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UN-Klimagipfel
Wetterforscher sehen auch 2019 als ein Hitzerekord-Jahr

Das Jahr 2019 wird als das zweit- oder drittwärmste seit Beginn der Messungen in die Geschichte eingehen. Dies besagen vorläufige Daten der Meteorologischen Weltorganisation WMO. Der Anstieg des Meeresspiegels verlaufe schneller als früher geschätzt.

Von Georg Ehring | 03.12.2019
Anfahrt zur Insel Gardi Sugdub in der Comarca Guna Yala. Auf den kleinen, dem Festland vorgelagerten Koralleninseln im pazifischen Meer, leben noch etwa 30 000 Kuna. Wegen des steigenden Meeresspiegels und der Enge werden einige bald die Inseln verlassen.
Der steigende Meeresspiegel als Folge der globalen Erwärmung ist ein Thema bei der Klimakonferenz in Madrid (ADVENIAT / Matthias Hoch)
Das zu Ende gehende Jahrzehnt hat wie die fünf Dekaden zuvor wieder Hitzerekorde gebrochen. Das Jahr 2019 wird dabei als das zweit- oder drittwärmste seit Beginn der Messungen in die Geschichte eingehen, so die vorläufigen Daten der Meteorologischen Weltorganisation WMO.
Für eine genaue Einordnung fehlen noch Daten aus November und Dezember, doch die werden nichts Wesentliches ändern.
Petteri Taalas, der Generalsekretär der Meteorologischen Weltorganisation WMO: "Wir haben bisher eine Erwärmung um 1,1 Grad weltweit seit dem 19. Jahrhundert. Das ist die genaue Zahl. Wir erleben nun mehr Wetter-Katastrophen, mehr Überflutungen, mehr Stürme, Hitzewellen und Dürren."
Ursachen sind laut WMO klar
Das bisher wärmste Jahr war 2016, geprägt von einem außerordentlich starken El-Nino-Ereignis, einer Erwärmung der oberen Schichten in großen Regionen im Pazifischen Ozean. 2019 war in dieser Hinsicht neutral - weder "El Nino" noch "La Nina", also eine Abkühlung in dieser Region, war zu beobachten.
Die Ursachen für den Temperaturanstieg sind für die WMO klar: Die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre nimmt weiter zu: Sowohl bei Kohlendioxid, das etwa zwei Drittel zur Erwärmung beiträgt, als auch bei den anderen wichtigen Treibhausgasen Methan und Lachgas zeigt der Trend weiter nach oben.
epa05224288 Finland's Petteri Taalas, newly named as WMO Secretary-General, speaks to the media about the global climate and extreme weather events during a press conference, at the European headquarters of the United Nations in Geneva, Switzerland, 21 March 2016. EPA/SALVATORE DI NOLFI |
Petteri Taalas, Generalsekretär der Meteorologischen Weltorganisation WMO (dpa)
Zu den wichtigsten Folgen dieser Entwicklung gehört der Anstieg des Meeresspiegels, der schneller vonstattengeht als früher geschätzt. Waren es im vergangenen Jahrhundert noch ein bis zwei Millimeter pro Jahr, sind es inzwischen drei bis vier Millimeter.
Der Weltklimarat IPCC hält für das Jahr 2100 einen Anstieg um insgesamt mehr als einen Meter für möglich. Die Meere weltweit haben sich inzwischen um etwa ein halbes Grad erwärmt - das sorgt auch dafür, dass das Wasser sich ausdehnt.
Außerdem, so Petteri Taalas: "Auch die großen Eismassen weltweit schmelzen schneller. In Grönland hat sich das Tempo der Schmelze in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdreifacht. Auch in der Antarktis hat das Eis zu schmelzen begonnen. Diese Prozesse treiben den Anstieg des Meeresspiegels für lange Zeit an."
"Bisher passiert viel zu wenig"
Außergewöhnliche Hitzewellen werden durch die Erwärmung immer häufiger. In diesem Jahr trafen sie unter anderem Mitteleuropa, Australien und Indien. Ungewöhnlich starke Wirbelstürme gab es in Mosambik und auf den Bahamas, Japan erlebte Regenrekorde. Sich ausbreitende Waldbrände unter anderem in Südamerika und Australien tragen merklich dazu bei, dass der Ausstoß von CO2 weiter wächst.
Die WMO äußert sich schon seit Jahren bei Klimakonferenzen zum Stand der Erwärmung - und natürlich wünscht sie sich mehr Aufmerksamkeit bei den Delegierten, die dann darüber befinden, was im Kampf gegen den Klimawandel passieren soll. Auf die Frage, ob ihre Stimme überhaupt Gehör findet, antwortet Petteri Taalas eher diplomatisch:
"Es gibt keinen Grund, völlig pessimistisch zu sein und zu denken, dass nichts passiert. Es passiert schon etwas - doch bisher passiert viel zu wenig."