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Unicef über Syrien
Am meisten leiden die Kinder

Der Krieg in Syrien wütet seit sieben Jahren, hunderttausende Menschen wurden getötet. Von den schweren Kämpfen sind viele Kinder und Jugendliche traumatisiert. Hilfe vor Ort leistet auch Unicef. "Wir helfen Kinder in Syrien zu überleben", sagt Fran Equiza von Unicef.

Von Karin Bensch-Nadebusch | 01.02.2018
    Die 19-jährige Syrerin Amal (l) umarmt ihre dreijährige Tochter Grufran neben ihrem Bruder Mohommad (M) und ihrem Vater Shihab Ahmad al-Abed (r) in einer Wohnung. Amal, ihre Tochter, ihr Vater und ihr Bruder überlebten die illegale Grenzüberquerung von Syrien in den Libanon, bei der mehrere andere Syrer erfroren. Der Libanon beheimatet derzeit mehr als eine Million vor dem Bürgerkrieg geflohene Syrer.
    Syrische Flüchtlinge im Libanon (dpa / picture alliance / Marwan Naamani)
    Ein Haus in Syrien, das von Raketen zerfetzt wurde. Ein Rettungssanitäter, der einen kleinen Jungen aus den Trümmern in einen Krankenwagen trägt. Das Gesicht des Jungen ist blutverschmiert und total staubig. Sein ganzer Körper ist grau von Staub. Der Junge fasst sich an den Kopf, seine Hand ist rot, er versucht das Blut am Sitz abzuwischen. Der Kleine wirkt vollkommen abwesend, scheint unter Schock zu stehen.
    In Syrien kämpfen das Assad-Regime, Rebellen und Terroristen um die Macht. Seit Kriegsbeginn vor knapp sieben Jahren wurden hunderttausende Menschen getötet, Millionen sind innerhalb und außerhalb des Landes auf der Flucht. Der Krieg in Syrien trägt auch das Gesicht vieler traumatisierter Kinder und Jugendlicher. Wenn sie unter zehn, elf Jahre alt sind, dann fühlen sie, dass etwas komplett falsch läuft, können es aber nicht wirklich begreifen, sagt Fran Equiza vom Kinderhilfswerk Unicef.
    "Noch schwieriger ist es mit den Jugendlichen, um sie machen wir uns wirklich Sorgen", erzählt der Mann, der in syrischen Hauptstadt Damaskus lebt. "Denn sie durchleben und durchleiden den Krieg ganz bewusst."
    Fran Equiza vom Kinderhilfswerk Unicef.
    Fran Equiza vom Kinderhilfswerk Unicef lebt in der syrischen Hauptstadt Damaskus (Deutschlandradio / Karin Bensch-Nadebusch)
    Knapp drei Milliarden Euro benötigt das Kinderhilfswerk Unicef in diesem Jahr für seine Arbeit. Weltweit seien 48 Millionen Kinder in Konflikt- und Katastrophengebieten unmittelbar auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das meiste Geld, gut eine Milliarde Euro, wird für Kinder in Syrien und seinen Nachbarländern benötigt. Ausgegeben wir es vor allem für Nahrung, Medikamente, Kleidung und Schulbildung. Aber auch für psychologische Betreuung. "Wir haben Zentren eingerichtet, in denen wir Therapien für Kinder und Jugendliche anbieten, die vom Krieg traumatisiert sind", sagt der UNICEF-Mitarbeiter. Und, ja, das gäbe es sehr häufig in Syrien.
    "Denn diese Kinder, diese Jugendlichen sind die Zukunft Syriens. Sie werden in 20 oder 30 Jahren mitbestimmen wohin das Land sich bewegt. Deshalb ist es so wichtig, dass sie in der Lage sind, dieses Leid, dass sie erleben, und das so tief in ihnen sitzt, in den festen Willen umzuwandeln, der sagt, das wollen wir so nie wieder erleben", sagt Fran Equiza.
    Hoffnung, dass der Krieg in ein bis zwei Jahren endet
    In einigen Gebieten Syriens gibt es immer wieder schwere Kämpfe. Zum Beispiel in Ost-Ghuta. Dort sind knapp 400.000 Menschen eingekesselt, etwa die Hälfte von ihnen sind Kinder. In anderen Regionen beruhigt sich die Lage. "Manche Menschen in Syrien, darunter auch viele meiner Kollegen, sind überzeugt davon, dass der Krieg in ein bis zwei Jahren zuende sein wird", sagt der UNICEF-Mitarbeiter.
    Eine positive Einschätzung, die andere Beobachter nicht teilen. Aus ihr spricht die Hoffnung auf Frieden nach sieben Jahren Krieg. "Wir haben Kindern in Syrien geholfen zu überleben", sagt Fran Equiza von Unicef.
    "Nun müssen wir ihnen auch helfen, eine Perspektive für ein neues Leben zu finden."