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Überwachungsskandal erreicht die Wall Street

Von der US-Notenbank sind erst einmal keine neuen Schritte zu erwarten. Auch an der Konjunkturfront ist es eher ruhig. Das gibt den Investoren endlich Zeit, die Konsequenzen der NSA-Affäre abzuwägen.

Von Beatrice Uerlings | 01.11.2013
    Schon seit Monaten kursieren Gerüchte, dass AT&T in den europäischen Markt einsteigen will. Nun berichtet das "Wall Street Journal" jedoch, dass die amerikanische Telekomgesellschaft auf starken Widerstand stößt. AT&T ist eines der Unternehmen, die am engsten mit der NSA zusammenarbeiten.

    Zugriff auf interne Datennetzwerke
    Andere Leitungen zapft der durch die Abhörung von Angela Merkels Telefonaten in Verruf geratene Überwachungsdienst anscheinend ohne Zustimmung der Konzerne an. Nach Informationen der "Washington Post" hat die NSA unter anderem Zugriff auf die internen Datennetzwerke von Yahoo und Google. Damit kann die E-Mail-Kommunikation von hunderten Millionen Menschen weltweit ausgespäht werden.

    Die Finanzwelt kann nicht länger weggucken. "Keine Frage: All das führt dem Markennamen Amerika Schaden zu", sagt Martin Sorrell, Chef der Werbeholding WPP. Martin Baily, Volkswirt bei der renommierten Denkfabrik Brookings Institute, sieht das genau so. Eine nachhaltige Belastung für die Wall Street schließt er jedoch aus. Seine Begründung: "Die US-Wirtschaft wächst immer noch schneller als Europa oder Japan, das ist den Investoren wichtiger als alles andere".

    Die Aktien der vermeintlichen NSA-Kooperateure liefen folglich genauso wie der breite Markt: Der Handel in New York war von großer Unentschlossenheit geprägt. Am Ende überwogen die Minuszeichen. Positiv ist jetzt nur noch die Monatsbilanz an der Wall Street. Der Dow Jones Index gab 0,5% auf 15.545 Punkte ab. Das Auswahlbarometer Nasdaq schloss 0,3% tiefer.

    Bei den Einzelwerten sicherte sich Expedia die Spitzenposition. Die Onlinereiseagentur ist mit glänzenden Quartalsresultaten an den Markt gekommen. Auch Exxon stand ganz oben in der Gunst. Der weltgrößte Ölkonzern hat zum ersten Mal seit zwei Jahren die Produktion gesteigert.

    Anteilsscheine auf Berg- und Talfahrt
    Auf Berg- und Talfahrt waren Anteilsscheine von Facebook. Das soziale Netzwerk wartete mit einem kräftigen Gewinnsprung auf. Gleichzeitig räumte das Management aber ein, dass zumindest in den USA weniger junge Teenager täglich vorbeischauen. Auch die Papiere von Visa standen unter Verkaufsdruck. Trotz des anhaltenden Trends zum Bezahlen mit Kreditkarte hat das Unternehmen weniger verdient als erwartet.

    Am Rentenmarkt rentieren die 10-jährigen US-Staatsanleihen zwei Stellen höher bei 2,54%. Der Euro war im späten New Yorker Handel 1,3581 Dollar wert. Die US-Schlussnotierung für Gold betrug 1.324 Dollar 60 Cent je Feinunze.

    Tokios Börse tendiert schwächer
    Die Aktienbörse in Tokio hat nach negativen US-Vorgaben und aufgrund eines stärkeren Yen schwächer tendiert. Der Nikkei-Index notierte ein Minus von 105,91 Punkten oder 0,74 Prozent beim Stand von 14.222,03 Punkten.