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Unternehmensbilanz
EnBW setzt weiterhin auf erneuerbare Energien

Deutschlands drittgrößter Stromversorger EnBW hat vergangenes Jahr wieder Gewinn gemacht. Das Karlsruher Unternehmen kündigte an, seinen Sparkurs zu verschärfen und weiter an erneuerbaren Energien festzuhalten. Sorgen bereitet allerdings der langfristige Verfall der Strompreise.

Von Thomas Wagner | 21.03.2016
    Ein Windrad des Offshore-Parks Baltic 2 vor der Insel Rügen in der Ostsee.
    Der EnBW-Offshorewindpark Baltic 2 vor der Insel Rügen in der Ostsee. (picture alliance / dpa / Jens Büttner)
    Strompreisverfall, hohe Abschreibungen auf Kernkraftwerke, deren Betriebsende absehbar ist, aber auch auf Kohlekraftwerke: Das bekommt auch der baden-württembergische Energiekonzern EnBW AG zu spüren: Für 2015 insgesamt 21,2 Milliarden Euro Jahresumsatz zwar und damit leicht mehr als im Vorjahr. Aber: Der Gewinn vor Steuern ging zurück, um 2,7 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro.
    "Umso konsequenter arbeiten wir daran, diesen Ergebnisrückgang durch den Ausbau der erneuerbarer Energien, des Netzgeschäftes und des kundennahen Vertriebs vollständig zu kompensieren."
    Den erneuerbaren Energien gehört die Zukunft - und zwar vorrangig. Daran lässt Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender der EnBW, auf der Bilanzpressekonferenz keinen Zweifel. Die Beschlüsse des Weltklimagipfels von Paris, die einen spürbaren Rückgang der CO-2-Emissionen und damit auch der fossilen Energieerzeugung vorsehen, begrüßt EnBW-Chef Mastiaux ausdrücklich:
    455 Millionen Euro für erneuerbarer Energie-Erzeugungssysteme
    "Dazu passt, dass die weltweiten Investitionen in Erneuerbare Energien mit über 300 Milliarden Euro weltweit ein Rekordniveau erreicht haben."
    Diesen Trend habe EnBW konsequent in die Unternehmensstrategie aufgenommen: 455 Millionen Euro habe der Konzern alleine im vergangenen Jahr in Entwicklung und Fertigung erneuerbarer Energie-Erzeugungssysteme investiert. So ist unter anderem der EnBW-Offshorewindpark Baltic 2 in Betrieb gegangen. Insgesamt seien Windenergiekapazitäten von 6000 Megawatt und Solarenergiekapazitäten von 1500 Megawatt alleine im vergangenen Jahr aufgebaut worden. 2015 trugen dann auch die Kraftwerke, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden, immerhin 13 Prozent zum Konzerngewinn bei. Das Geschäft mit Wind- und Solarenergie soll in Zukunft aber noch viel stärker als bisher rentabel werden und zum Gewinn beitragen, betont EnBW-Chef Frank Mastiaux:
    "Wenn sie sich die Gesamtlogik auf der wirtschaftlichen Ebene angucken, haben wir gesagt, dass wir in 2020 30 Prozent des Konzernergebnisses mit Erneuerbaren machen wollen."
    Strompreisverfall macht Unternehmen zu schaffen
    Mit steigender Tendenz auch in den Zeiten danach. Sorgen bereitet dem baden-württembergischen Energiekonzern eine Entwicklung, die bereits im Geschäftsjahr 2014 ihren Anfang nahm. Finanzvorstand Thomas Kusterer:
    "Bereits damals hat die verschlechterte Langfristentwicklung der Strompreise unser Ergebnis vor Zinsen und Steuern mit rund 1,5 Milliarden Euro außerordentlich belastet. Der Verfall der Strompreise hat sich seitdem noch einmal deutlich verschärft. Die Großhandelsmarktpreise sind um weitere 30 Prozent und damit fast zehn Euro auf inzwischen nur noch 20 Euro je Megawattstunde gesunken. Natürlich steigt damit der Druck auf die Wirtschaftlichkeit der Erzeugung."
    Die Rede ist von Effizienzsteigerung und leichtem Jobabbau bei EnBW; der Konzern zählt derzeit über 20.000 Mitarbeiter. Eines machte Vorstandschef Frank Mastiaux allerdings trotz allem Drucks zu mehr Effizienz unmissverständlich deutlich: Eine Aufspaltung des Konzerns in ein Segment für erneuerbare Energien und ein traditionelles Segment mit den verbliebenen Kernkraftwerken und Kohlekraftwerken, wie das große Mitbewerber vorgemacht haben, komme für EnBW nicht infrage.