchaus eigentlich viel zu viele Banken viel zu wenig Geschäft, und von daher ist bei aller Verbesserung die Lage der Banken sicherlich alles andere als gut gegenwärtig."
    Deutsche Bank streicht 2.500 Vollzeitstellen
    Tatsächlich haben sich große und kleine Institute in den vergangenen Jahren bemüht, ihre Kostenstrukturen neu zu ordnen: So hat sich die Commerzbank, von großen Teilen ihres Investmentbanking-Geschäfts getrennt, sie will sich künftig weitgehend dem klassischen Geschäft mit Privat- und Firmenkunden zuwenden. 9.600 Stellen werden abgebaut.
    Stärker im Fokus der Öffentlichkeit, und das aus gutem Grund, steht die Deutsche Bank, die wegen tausender offenen Rechtsstreitigkeiten hohe Strafen zahlen muss. Erst Ende Dezember hat sie zumindest ihren großen Rechtsstreit in den Vereinigten Staaten um Immobilienfinanzierungen beigelegt - mit einem insgesamt 7.2 Milliarden Dollar schweren Vergleich, an diesem Dienstag auch den Geldwäscheskandal mit Russland - Kosten: Insgesamt knapp 600 Millionen Euro. Die Bank hat sich von Teilen ihres Geschäfts getrennt, und Kosten will sie sparen, indem sie die Zahl ihrer Filialen reduziert, wodurch allein etwa 2.500 Vollzeitstellen wegfallen.
    Die Banken mussten sich auch wegen strengerer Kapitalvorschriften neu aufstellen. Die staatlichen Regulatoren weltweit haben die Schrauben angezogen, die Kreditinstitute sollen vor allem mehr Kapital vorhalten, damit sie vor Risiken besser geschützt sind. Und auch damit müssen sie zunächst zurechtkommen.
    Die Regulatorik
    Strengere Regeln halten die meisten Banken grundsätzlich für richtig. Um diese Regeln europaweit zu koordinieren und die Kreditinstitute besser überwachen zu können, haben die Regierungen das Aufsichtssystem neu geordnet. Nun wacht die EZB im Euroraum direkt über die knapp 130 bedeutendsten Geldhäuser, die 3.500 kleineren unterliegen in Abstimmung mit der EZB jeweils den nationalen Aufsichtsbehörden. Und diese haben ein Ziel, sagt Felix Hufeld, Präsident der deutschen Finanzaufsicht Bafin:
    "Regulierung muss Stabilität schaffen, aber zu akzeptablen Kosten und mit den notwendigen Freiräumen für unternehmerisches Handeln. Kurzum: Sie muss angemessen sein."
    Doch indirekt regiert die EZB auch in die kleineren Banken hinein. Von der versprochenen proportionalen Aufsicht, also einer, die dem Risiko angemessen ist, könne keine Rede mehr sein, kritisiert Uwe Fröhlich, Präsident des BVR, des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken:
    "Zahlreiche Banken, die sich eher in der mittelständischen Kategorie bewegen, beklagen sich derzeit extrem über die regulatorischen Belastungen, die eben in einer dezentralen Verbundgruppe wie unserer in allen 1.000 Genossenschaftsbanken umgesetzt werden müssen - gegenüber einer Konzernstruktur, wo in der Konzernzentrale Frankfurts beispielsweise nur einmal diese Themen angegangen werden müssen, ist das natürlich auch kostentechnisch ein gewaltiger Nachteil."
    Das Risiko besteht also hier nicht darin, dass eine insolvente Bank "too big to fail", also ihr Scheitern systemkritisch wäre, sondern "too small to comply", also zu klein, um diese Regeln bewältigen zu können. Mit ihren regulatorischen Auflagen erreichen die Aufseher also eher eine Schwächung, sagt auch Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands:
    "Unter diesen Bedingungen werden Kreditinstitute so eng reguliert und schon fast stranguliert, dass sie das für die Stabilität notwendige Eigenkapital aus eigener Kraft fast nicht mehr aufbauen können."
    Die Kapitalausstattung
    Aus der Finanzkrise hat man eines gelernt: Die Geldhäuser sollten so viel Kapital vorhalten, dass sie für unvorhersehbare Risiken gut gerüstet sind, so gut jedenfalls, dass sie nicht insolvent werden und durch ihren Fall andere Banken mitreißen, also das ganze System erschüttern würden. Diese Absicherung sei weitgehend gelungen, sagt Klaus Regling, Chef des europäischen Rettungsschirms ESM:
    "Die europäischen Banken insgesamt haben ihr Eigenkapital verdoppelt seit 2008, das sind 600 Milliarden Euro zusätzliches Eigenkapital, und damit sind auch die Eigenkapitalquoten heute vergleichbar mit denen der USA."
    Doch in den Vereinigten Staaten ist man viel schneller und konsequenter gegenüber den Geldhäusern aufgetreten, deshalb stünden diese heute besser da als ihre europäischen Wettbewerber, meint der frühere CDU-Politiker Friedrich Merz, heute Vorsitzender des Netzwerks Atlantikbrücke und seit März 2016 Aufsichtsratschef des deutschen Ablegers von Black Rock, dem weltweit größten Vermögensverwalter:
    "Die Amerikaner haben das aus der Rückschau betrachtet schon mit der Zwangsrekapitalisierung ihrer Banken richtig gemacht, wir haben es in Europa leider nicht richtig gemacht."
    Und deshalb verdienen die amerikanischen Banken heute wieder gutes Geld, während die europäischen schwächeln, weil sie ihr Eigenkapital aufstocken und Investitionen in die Digitalisierung stemmen müssen. Außerdem wurden in den Vereinigten Staaten zwischen 2008 und 2012 insgesamt 465 Banken abgewickelt, in Europa waren es weniger als 40. Auf unserem Kontinent hat man allerdings strengere Regeln erlassen, die Bankenunion geformt und in dieser das System der Aufsicht im Euroraum neu geordnet.
    Aufseher können Insolvenz oft nicht feststellen
    2014, bevor sie im November die Kontrolle über die größten Kreditinstitute übernahm, führte die EZB zusammen mit den nationalen Aufsehern einen Stresstest durch. So wollte sie feststellen, wie es um die Kapitalausstattung der Banken wirklich bestellt war. Dabei wurden Schwächen bei insgesamt 25 Banken offenbar, darunter auch bei der italienischen Großbank Monte dei Paschi di Siena. Aber auch damals dürften bei Weitem nicht alle faulen Kredite offengelegt worden sein, kritisiert Bankenexperte Hellwig vom Max-Planck-Institut:
    "Mir ist von Praktikern gesagt worden, sie vermuten, dass noch sehr viel in den Büchern steht. Für Italien wird die Zahl von 350 oder 360 Milliarden an faulen Krediten kolportiert. Die Zahl kann stimmen, sie kann auch nicht stimmen. Das Problem ist, dass wir so viel mit Gerüchten arbeiten müssen, weil die harte Information fehlt."
    Das Eingangstor zum Gebäude der italienischen Bank Monte dei Paschi.
    Zeigte im Stresstest Schwächen: Die italienische Bank Monte dei Paschi. (dpa/picture-alliance/Mattia Sedda)
    Ob Banken also tatsächlich insolvent sind, können die Aufseher offenbar nicht feststellen. Und die Regeln, die die Steuerzahler vor den Folgen eines Bankenzusammenbruchs schützen sollen, finden nicht immer Anwendung. Sparkassenpräsident Fahrenschon:
    "Wir haben eine Abwicklungsrichtlinie geschaffen, mit der allen Steuerzahlern in der Europäischen Union Schutz versprochen wurde. Auf dieser Basis wurden in Slowenien und auch in Zypern Gläubiger zur Bankenrettung herangezogen. Sobald es aber um ein größeres EU-Mitgliedsland geht, stellen wir fest: nicht mehr durchsetzbar."
    Gemeint ist natürlich die drittgrößte italienische Bank Monte dei Paschi di Siena.
    Der Sündenfall
    Denn die italienische Regierung will der Bank, die 8,8 Milliarden Euro an frischem Kapital benötigt, mit einer Finanzspritze helfen. Hat Fahrenschon also recht, wenn er meint, die Abwicklung sei bei größeren EU-Ländern nicht durchsetzbar? Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, der die privat geführten Geldhäuser vertritt, klingt jedenfalls nicht glücklich:
    "Es ist natürlich ein Problem für die Glaubwürdigkeit. Es wäre mir lieber gewesen, wenn wir beim ersten signifikanten Fall, der nach den neuen europäischen Regeln abzuhandeln ist, nicht gleich zur Ausnahme gegriffen hätten, nämlich einen staatlichen Zuschuss für diese Bank zu geben, sondern wenn wir bei dem normalen Regelwerk geblieben wären."
    Doch die Aufseher, auch die Europäische Zentralbank, wiegeln ab. So sagte deren Präsident Mario Draghi schon im Oktober:
    "Die Regeln zur Beteiligung von Gläubigern gelten, sie sind flexibel genug und können auf verschiedene Möglichkeiten angewendet werden. Man sollte sich also keine Sorgen machen. Die EU-Kommission hat die Macht, die Regeln anzuwenden und diese gemäß der bestehenden Gesetzgebung auszulegen."
    Haben die Regierungen getrickst?
    Wie kann das sein? Ganz einfach: Die Regierungen haben getrickst, sagt Martin Hellwig vom Max-Planck-Institut:
    "Dann gibt es noch dieses zusätzliche Instrument der vorsorglichen Rekapitalisierung, was im ursprünglichen Kommissionsentwurf der Richtlinie nicht drin war und im Nachhinein von den Mitgliedsstaaten einschließlich Deutschlands eingeführt wurde. Das bietet die Möglichkeit, dass die Staaten zusätzliches Eigenkapital im Vorhinein aufwenden, um eine Systemkrise zu verhindern. Das unterliegt dann den üblichen Beihilfevorschriften, und genau das ist die Regel, die Italien jetzt anwenden will bei Monte dei Paschi."
    Von daher haben die Politiker nicht gegen die Gesetzgebung verstoßen. Aber mit einem solchen Verhalten bauen sie weder Vertrauen in ihre Politik noch in die Banken auf. Diese Auswirkungen aber wollten sie nicht sehen, sagt Hellwig, der selbst Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium ist:
    "Die Politik hört auf den Rat von Wissenschaftlern, wenn er ihnen in den Kram passt und sonst nicht."
    Das Bankenproblem EZB
    Die EZB ist Bankenaufsicht und Zentralbank zugleich. Eine schwierige Kombination, meint Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz. Das könne man aktuell am Beispiel von Monte dei Paschi di Siena erkennen:
    "Eine stärkere Trennung von Aufsicht und Geldpolitik wäre meines Erachtens sinnvoll, damit nicht hinterher Zielkonflikte entstehen und in die geldpolitischen Entscheidungen dann Überlegungen zur Stabilität von Bankbilanzen mit einfließen. Das ist eine Situation, die langfristig gefährlich wäre, die man nicht braucht."
    Ein Eurozeichen wird am 12.03.2016 beim Lichtspektakel "Luminale" in Frankfurt am Main auf die Fassade der Europäischen Zentralbank projiziert.
    Aufseher und Zentralbank: Die EZB in Frankfurt am Main. (picture alliance / dpa / Boris Roessler)
    Der Vorwurf vieler Kritiker lautet, die EZB halte mit ihrer lockeren Geldpolitik schwache Staaten und deren Banken künstlich am Leben. In Deutschland macht das Probleme, auch wenn die Kapitalausstattung der hiesigen Institute noch zumindest vergleichsweise gut sei, sagt BaFin-Präsident Felix Hufeld. Aber:
    "Je länger die Zinsen auf niedrigem Niveau verharren, desto mehr müssen sich die Institute anstrengen, um auf lange Sicht profitabel zu wirtschaften und ein ausreichendes Kapitalpolster zu erhalten. Gefordert sind vor allem die Häuser, die in erster Linie im Einlagen- und im Kreditgeschäft aktiv sind.
    "Es ist Zeit, an der Zinsschraube zu drehen"
    Und das sind in Deutschland vor allem die Sparkassen und Genossenschaftsbanken, kein Wunder, dass diese zu den größten Kritikern der EZB in Deutschland gehören. Uwe Fröhlich, Präsident des genossenschaftlichen Bankenverbands BVR:
    "Es ist insbesondere schade, dass die Zeit, die durch die niedrigen Zinsen auch den politisch Verantwortlichen in den einzelnen Nationen gegeben wird, um notwendige Strukturveränderungen oder auch Schuldentilgungen vorzunehmen, dass dieses nicht genutzt wird. Und von daher ist es wirklich höchste Zeit, auch an der Zinsschraube wieder zu drehen."
    Doch eine geldpolitische Straffung könnte diesen Banken fast noch mehr Schwierigkeiten bereiten. Vertreter der Branche, auch Fröhlich, wiegeln dieses Zinsänderungsrisiko zwar ab:
    "Wir sind natürlich aufgerufen, diese Zinsänderungsrisiken sehr genau zu kalkulieren und Zinsreserven dafür auch zurückzulegen. Das tun wir natürlich."
    Martin Hellwig vom Max-Planck-Institut aber ist besorgt:
    "Wenn Sie sich angucken, was jetzt gerade auch in Deutschland an Immobilienfinanzierung in den letzten zwei, drei Jahren getätigt worden ist und dann mit Zinsfestschreibungen über zehn Jahre, 15, Jahre, 20 Jahre zu zwei Prozent: Lassen Sie die Marktzinsen mal auf vier Prozent hochgehen, dann haben die Banken ein Problem."
    Überlebensstrategien
    Die Zinsen dürften wahrscheinlich noch einige Zeit niedrig bleiben und auf die Margen der Institute drücken, gleichzeitig die Kosten auch für ein weiteres großes Projekt, die Investition in die notwendige Digitalisierung hoch bleiben. Bis diese Investitionen Erträge abwerfen, dürften einige Jahre vergehen. Auf diesen Kostendruck reagieren die Sparkassen und Genossenschaftsbanken seit Jahren, sagt Dirk Schiereck, Bankenexperte der Universität Darmstadt:
    "Wir beobachten, dass dieist. Wir beobachten, dass die Zahl der Volksbanken immer kleiner wird, und wir beobachten damit einhergehend auch, dass immer mehr Sparkassen und Volksbanken ihre Filialen schließen, sich aus der Fläche zurückziehen und trotzdem ihre Kostenstrukturen nicht vernünftig in den Griff bekommen, das heißt, trotz Konsolidierung in der Vergangenheit haben wir nach wie vor einfach sehr viele Institute, und diese Konsolidierung wird deshalb weitergehen."
    Bei den privaten Häusern aber sei man noch nicht soweit: Die Idee der Bildung eines nationalen Champions, eines Zusammenschlusses von Commerzbank und Deutscher Bank, haben die Manager im Herbst selbst schnell verworfen.
    Das Logo der Sparkasse kennt fast jeder, und auch die Farbe?
    Die Zahl der Sparkassen ist stark rückläufig. (dpa / Wolfram Steinberg)
    In anderen europäischen Ländern wie Frankreich hat man schon vor Jahrzehnten eine Konsolidierung durchlaufen, heute gibt es dort nur noch wenige Großbanken. Fusionen über die Grenzen hinweg hält Dirk Schiereck von der Universität Darmstadt für gut möglich:
    "Wir werden absehbar sicherlich Überlegungen in Europa beobachten können, dass gerade große europäische Banken sich Gedanken über Zusammenschlüsse machen. Solange diese großen Banken aber viele hausgemachte schwierige Probleme haben, sind die als Partner nicht gerade gut geeignet, und deshalb rechne ich eigentlich nicht damit, dass in den nächsten zwei, drei vier Jahren hier sehr viel passiert."
    Bedeutende Veränderungen
    Doch bis dahin dürfte sich auch die Art, Bankgeschäfte zu betreiben, verändern: Das spürt man schon deutlich im Privatkundengeschäft, das Online-Banking hat viele Dienstleistungen überflüssig gemacht. Im Firmenkundengeschäft gibt es ebenfalls Plattformen, die Kredite vermitteln, und auch das ist ein Bereich, in dem die Banken sich neu ausrichten müssten, meint Schiereck:
    "Da wird man viel mehr mit digitalen Lösungen arbeiten, und man wird verstärkt darauf achten müssen, dass Geschäft nur von Einheiten abgewickelt werden, die eine gewisse Größenordnung haben."
    Bedeutende Veränderungen also, die auch vor den großen deutschen und europäischen Banken nicht haltmachen. Sie sollten sich aber wappnen, damit sie auch im großen internationalen Geschäft dauerhaft bestehen können – gegen die Konkurrenz starker amerikanischer Banken, die die internationalen Konzerne weltweit begleiten.
    "Diejenigen, die am Ende überleben wollen, werden zum Teil darüber nachdenken müssen, ob sie sich mit anderen Partnern zusammenschließen, um diese Größenordnung und damit auch diese Qualität dauerhaft leisten zu können."
    Noch zögern die europäischen Banken angesichts ihrer Kostenprobleme. Allzu lange aber dürfen sie sich nicht mehr Zeit lassen.