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Überraschung in der Eifel

Inmitten der hügeligen Landschaft der Eifel und weit vom Großstadtleben entfernt verbirgt so manche Überraschung. So genießt der Vulkanhof mit angeschlossener Ziegenkäserei einen guten Ruf bei Restaurants und Feinkostläden – und bietet unter anderm Ziegenpralinen an.

Von Marianthi Milona | 04.12.2011
    "Ich reise furchtbar gerne, aber nur um zurückzukommen. Es ist eine eher arme Landschaft heute noch, die halt geprägt ist von Höhen und Tälern, von zum Teil nicht sehr fruchtbaren Böden. Aber sie hat eine unvergleichliche Schönheit. Und diese Schönheit ist geprägt, durch diese verschiedenartige Ausformung der Landschaft. Natürlich hier bei uns in der Vulkaneifel durch die Seen, durch die Maare. Das Licht, alles spielt eine Rolle. Wenn man darin aufgewachsen ist, das möchte ich nicht hergeben."

    Inge Thommes-Burbach ist eine echte Eifeler Bäuerin, oder doch nicht? Wenn man ihren Bauernhof im kleinen Örtchen Gillenfeld jedenfalls betritt, dann kann man sich des Eindrucks nicht verwehren vielleicht doch eher irgendwo im Süden Europas zu sein.

    Es geht lebendig, energiegeladen, freundlich und unkonventionell zu. Die vorhandene Disziplin ist nicht vordergründig sichtbar. Und das große Schild am Eingang ihres Hofes kündigt jeden Besucher sofort an, dass es sich hier um keinen klassischen Bauernhof der Eifel handelt.

    "Ziegen gab es hier immer. Ein, zwei, drei Stück vielleicht, aber halt nicht mehr. Ziegen sind so die Kuh des armen Mannes ja auch. Es dauert halt auch lange bis die Ziegenhaltung und der Ziegenkäse so in der Eifel akzeptiert wurden. Meine Freundin ist Französin und ich glaub das hat damals den Ausschlag gegeben. Da lernte ich den ersten Ziegenkäse kennen. Das hat mich halt so beeindruckt. Die Einfachheit da dran. Ich hatte da halt Nichts erwartet. Man ging da spazieren oder fuhr durch die Gegend, und dann ach hier halt mal an. Da gab es einen Bauernhof und Nichts drum und dran. Gepflastert oder irgendwie besonders aufgeräumt. Aber eine schöne Terrasse. Und da konnte man sich halt hinsetzen. Da gab es Brot, da gab es Ziegenkäse, da gab es natürlich auch Rotwein."

    Bäuerin Thommes-Burbach hat den Hof 1985 von ihren Eltern übernommen und ihn damals noch auf 45 Kühe erweitert. Dann kam, wie sie sagt, der Einbruch am Markt und sie überlegte nach einer Alternative. 1995 dann stellte sie ihren Betrieb auf Ziegen um. Ein Jahr später entstand bereits der erste Frischkäse. Zuerst ging sie damit auf die Wochenmärkte. Dann erkannte sie, dass es sehr wohl einen Markt für Ziegenkäse gibt, aber um den musste man sich intensiv kümmern. So übernahm sie selbst den Verkauf, überließ dem Schwiegersohn das Melken, während Tochter Manuela Holtmann zur Käsespezialistin avancierte. Eine perfekt funktionierende Teamarbeit, wie sie alle gemeinsam feststellten. Doch bis Inge Thommes-Burbach verstanden hatte, was Ziegen wirklich brauchten, war ein weiter Weg.

    "Wir sind ja hier in der Eifel. Da gab es Kühe, hier gibt es Weideland im Sommer. So. Es war für uns selbstverständlich dass die Tiere rauskommen. Das sah auch wunderschön aus hier um den Hof herum. Aber das hat nicht wirklich funktioniert. Also da gab es immer wieder Krankheiten bei den Tieren und Verlust und, und, und. Für die Kühe ist es wunderschön, wenn die draußen sind. Für die Ziegen sieht es aber so aus: Die kommen - wie sie wissen aus südlichen Ländern -, die sind dann zwar draußen, aber da gibt’s keine fetten Gräser. Die fressen da halt trockene Kräuter, die fressen zum Beispiel liebend gerne Baurinden, die fressen Sträucher. Die fressen auch Dornen. Die fressen Trockenmasse. Und da drauf ist das Verdauungssystem der Ziegen eingestellt. Das macht einen großen Unterschied aus und das mussten wir auch erst lernen."


    Heute gehören diese Geschichten der Vergangenheit an. Der Vulkanhof hat sich einen Namen gemacht. Diese Ziegenkäserei aus der Eifel genießt in vielen Restaurants und Feinkostläden des Landes einen guten Ruf.


    "Wir arbeiten hier alles komplett ohne Zusätze. Der Frischkäse hält sich 14 Tage und dann ist halt Schluss damit. So und dann sagte ich sehr früh zu meiner Tochter, ich brauch einen Käse der sich länger hält. Ich muss irgendwas haben, ja, was man noch dazu anbieten kann. Und dann hat sie halt diesen Schnittkäse hier entwickelt, der wirklich, ich denke, der ist also konkurrenzlos, so weit wie ich den Markt kenne. Das sagen uns sogar die Franzosen. Das will schon was heißen. Das ist ein Rohmilchkäse mit einer Naturrinde."

    Damit immer genügend Nachschub an Ziegenkäse vorhanden ist, werden die 240 Milchziegen auf dem Vulkanhof zweimal täglich gemolken. Drei Produkte: Ziegenfrischkäse, Ziegenschnittkäse und Ziegenweichkäse stellen das Grundsortiment aus 100-prozentiger Ziegenmilch dar. Doch die Käseauswahl hat sich in den letzten Jahren um ein Vielfaches erweitert. Hinzugekommen sind Ziegenkäse mit Ringelblume, Kornblume, Walnüssen und Kräutern. Hinzu werden auf dem eigenen Hofladen Ziegensalami, Ziegenknacker, Ziegenpastete und Ziegenköttel angeboten. So werden, die mit Schokolade überzogenen, Nüsse genannt. Doch die absolute Produkt-Attraktion des Vulkanhofs sind die Ziegenkäsepralinés nach Belgischer Art.

    "Das hat hier bestimmt zwei, drei Jahre gedauert, da lernte ich diese Belgier kennen. Und hab den dann unsere Idee vorgestellt. Das fand ich auch beeindruckend. Dann stellte ich ihnen die Idee vor und sagte ihnen, ja das was sie da machen, das gefällt mir sehr gut, das hat so die Qualität, die ich mir vorstelle. Könnten Sie sich vorstellen, was mit Ziegenkäse zu machen? Und dann sagte der eine: Ja gut, ich mach mir Gedanken da drum. Wir probieren es aus. Das wird sehr schwierig sein, ich kann es mir im Moment nicht vorstellen. Aber wir verbleiben so. Und wenn das funktioniert, dann wird das genial werden. Aber wenn das nichts wird, dann müssen sie halt auch nirgendwo mehr hingehen."


    Heute sind Hersteller und Konsumenten mit den Ziegenpralinen, aus weißer, Vollmilch- und Zartbitterschokolade einfach nur begeistert und Bäuerin Inge Thommes-Burbach kann sich ein Leben ohne ihre Ziegen einfach nicht mehr vorstellen.

    Wer die Ziegen des Vulkanhofs mehr unterstützen und in den regelmäßigen Genuss der Ziegelmilchprodukte kommen möchte, kann eine Ziegenpatenschaft übernehmen. Und dabei sich jener Ziege annehmen, die mit ihren Charakterzügen perfekt zum Paten passt.