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Unbarmherziger und großmütiger deutsch-römischer Kaiser

Otto I., bereits zu Lebzeiten von Zeitgenossen als Otto der Große bezeichnet, war einer der bedeutendsten Herrscher der römisch-deutschen Geschichte. Am 23. November 912 wurde er geboren.

Von Otto Langels | 23.11.2012
    Ein Loblied auf Otto Imperator Magnus, den Großen Kaiser, ein Lied, das wahrscheinlich bereits zu seinen Lebzeiten erklang.

    Als imposante Erscheinung beschreibt ihn der Heidelberger Historiker Bernd Schneidmüller, Autor einer Biografie über die Kaiser des Mittelalters.

    "Von stattlichem Aussehen, stark behaart an der Brust wie ein Löwe also, eine eindrucksvolle Persönlichkeit für die Zeitgenossen."

    Otto I., ältester Sohn des Sachsen-Herzogs und ostfränkischen Königs Heinrich I., wurde am 23. November 912 geboren. Als Geburtsort gilt die Pfalz Wallhausen im heutigen Sachsen-Anhalt. Über die Jugend und Erziehung Ottos ist nur wenig bekannt. Im Alter von etwa 17 Jahren heiratete er Edgitha, eine Tochter des englischen Königs.

    Um die Einheit des ostfränkischen Reiches von Lothringen im Westen bis Sachsen und Bayern im Osten zu bewahren, bestimmte ihn sein Vater zum alleinigen Nachfolger im Königsamt. Nach dem Tod Heinrichs löste die Inthronisierung Ottos im Jahr 936 in Aachen eine Reihe von Aufständen aus. Otto ging unbarmherzig gegen die Rivalen vor, war aber auch großmütig bereit, zu verzeihen.

    "Er hat seinen Bruder, der sich zwei Mal ganz, ganz gefährlich gegen ihn aufgelehnt hat, in sein Herrschaftssystem eingebunden. Aber er hat auch andere große Heerführer, wie etwa Konrad den Roten, seinen Schwiegersohn, nach gefährlicher Auflehnung sofort wieder in Gnaden aufgenommen."

    Als im Jahr 955 die Ungarn das Ostfrankenreich angriffen, legten die Heerführer ihre Streitigkeiten bei. Es gelang Otto mit der Unterstützung seiner früheren Gegner, die heidnischen Eindringlinge auf dem Lechfeld bei Augsburg vernichtend zu schlagen.

    "Durch den herrlichen Sieg gefeiert, wurde der König ruhmvoll vom Heer als Vater des Vaterlands und Kaiser genannt."

    schrieb der Mönch Widukind von Corvey in seiner Sachsengeschichte.

    Bernd Schneidmüller: "Damals sind Franken, Sachsen, Bayern, Schwaben und Lothringer zusammengewachsen durch diesen Schlachtensieg. Und das war die wichtigste Voraussetzung für das spätere Kaisertum Ottos des Großen."

    Nach dem Tod seiner ersten Frau hatte Otto Adelheid von Burgund geheiratet, die Witwe des Langobarden-Herrschers Lothar, und damit die italienische Königswürde übernommen. Ausgestattet mit dem Ruf eines Retters der Christenheit, reiste Otto sieben Jahre nach seinem Triumph über die Ungarn nach Italien, um sich in Rom von Papst Johannes XII. zum Kaiser krönen zu lassen.

    Bernd Schneidmüller: "Niemand konnte 962 ahnen, dass dieses Kaisertum für Jahrhunderte bis 1806 fest mit den Königen aus dem Land nördlich der Alpen, also den späteren deutschen Königen, verbunden sein würde. Aber in der Rückschau betrachtet, ist das die herausragende politische Leistung Ottos des Großen."

    Otto festigte das römisch-deutsche Kaisertum, indem er seinen Sohn, Otto II., 967 zum Mitkaiser krönen ließ und ihn mit der byzantinischen Prinzessin Theophanu verheiratete. Die letzten Lebensjahre, berichtet der Historiker Bernd Schneidmüller, verbrachte Otto I. vorwiegend in Italien.

    "Er ist eigentlich nur zweimal noch in sein Reich nördlich der Alpen gekommen, einmal 965, um eine große Siegesfeier auszurichten, und dann am Ende 972, 973, ist er zum Sterben in seine alte Heimat gekommen. Neben Karl dem Großen ist er der Einzige, der von seinen Zeitgenossen lateinisch Magnus, das heißt zu Deutsch "der Große", genannt wird. Eine Würdigung einer politischen Leistung, die sicherlich aus der Rückschau seiner Herrschaft berechtigt war, auch wenn diese von vielen Gefahren und Anfeindungen, vielleicht auch von Zufällen und Sprüngen ganz wesentlich geprägt geblieben war."