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Übernahme von Kuka
Chinesisches Unternehmen sichert sich Know-how für Roboterbau

Der chinesische Elektrogerätehersteller Midea übernimmt das Augsburger Unternehmen Kuka, das auf Industrieroboter - insbesondere in der Autoproduktion - spezialisiert ist. Die Chinesen haben zugesichert, alle 12.600 Arbeitsplätze bei Kuka bis zum Jahr 2023 zu erhalten.

Von Michael Braun | 17.08.2016
    Eine Anwendung "Coffee 4.0" mit automatischen Robotern und einer App, in der man seinen Wunschkaffee zusammenstellen kann, wird am Stand von Kuka auf der Hannover Messe in Hannover (Niedersachsen) gezeigt.
    Der chinesische Konzern Midea übernimmt für 4,5 Milliarden Euro den Roboterbauer Kuka. (picture alliance / dpa )
    Wählerisch waren sie schon immer. Firmen wie Kiekert und Putzmeister sind in chinesischem Besitz, beides Marktführer, der eine für Cabriodächer, der andere für Betonpumpen. Ein DAX-Unternehmen ist zwar noch nicht dabei. Mit dem Gabelstaplerkonzern Kion fährt aber schon ein M-DAX-Mitglied unter chinesischer Führung. Die Summen, die China investiert, steigen. Knapp eine Milliarde zahlten sie Anfang des Jahres für den Spezialmaschinenbauer Kraussmaffei. Nun also 4,5 Milliarden Euro für den Roboterbauer Kuka. Geld spielt nur nachrangig eine Rolle, es geht den Chinesen um was anderes: um Know-how.
    "Wo also viel Know-how, viele Patente dahinterstecken, Schutzrechte dahinterstecken, die man dann für den heimischen Markt nutzbar machen kann."
    So Michael Wiehl von der Beratungsgesellschaft Rödl & Partner. Und sie haben sich nicht zuletzt von den in Deutschland übernommenen Firmen auch abgeschaut, wie aus einem Auftrag ein zweiter und dritter werden kann, weiß Daniela Bartscher-Herold, Partnerin Euro-Asia Consulting in München:
    "Es gab also hier auch Beobachtungen vor Ort, wo chinesische Serviceingenieure remote an den Maschinen gearbeitet haben und direkt dann nach diesem Einsatz an den Vertrieb berichtet haben, welcher Neubedarf der Ersatzbedarf aus ihrer Sicht in der Fabrik zu sehen war."
    Diskussion über Gegenseitigkeit
    Nicht schlimm, sagt Horst Löchel, Chinakenner und Volkswirtschaftsprofessor an der Frankfurt School of Finance. Zwar sei Kuka nicht irgendein Unternehmen. Aber ein Übernahmeverbot hätte mehr geschadet als genutzt:
    "Kuka ist eben ein gewisses sensitives, aber doch sehr fortschrittliches Unternehmen in allem, was eben – Stichwort Industrie 4.0 – die ganze Digitalisierung der Produktionsprozesse betrifft. Und da ist es natürlich klar, dass man immer ein gewisses Auge darauf hat, wenn ein ausländischer Wettbewerber übernimmt. Das ist jetzt ein chinesisches Unternehmen – es hätte auch ein amerikanisches Unternehmen sein können, dann hätte man es genauso überlegen müssen. Ich meine aber, im Großen und Ganzen, überwiegen dann doch die Chancen für Kuka und den deutschen Unternehmenssektor insgesamt."
    EU will Gegenleistungen
    Die Größe des chinesischen Marktes lockt eben immer noch. Gleichwohl solle die Politik versuchen, in China ähnliche Freiheiten für deutsche Unternehmen durchzusetzen wie chinesische Unternehmen in Deutschland genössen, mahnt Löchels Kollege Christoph Schalast. Das Außenhandelsrecht so zu ändern, findet er gut:
    "Die neue Diskussion über Gegenseitigkeit wird möglicherweise auch in China zu einem neuen Denken führen. Weil, wenn in Zukunft eben chinesische Firmen nur das dürfen, was europäische Firmen in China dürften, das könnte zu interessanten, sage ich mal, neuen Entwicklungen führen."
    Ein Druckmittel der EU: China will als Marktwirtschaft anerkannt werden, um hohe Schutzzölle für Importe nach Europa loszuwerden. Dafür will die EU Gegenleistungen durchsetzen.