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UN-Klimakonferenz beginnt
Pariser Abkommen auf dem Prüfstand

Drei Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen warten komplizierte Fragen auf die Unterhändler: Sie wollen ein Regelbuch erstellen, das die Treibhausgasreduktion behandeln soll, genauso wie Finanzierungsfragen von Entwicklungsländern. Und das, während die alten Allianzen auseinanderzubrechen scheinen.

Von Georg Ehring | 02.12.2018
    Eine Frau geht vor einem beleuchteten Schriftzug "#COP24" entlang
    Wie sich die Konferenz am Ende einigen wird, das wird man erst in zwei Wochen sehen (MAXPPP)
    Mit ersten Arbeitssitzungen ist die UN-Klimakonferenz in Kattowitz schon am heutigen Sonntag in ihre Arbeit eingestiegen. Ursprünglich sollte die Konferenz erst morgen mit Reden von Staats- und Regierungschefs aus aller Welt beginnen, doch die Unterhändler brauchen mehr Zeit für ihre Beratungen. Als Sitzungsleiter übernahm Michal Kurtyka, der stellvertretende Umweltminister Polens, die Amtsgeschäfte und er drückte gleich zu Beginn auf das Tempo.
    "Die erste Arbeitswoche wird entscheidend sein. In der zweiten Woche gibt einfach nicht genug Zeit, um sich auf technische Einzelheiten zu konzentrieren."
    Drei Jahre nach Abschluss des Pariser Klimaabkommens warten auf die Unterhändler komplizierte Fragen. So geht es darum, wie die freiwilligen Beiträge, mit denen die Welt die Erderwärmung begrenzen will, verglichen und gemessen werden. Michal Kurtyka:
    "Drei Jahre danach ist es Zeit, diesen Rahmen mit Leben und Inhalt zu füllen. Wir haben uns zwar alle darauf geeinigt, dass wir handeln müssen, aber die Frage, wie wir das tun, liegt noch auf dem Tisch. Darum geht es in dem Regelbuch, das wir in Kattowitz beschließen müssen."
    Auch Finanzfragen stehen im Raum
    Während viele Industrieländer den Fokus vor allem auf die Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen legen, bestehen Entwicklungsländer auch auf konkrete Zusagen für Geldflüsse aus den Industrieländern zur Finanzierung des Klimaschutzes und zur Anpassung an den unvermeidlichen Klimawandel. Meena Rahman vom "Third World Network" aus Malaysia erwartet, dass die Finanzfragen am Ende über den Erfolg des Gipfels entscheiden werden.
    "Weil die entwickelten Länder sehen müssen, dass zum Beispiel der Grüne Fonds für den Klimaschutz, der vor einigen Jahren gegründet wurde, wieder aufgefüllt werden muss. Derzeit geht hier das Geld zur Neige. Er ist sehr wichtig für die Entwicklungsländer."
    Wie sich die Konferenz am Ende einigen wird, das wird man erst in zwei Wochen sehen. Ein Abschlussdokument wird alle Fragen gemeinsam beantworten müssen, sagt Christoph Bals von der umwelt- und entwicklungspolitischen Organisation Germanwatch.
    "Wir werden entweder ein Gleichgewicht bekommen, das tief ist, weil alle sagen: Du hast laxe Regeln bei der Finanzierung, dann nehme ich mir auch laxe Regeln bei der Umsetzung heraus. Oder beide sagen, ok: Wenn Du jetzt ernsthafte Regeln bei der Finanzierung hast, dann muss ich auch ernsthaft umsetzen und umgekehrt. Und da ist die Frage, auf welchem Gleichgewichtsniveau das dann am Schluss landen wird."
    Alte, poröse Allianzen - nicht mal annähernd auf Kurs
    Die Klimakonferenz findet in einer Zeit statt, in der alte Allianzen im Klimaschutz auseinandergebrochen sind. Die USA wollen nicht mehr dabei sein, Brasilien hat vor wenigen Wochen mit Jair Bolsonaro einen Präsidenten gewählt, der ebenfalls den Abschied vom Pariser Abkommen angedroht hat. Angesichts dessen ist es schwierig, weltweit die Anstrengungen bei der Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen voranzutreiben, doch auch dies soll ein Thema der Konferenz sein. Elina Bardram, die Chefunterhändlerin der EU, verweist zur Begründung auf den Bericht des wissenschaftlichen Weltklimarats IPCC, der im Oktober eine Studie zu der Frage veröffentlicht hatte, in wie weit die Erwärmung noch unter 1,5 Grad zu halten ist.
    "Der Bericht hat auch bestätigt, dass wir mit unseren derzeitigen Zusagen nicht einmal annähernd auf Kurs sind, um das Ziel von höchstens 1,5 Grad zu erreichen. Deshalb muss die Welt ihre Anstrengungen gemeinsam steigern und so schnell wie möglich in diesem Jahrhundert eine klimaneutrale Wirtschaft erreichen."
    Die Gespräche über höhere Klimaziele werden in Kattowitz zwar nicht zum Abschluss kommen, doch die Debatte ist eröffnet.