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Unregelmäßigkeiten bei US-Wahl?
Clinton sollte nach Ansicht von Aktivisten Neuauszählung fordern

Eine Gruppe von Computerexperten und Wahlrechtsanwälten will die Demokratin Hillary Clinton laut "New York Magazine" dazu bringen, eine Neuauszählung der Stimmen der US-Präsidentschaftswahl in drei Bundesstaaten zu fordern. Hätte Clinton in Wisconsin, Michigan und Pennsylvania gesiegt, wäre der Wahlausgang ein anderer gewesen.

23.11.2016
    Hillary Clinton
    Wie reagiert Hillary Clinton auf die Aufforderung, die Auszählung in drei Staaten anzufechten? Das Weiße Haus wünscht sich offenbar einen reibungslosen Übergang zu Trump. (afp/Samad)
    Es gebe überzeugende Anhaltspunkte dafür, dass die Ergebnisse in den drei Staaten manipuliert oder gehackt worden sein könnten, berichtet Gabriel Sherman im "New York Magazine" unter Berufung auf die Gruppe der Wahlrechts- und Computer-Experten. Das mache eine unabhängige Überprüfung nötig. Beweise habe man aber noch keine.
    Die Ergebnisse in den drei Staaten sind sehr knapp. In Wisconsin habe Clinton der Gruppe zufolge in Bezirken mit elektronischer Stimmabgabe sieben Prozent weniger Stimmen erhalten als in Bezirken, die andere Wahlmethoden verwenden. Insgesamt summiere sich die Abweichung auf 30.000 Stimmen. Clinton verlor den Staat mit 27.000 Stimmen.
    In Michigan ist die Auszählung noch nicht beendet, hier liegt Trump mit 0,3 Prozentpunkten vorne. Hier hatte er etwa einen Prozentpunkt Vorsprung. Er überschritt damit die nötige Zahl von 270 Wahlleuten und ist designierter US-Präsident. Bei der Zahl der Wahlleute, dem "Electoral College", liegt er bei 290 und Clinton bei 232. Michigan ist hier noch nicht einberechnet.
    Die drei Staaten würden Clinton zur Mehrheit gereichen
    Hätte Clinton die zehn Wahlleute von Wisconsin, 20 aus Pennsylvania und 16 aus Michigan auf ihrer Habenseite, hätte sie die nötige Mehrheit von 276 Stimmen.
    Der Direktor des Zentrums für Computersicherheit und Gesellschaft der Universität Michigan, J. Alex Halderman, gehört zur Gruppe derjenigen, die Clinton auffordern, Einspruch zu erheben. Er erklärte in einem Artikel auf Medium.com, die einzige Möglichkeit, um herauszufinden, ob eine Cyberattacke das Wahlergebnis verändert habe, sei die genaue Untersuchung der Papierwahlzettel und der Wahlinstrumente in entscheidenden Staaten wie Wisconsin, Michigan und Pennsylvania. "Unglücklicherweise wird niemand jemals dieses Beweismaterial untersuchen, wenn nicht Kandidaten in diesen Staaten jetzt, in den nächsten Tagen handeln und Petitionen für die Neuauszählung starten."
    Über die Wahrscheinlichkeit eines Hackerangriffs schreibt Halderman, vor einigen Jahren hätte er dieses Szenario als Science Fiction gesehen, aber das Jahr 2016 habe bewiesen, dass Hacker mit vorher nie dagewesenen Cyberattacken in die Wahlen eingriffen. Unter anderem sei das Emailsystem der nationalen Organisation der Demokratischen Partei (Democratic National Committee) angegriffen worden.
    Die Zeit für Einspruch wird knapp
    Für das Clintonlager wird die Zeit allerdings knapp. Das "New York Magazine" berichtet unter Berufung auf einen der Aktivisten, dass die Einspruchsfrist in Wisconsin am Freitag endet, in Pennsylvania am kommenden Montag und in Michigan am kommenden Mittwoch. Neben der Neuauszählung sei auch eine forensische Untersuchung der Wahlmaschinen nötig.
    Zudem ist fraglich, ob Clinton Einspruch erheben würde. Das Weiße Haus will offenbar nicht, dass Clinton die Wahlergebnisse anficht, da es auf einen reibungslosen Machtwechsel setzt. Einige Clinton-Anhänger werben allerdings für eine Neuauszählung und die dafür notwendigen Maßnahmen. Dafür plädiert beispielsweise Heba Abedin, die Schwester der Clinton-Vertrauten Huma Abedin.
    (vic/nin)