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Uni Magdeburg
Studierende blockieren AfD-Veranstaltung

Mit Buhrufen und Böllern haben rund 200 Studierende eine AfD-Veranstaltung an ihrer Uni gestört. Eigentlich sollte es einen Vortrag über die Unterschiede von Frauen und Männern geben - doch am Ende mussten die AfD-Vertreter unter Polizeischutz das Gebäude verlassen.

Von Stephan Schulz | 13.01.2017
    Studenten und Besucher verfolgen in der Universitätsbibliothek am 06.10.2016 den Willkommenstag für die Studienanfänger zum Start des Wintersemesters 2016/2017 an der Otto-von-Guericke Universität in Magdeburg.
    Neurobiologe Gerald Wolf wollte eigentlich einen Vortrag über den Unterschied von Männern und Frauen halten - kam aber nicht zu Wort. (dpa / picture-alliance / Peter Gercke)
    Als der AfD-Fraktionsvorsitzende André Poggenburg, der emeritierte Neurobiologe Gerald Wolf und Begleiter den Hörsaal der Magdeburger Universität betraten, wurden sie mit "Haut ab! - Rufen" empfangen. Der 73jährige Neurobiologe Gerald Wolf versuchte zunächst, mit seiner Powerpoint-Präsentation zu beginnen.
    Er wollte auf Einladung der AfD-Hochschulgruppe "Campus Alternative" einen Vortrag über die Unterschiede von Frauen und Männern halten. Doch die Buhrufe nahmen kein Ende. Rund 200 Studenten skandierten: Es gebe kein Recht auf Nazipropaganda und begründeten ihren Protest so:
    "Weil das AfD-Weltbild zwischen Männern und Frauen komplett rückständig ist. Das resultiert aus den Vierziger-, Dreißigerjahren und ist inhaltlich komplett falsch. Und ich werde diesen Menschen einfach keine Bühne bieten." - "Ich kann mich da anschließen. Zudem finde ich, dass die Universität bunt zu sein hat und auf gar keinen Fall braun."
    AfD-Politiker brauchten Polizeischutz
    Unter den Studenten waren auch Anhänger der Antifa. Sie warfen einen Böller auf den AfD-Fraktionsvorsitzenden André Poggenburg und attackierten einige seiner Begleiter. Die AfD-Leute flohen in einen Raum hinter der Bühne. Später wurden sie unter Polizeischutz aus dem Gebäude begleitet. Der AfD-Fraktionsvorsitzende André Poggenburg:
    "Wir haben heute deutlich gesehen, die Unis in Deutschland werden zum großen Teil von der Antifa regiert. Es ist ganz wichtig, dass wir dem endlich eine politische Alternative entgegenstellen. Und das ist die AfD."
    Aus Sicht von Prof. Michael Dick, Dekan der Fakultät für Humanwissenschaften, hätte die Hochschulgruppe der AfD die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen gar nicht beginnen dürfen. Es ei abzusehen gewesen, dass die Situation eskalieren könne.
    "Die Unmutsäußerungen der Studierenden und Besucher waren so eindeutig, dass ich glaube, vernünftige Veranstalter hätten sich zurückgezogen und es dabei belassen. Offenbar hatte es der Veranstalter darauf angelegt, hier einen gewissen Aufruhr zu erzeugen und hat weiterhin versucht, das durchzuziehen. Völlig unsinnig. Da steckt natürlich kein inhaltliches, sondern politisches Motiv dahinter."
    Eine Anzeige wegen Körperverletzung
    Der Einsatzleiter der Polizei sagte nach der gescheiterten AfD-Veranstaltung, dass eine Anzeige wegen Körperverletzung gestellt worden sei. Er schloss nicht aus, dass weitere Anzeigen folgen könnten.