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Umstrittene Osaka-Regel

2007 hatte das Internationale Olympische Komitee Doper von zukünftigen Olympischen Spielen ausgeschlossen. Jetzt hat der Internationale Sportgerichtshof diese Regel aufgehoben, die Reaktionen sind gespalten.

Von Heinz Peter Kreuzer | 08.10.2011
    Sportorganisationen im Ausland laufen Sturm gegen die Abschaffung der Osaka-Regel. Die besagte, dass Athleten nach einer mehr als sechsmonatigen Dopingsperre nicht bei den nächsten Sommer- bzw. Winterspielen im Anschluss an ihre Sperre starten dürfen. Gegen die Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofes CAS will das britische Nationale Olympische Komitee an dieser Vorschrift festhalten. Moralische Unterstützung erhält das NOK dabei vom früheren Hürdensprinter Colin Jackson. Er sagte bei der BBC:

    "Ich denke immer, wen repräsentieren die Sportler. Wenn sie zu den Spielen kommen, erkennen die Menschen, sie repräsentieren die Nation. Wenn Du die Bevölkerung befragen würdest: Was empfindest Du, wenn dich ein des Dopings überführter Athlet repräsentiert, wird nach meiner Meinung die Mehrzahl der Leute sagen: Die Doper möchte ich nicht bei Olympia sehen."

    Auch der italienische Radsportverband FCI will die Osaka-Regel in Zukunft weiter anwenden. FCI-Präsident Renato Di Rocco betonte, dass nur Personen, die von jeglichem Dopingvorwurf frei sind, das Trikot der Nationalmannschaft tragen können. Der Schweizer Sportrechtsexperte und ehemalige CAS-Richter Stefan Netzle sieht schon wieder neue Verfahren für den Intenationalen Sportgerichtshof.

    "Das ist ja genau der Kern des CAS-Urteils. Ist das eine Teilnahme-Voraussetzung oder ist es eine Strafe. Wäre es das erste. dann könnte man es in die Regeln reinschreiben und anpassen. Der CAS sagt nein, das ist eine Strafe. Und wenn die Verbände das beibehalten wollen, dann dürfte das zu weiteren Fällen vor dem CAS kommen. Und ich gehe davon aus, das spätere Panels, spätere Schiedsgerichte gleich entscheiden würden wie das jetzige."

    Dagegen will der Deutsche Olympische Sportbund DOSB die Abschaffung der Osaka-Regel akzeptieren. In einer Pressemitteilung heißt es:

    "Wir bedauern das Urteil des CAS, respektieren es aber. Die Entscheidung hat uns allerdings überrascht, denn zuvor hatte es eine bestätigende Expertise des CAS gegeben."

    Das stimmt nur zum Teil Denn in der Vergangnheit hatte der Internationale Sportgerichtshof zwei Mal zu diesem Thema beraten. Stefan Netzle erläutert:

    "Das CAS hat meines Wissens schon zweimal im Sinne einer legal opinion, also einer unverbindlichen Anweisung, diesen Punkt angesprochen und ist dabei zu zwei unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Das hat auch dazu geführt, dass jetzt ein Verfahren mal durchgezogen wurde."

    Einmal hatte das internationale Olympische Komitee unverbindlich angefragt, ob die Osaka-Regel auf festem juristischen Boden stehe.

    "In einem Fall ging es letztlich darum, ob diese Regel angewendet werden konnte. Da kam das damalige Panel zum Schluß, ja. Die haben das auch als Teilnahmevoraussetzung angeschaut."

    Ein zweites Mal hatte der Europäische Leichtathletik-Verband angefragt:

    "Ein anderes Panel hat einen Verband beraten, der eine solche Regel einführen wollte und die wollten sich absichern, ob das überhaupt geht. Und dieses Panel war damals zum gleichen Schluß gekommen wie das CAS-Schiedsgericht, das jetzt geurteilt hat.Das ist eine Strafe und als Strafe muss das in den Regeln verankert sein und Gegenstand der Verhandlung."

    Bei der verabschiedung des WADA-Codes war das Thema "Osaka-Regel" vernachlässigt worden.

    "Der WADA-Code sieht einfach die Zwei-Jahres-Sperre vor, aber es gibt nicht diese Zusatz, dass wenn einer mal seine Strafe abgesessen hat, dass er dann trotzdem noch für weitere olympische Spiele gesperrt ist."

    Jetzt soll der Fehler behoben werden und alle hoffen auf eine Änderung des WADA-Codes. Das wäre die schnellste Lösung, die Osaka-Regel für die Zukunft wieder einzuführen. Auch der Deutsche Olympische Sportbund.hofft darauf:

    "Die Osaka-Regel war dazu gedacht, die Rolle der Olympiamannschaften zu stärken und ihre Vorbildwirkung zu erhöhen. Wir treten nun dafür ein, dass der WADA-Code sobald als möglich geändert wird, damit diese Regel auf diesem Weg durchgesetzt werden kann."