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Umprogrammierte Haut
Neue Wege für die Wundheilung

Forscher haben eine neue Methode entwickelt, um Wunden schneller heilen zu lassen. Dafür haben sie Bindegewebe umprogrammiert, das sich dann zu einer vollständigen Haut weiterentwickelt. Das Verfahren könnte laut Forschern auch bei anderen Krankheiten zum Einsatz kommen.

Von Michael Lange | 06.09.2018
    Ein Pflaster wird über eine Wunde am Knie geklebt
    Forscher haben ein neues Verfahren zur Wundheilung gefunden (picture-alliance / dpa / Bildagentur-online)
    Bei schweren Hautverletzungen - zum Beispiel bei Geschwüren oder nach Verbrennungen - hilft oft nur eine Hauttransplantation. Die eigene Haut wächst nicht mehr nach, oder sie regeneriert viel zu langsam. Forscher am Salk-Institute in Kalifornien haben nun ein neues Verfahren entwickelt: Sie haben mit Methoden aus der Stammzellenforschung Gewebezellen in einer Wunde umprogrammiert. Im Tierversuch entstand aus Bindegewebe eine vollständige Haut aus mehreren Schichten.
    Wie haben die Forscher die Zellen dazu gebracht, neue Haut zu bilden?
    In Wunden befinden sich viele Bindegewebszellen, so genannte Fibroblasten. Sie können die Wunde bis zu einem gewissen Grad verschließen, bilden aber keine neue Haut, keine Epithelzellen. Forscher haben diese Zellen in der Wunde umgeschult zu Epithelzellen. Bestimmte Gene werden bei diesem Prozess ausgeschaltet, andere eingeschaltet. Biochemische Signale machen aus den Bindegewebszellen Vorläuferzellen - und die entwickeln sich dann weiter zu Hautzellen. Der ganze Vorgang heißt dann Umprogrammierung.
    Was ist der Unterschied zwischen der Umprogrammierung und einer Stammzellentherapie?
    Hautzellen lassen sich auch aus embryonalen Stammzellen herstellen. Das wären aber Fremdzellen von einem Spender (Embryo) und würden vom Immunsystem des Empfängers abgestoßen. Die Alternative: IPS-Zellen, das sind Körperzellen, die zu Stammzellen umgewandelt werden. Sie lassen sich aus eigenen Körperzellen gewinnen, aber das dauert mehrere Wochen. Die Umprogrammierung ist das schnellste Verfahren. Die Zellen sind ja schon in der Wunde und müssen nur umgeschult werden. Das geschieht innerhalb von Tagen. Bisher war die Effizienz der Umwandlung oft zu gering. In diesem neuen Fall war die Effizienz – so die Forscher – überraschend hoch. Im Tierversuch dauerte die Umwandlung 18 Tage.
    Wann könnten mit diesem Verfahren verletzte oder kranke Haut bei Menschen geheilt werden?
    Bisher konnte nur gezeigt werden, dass das Prinzip funktioniert. Es sind weitere Forschungen notwendig, auch an menschlichen Zellen. Bis zu einer ersten Anwendung am Menschen wird es noch ein paar Jahre dauern. Die Forscher selbst machen dazu keine Angaben. Sie sind aber überzeugt: Das gleiche Prinzip hilft auch bei anderen Krankheiten und zwar immer dann, wenn kranke Zellen regeneriert werden müssen, zum Beispiel bei Herzschwäche oder Leberschäden.