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UNO-Weltbildungsbericht
Schule bleibt auf der Strecke

Grundschule für alle bis 2030 - von diesem Ziel hat sich die UNO mehr oder weniger verabschiedet. Nach aktuellem Stand wird es noch mehr als 25 Jahre dauern, bis alle Kinder weltweit eine Grundschulbildung erhalten. Nicht nur die Ärmsten Länder liegen laut Bericht zurück - auch wohlhabende Länder müssen deutlich mehr in Bildung investieren.

06.09.2016
    Ein Mädchen an einem Schulpult in China.
    Weltbildungsbericht: Erst 2042 werden weltweit alle Kinder eine Grundschule besuchen können (dpa/picture alliance/Imaginechina)
    Die Globale Nachhaltigkeitsagenda der Vereinten Nationen sieht vor, eine chancengerechte, inklusive und hochwertige Bildung für alle sicherzustellen. Als Zielmarke wurde dafür 2030 ausgegeben. Für die ärmsten Länder der Welt ist das nach aktuellem Stand nicht zu schaffen. In ihrem neuen Weltbildungsbericht geht die UNESCO davon aus, dass sie das gesetzte Ziel erst 2042 verwirklichen können - und damit rund 100 Jahre später als die reichsten Staaten. Wenn es um die nächste Stufe geht mit dem Ziel, allen Jugendlichen eine Fach- oder Hochschulreife beziehungsweise Ausbildung zu ermöglichen, wird dieses Ziel nach den aktuellen Trends erst 2084 erreicht.
    Aber auch bei den reicheren Ländern sieht die UNO-Organisation noch Nachholbedarf in Sachen Bildung. Kein Land in Europa und Nordamerika werde es nach den aktuellen Trends schaffen, wie angepeilt bis zum Jahr 2030 allen Jugendlichen einen Abschluss wie Fachabitur, Abitur oder Lehrausbildung zu ermöglichen. "Bildung ist unverzichtbar für Entwicklung. Auch Deutschland ist gefordert", sagte Walter Hirche, Vorstandsmitglied der Deutschen Unesco-Kommission. Als eine der größten Baustellen sieht er das nach wie vor das ungerechte deutsche Bildungssystem. Denn wer aus einer sozial schwächeren Familie kommt oder einen Migrationshintergrund hat, besitzt nach wie vor schlechtere Chancen.
    Programmhinweis

    Ein Interview mit dem UNESCO-Vorstandsmitglied Walter Hirche hören Sie in der Sendung Campus & Karriere ab 14.35 Uhr.
    Bildungsbereich "chronische unterfinanziert"
    Erreichen lassen sich die Ziele nur, wenn genügend investiert würde. Die Autoren des Berichts bemängeln eine chronische Unterfinanzierung im Bildungsbereich. Um die Finanzierungslücke zum Erreichen hochwertiger Grund- und Sekundarschulbildung bis zum Jahr 2030 zu schließen, müssten die Budgets um ein Sechsfaches erhöht werden.
    Bildung ist aus Sicht der UNESCO eine Investion, die sich gleich in mehrfacher hinsicht lohnt. Eine universelle obere Sekundarschulbildung für Kinder und Jugendliche in Entwicklungsländern könnte 60 Millionen Menschen den Weg aus der Armut ermöglichen. Außerdem sei Bildung "unabdingbare Voraussetzung für eine effektive Gesundheitsvorsorge". Mit einer angemessenen Bildung von Frauen aus Afrika südlich der Sahara beispielsweise könnte zwischen 2050 und 2060 der Tod von 3,5 Millionen Kindern verhindert werden.
    (rm/fwa)