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Unsichtbare Wellen

Elektromagnetische Wellen umgeben uns fast überall; nicht nur als natürliche Lichtwellen, sondern auch als Handystrahlung oder als Strahlung durch elektrische Leitungen. Dem Elektrosmog zu entgehen, ist heute praktisch nicht mehr möglich.

Von Michael Engel | 15.04.2010
    "Ladies and Gentlemen on Platform nine. Welcome to Expo City Hanover."

    So ein Bahnsteig hat es ganz schön in sich: 15.000 Volt und 1400 Ampere fließen durch die Oberleitung - nur wenige Meter über den Köpfen der Fahrgäste. Entsprechend hoch ist das elektromagnetische Feld, so Doktor Horst-Peter Neitzke vom Ecolog-Institut Hannover.

    "Also im Zug, da habe ich ein relativ starkes Feld zwischen der Oberleitung und der Schiene unten."

    Mit 16 2/3 Hertz gelten die elektromagnetischen Felder im Bahnhofsbereich als niederfrequent. Was aber - wie gesagt - nicht heißt, dass die Belastung durch Elektrosmog deswegen gering ist. Dreimal schneller, mit 50 Hertz, und viel stärker, 400.000 Volt, ist der Wechselstrom in den Überlandleitungen. Transformiert auf 230 Volt für den Hausgebrauch umgeben uns die 50-Hertz-Felder daheim praktisch überall.

    "Wir haben also große schwere Maschinen wie Waschmaschinen. Die produzieren ein relativ starkes Feld, aber das reicht in der Regel nicht sehr weit und man kommt ja auch körperlich kaum damit in Berührung. Das ist bei anderen Geräten anders: Rasierapparat, Fön, die sehr intensive Felder produzieren und dann noch zusätzlich dicht am Körper gehalten werden. Also da haben wir relativ hohe Feldstärken. Aber eine relativ kurze Nutzungsdauer. Die Nachtspeicherheizung wäre wieder das Gegenstück dazu. Weil ich über viele Stunden während des Ladevorgangs unter Umständen sehr intensive Magnetfelder in der Wohnung haben kann."

    Nur wenig oberhalb der weitverbreiteten 50-Hertz-Felder beginnt der Radiobereich; Lang-, Mittel- und Kurzwelle. UKW-Sender, die stark zugenommen haben, erzeugen elektromagnetische Wellen im Megahertz-Bereich. Ein Megahertz sind eine Million Schwingungen pro Sekunde. Oberhalb von UKW - bei 900 Megahertz - beginnen die Handyfrequenzen, die sowohl vom Handy direkt am Ohr als auch von den Sendeanlagen auf vielen 1000 Hausdächern erzeugt werden. Professor Achim Enders vom Institut für elektromagnetische Verträglichkeit der TU Braunschweig:

    "UMTS - dort sind Bereiche um die zwei Gigahertz versteigert worden. WLAN kann man noch nennen als Bereich, wo auch die häusliche Mikrowelle arbeitet: 2,45 Gigahertz. Und für WLAN gibt es noch einen zweiten Bereich, bei der - ich glaube - die doppelte Frequenz … Ich hab es jetzt nicht genau im Kopf, aber etwas oberhalb fünf Gigahertz gibt es auch noch einen WLAN-Bereich. Das sind die Bereiche, die letztlich im Haushalt vorkommen können."

    Elektrosmog begegnet uns auf Schritt und Tritt. Beispiel: Radargeräte. Sie arbeiten im Frequenzbereich der Mikrowelle. Wer zum Beispiel am Rheinufer oder Mittellandkanal spazieren geht, steht im elektromagnetischen Radarfeld der Binnenschifffahrt - mit relativ hohen Feldstärken, so die Experten.

    "Und dann gibt es noch Radare wie die Autoradare, die nur genau das vor ihnen fahrende Auto sozusagen sehen und in seiner Geschwindigkeit beurteilen sollen. Generell Radar - ein bis 100 Gigahertz ganz grob."

    Und fast könnte man vergessen, dass es auch ganz natürliche Wellen gibt.

    "Nämlich das Licht ist eine elektromagnetische Welle und die Wärme genauso. Wir kennen das vom Feuer, wo einem so schön wohlig davor ist. Das heißt, das sind allgegenwärtige Erscheinungen, die der Mensch seit seiner Existenz auch benötigt."

    Das Unbehagen indes bleibt bestehen - jedenfalls mit Blick auf die künstlich erzeugten Felder. Dem Elektrosmog zu entgehen, ist heute - im Zeitalter der Satellitenkommunikation - praktisch nicht mehr möglich. Es sei denn in einem Haus, dass speziell abgeschirmt wurde. Eine Alternative vor allem für elektrosensible Menschen.