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Ums Altpapier streitet derzeit keiner mehr

In den letzten Jahren ließen sich mit Sekundärrohstoffen wie Altpapier, Kunststoffe, Schrott und Elektronikschrott gute Geschäfte machen. Mittlerweile ist die private Recycling-Branche in erheblicher Bedrängnis. Denn mit Beginn der Wirtschaftskrise brachen Nachfrage und Markt für Altpapier zusammen, der Handel kam kurzfristig fast zum Erliegen.

Von Susanne Roßbach | 08.06.2009
    Vor dem Vereinsheim des 1. FC Bischberg in Oberfranken stehen sechs große Container. In Autos mit und ohne Anhänger wird massenweise Altpapier herangefahren, das die Sportler in den umliegenden Ortschaften eingesammelt haben. Viele Kinder und Jugendliche sind eifrig dabei, Papier, Zeitschriften und Kartonagen in die Container zu werfen. In diesem Jahr wird der Lohn für ihre Mühe jedoch geringer ausfallen als in den Jahren zuvor, sagt Vorstandsmitglied Katrin Weiß:

    "Wir sammeln heute Altpapier, weil das zur Unterstützung der Jugendabteilung dient. Im Moment ist das Problem: Wir haben bis jetzt alle zwei Monate Altpapier gesammelt und jetzt ist es so, dass wir nur dreimal im Jahr sammeln dürfen, weil wegen der Weltwirtschaftskrise die Preise für das Altpapier gefallen sind und wir keinen Abnehmer mehr dafür haben."

    Die Lager der Altpapierhändler sind voll. Ab dem dritten Quartal des vergangenen Jahres kippte der Altpapiermarkt. Die deutsche Papierindustrie stellte teilweise ihre Maschinen für einige Wochen ab, der Handel mit Asien kam nahezu zum Erliegen. Der Preis für die Tonne Mischpapier sank von über 80 Euro in Spitzenzeiten auf 2,50 Euro und dümpelt derzeit bei etwa zehn Euro dahin. Der Altpapierverbrauch sank im Vergleich zum Vorjahr um 400.000 Tonnen auf 15,42 Millionen Tonnen. Ein Grund zur Besorgnis - auch für die Kommunen. Die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger werden ihre Gebührenkalkulation auf eine neue Grundlage stellen müssen, denn Einnahmen aus dem Geschäft mit Sekundärrohstoffen fallen nun weg, befürchtet der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung, kurz bvse. Besorgt zeigt sich auch Susanne Fiebiger, Fachbereichsleiterin für Abfallberatung beim Landkreis Forchheim in Oberfranken:

    "Im Wertstoffbereich betrifft es Altpapier, Schrott, Elektronik und Kunststoffe und das ist ja doch eine ganze Menge Abfälle, die in den Haushalten anfallen, und das Kritische ist halt jetzt, dass international wie auch innerdeutsch Handelsbeziehungen zum Erliegen gekommen sind und das hat natürlich andere Auswirkungen als wenn es so mal kleine Schwankungen auf und ab gibt."

    Dabei war gerade Altpapier in den vergangenen Jahren ein begehrter, ja umkämpfter Rohstoff. Im fränkischen Landkreis Forchheim gab es zeitweise gleich drei verschiedene Altpapiertonnen für die Bürger. Susanne Fiebiger erinnert sich:

    "Ende 2007, Anfang 2008 kamen die Altpapiertonnen überfallsartig. Die Privatwirtschaft hat uns da die Butter vom Brot gekratzt. Für die Abfallwirtschaft ist es natürlich wichtig, in den guten Zeiten Geld beiseite zu legen, um in so Zeiten wie jetzt einen Puffer zu haben. Es ist schwierig zu sagen, wie es weiter geht."

    Viele Gewerbebetriebe müssen an den Anfallstellen der Altpapierhändler bereits Geld dafür bezahlen, dass ihr Altpapier entsorgt wird. Die Lage sei angespannt, aber der Absatz nach Asien steige langsam wieder an. Sagt der Vorsitzende des Fachverbandes Papierrecycling und Vizepräsident des bvse, Hubert Neuhaus. Er ist optimistisch, dass der Markt sich mittelfristig wieder stabilisieren wird:

    "Wenn weniger produziert wird, kommt in einem gewissen Zyklus auch weniger im Umlauf und wenn weniger in Umlauf kommt, fällt auch weniger an, das heißt wir bekommen jetzt weniger Altpapier in unsere Betriebe herein als das früher der Fall war und so stabilisiert sich Nachfrage und Angebot. Von daher ist auch nicht davon auszugehen, dass unsere Bürger befürchten müssen, dass ihr Altpapier nicht mehr abgeholt wird."