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Umstrittenes Sturmgewehr
Von der Leyen verkündet Aus für aktuelles G36

Das in die Kritik geratene Sturmgewehr G36 soll ersetzt werden. Es habe in seiner jetzigen Konstruktion wegen massiver Probleme bei der Treffsicherheit keine Zukunft in der Bundeswehr, sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) nach einer Sitzung des Verteidigungsausschusses des Bundestags.

22.04.2015
    Soldaten bei einer Übung mit dem Gewehr G36.
    Das ist bald Vergangenheit: Soldaten bei einer Übung mit dem Gewehr G36. (Imago / Stefan M. Prager)
    Von der Leyen sagte weiter, man arbeite mit Hochdruck an einem Ersatz. Sie schloss aber nicht aus, dass der Ersatz auch ein verändertes G36 sein kann. Einzelheiten nannte die Ministerin nicht. Die Bundeswehr verfügt über 167.000 G36-Gewehre, es ist das Standardgewehr der Truppe.
    Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, betonte im Deutschlandfunk: "Es gibt eine ganze Reihe von Alternativen auf dem Markt." Sie zu beschaffen sei keine Frage von zehn Jahren, wie Medien berichteten, sondern von Monaten. Er kritisierte aber, dass das Verteidigungsministerium bislang keine Nachbesserungen von Heckler & Koch als Hersteller des G36 gefordert habe. "Das Gewehr ist vor 20 Jahren eingeführt worden, und wenn es Probleme gibt und Probleme gab, dann erstaunt es mich schon, dass keine Gelegenheit gefunden wurde, in der Zwischenzeit mit dem Hersteller über diese Probleme zu sprechen und dann auch Verbesserungen zu verlangen." Dazu wäre der Hersteller "sicherlich in der Lage gewesen".
    Opposition will Ex-Verteidigungsminister befragen
    Die Schwierigkeiten bei der Treffsicherheit waren nach übereinstimmenden Berichten seit mehreren Jahren bekannt. Bei extremer Erhitzung sinkt die Trefferquote des G36 einer Studie zufolge von den erforderlichen 90 auf nur noch sieben Prozent. Ähnlich schlechte Ergebnisse gab es unter Dauerfeuer. Schon im März 2012 wurden das von der Rüstungsabteilung des Ministeriums als "erheblicher Mangel" von "erheblicher Einsatzrelevanz" eingestuft.
    Die Opposition wirft deshalb von der Leyen vor, in der Affäre zu zögerlich zu agieren. Linkspartei und Grüne wollen auch die früheren Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) und Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) befragen.
    (hba/stfr)