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Übernahme
Opel-PSA-Deal in trockenen Tüchern

Die angekündigte Übernahme von Opel und Vauxhall durch PSA Peugeot Citroen ist abgeschlossen. Nun hat der Rüsselsheimer Konzern 100 Tage Zeit, sich neu aufzustellen. Denn Opel schreibt noch rote Zahlen. Vieles deutet daher auf den Abbau von Arbeitsplätzen hin.

Von Brigitte Scholtes | 01.08.2017
    Opelfahnen wehen hinter einem Auto von Peugeot durch die Luft bei einem Autohaus in Darmstadt.
    Peugeot Citroen übernimmt Opel (imago stock&people)
    Es liegen harte Wochen vor Opel, doch es ist auch Aufbruchsstimmung zu spüren in der Rüsselsheimer Opel-Zentrale. Und so zeigt sich auch der neue Opel-Chef Michael Lohmüller heute sehr zuversichtlich:
    "Wir erleben heute die Geburtsstunde eines neuen europäischen Champions. Opel ist ab sofort Teil des PSA-Konzerns."
    Entstehung des zweitgrößten Autokonzerns in Europa
    Mit der Übernahme entsteht der zweitgrößte Autokonzern in Europa nach Volkswagen mit einem Marktanteil von 17 Prozent. Carlos Tavares, Vorstandsvorsitzender der PSA-Gruppe erwartet von den Rüsselsheimern nun die Sanierung. Einen entsprechenden Plan, so war es vereinbart, will Opel innerhalb von 100 Tagen vorlegen. Opel-Chef Lohmüller verspricht jetzt schon:
    "Wir haben uns ein klares Ziel gesetzt und wollen bis 2020 wieder die Gewinnzone erreichen."
    Von 2020 an soll der operative Gewinn bei zwei Prozent des Umsatzes liegen, bis 2026 soll er sechs Prozent erreichen. Doch bis dahin ist ein weiter Weg: Im ersten Quartal schrieb Opel einen Verlust von gut 180 Millionen Euro, der dürfte zwischen April und Juni nicht geringer ausfallen, schätzen Experten. Es geht jetzt zur Sache, das Ziel: Die Verluste abbauen und Skaleneffekte erreichen bei Einkauf, Fertigung, Forschung und Entwicklung von 1,7 Milliarden Euro. Da werde es heftige Einschnitte geben müssen, glaubt Ferdinand Dudenhöffer, Automobilexperte der Universität Duisburg-Essen:
    "Nach meiner Einschätzung ist es so, dass man die Verluste nur abschneiden kann, wenn man die Überschusskapazität abbaut und die Personalkosten und die Einkaufskosten strukturiert."
    Jobs in Gefahr?
    Und das dürfte auch viele er aktuell rund 38.000 Jobs kosten. Von 6.000 Stellen war schon die Rede, wie viele es wohl werden, das dürfte man auch erst nach 100 Tagen wissen. Der Gesamtbetriebsrat zeigt sich jedenfalls zufrieden, dass der Verkauf erfolgreich abgeschlossen sei, zentral sei der Erhalt der Unternehmensmitbestimmung und die Anerkennung aller IG-Metall-Tarifverträge. Wolfgang-Schäfer-Klug, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats, zeigte sich jedenfalls schon vor vier Monaten überzeugt, dass Opel bei den Franzosen besser aufgehoben sei als bei Genereal Motors:
    "Der wichtigste Punkt wird sein, wie wir gemeinsam mit PSA den Umbau der Automobilindustrie managen. Wie wird sich die Automobilindustrie aufstellen angesichts der CO2-Regulierung, des Rückgangs des Diesels und des Wegs - wenn man nach der Politik geht - in die Vollelektrifizierung? Und das Problem, dass ja alle Automobilhersteller im Moment noch haben, dass sie so richtig noch nicht wissen, wie sie mit der Elektromobilität nachhaltig Geld verdienen sollen. Dieses Thema ist der Umbau der Industriegesellschaft, glauben wir auch als Betriebsrat, dass wir da mit PSA besser aufgestellt sein werden als mit General Motors."
    Weil der Diesel-Anteil bei Opel nicht so hoch ist wie bei den anderen deutschen Herstellern, ist Opel bisher nicht so stark vom Diesel-Skandal betroffen. Und PSA, davon sind Experten überzeugt, werde sich rascher vom Dieselantrieb verabschieden als Audi, BMW, Daimler, Porsche oder VW.