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Unternehmenspleiten 2014
Prokon, Weltbild und Co.

Das Windkraftunternehmen Prokon und die Verlagsgruppe Weltbild gehörten im Jahr 2014 zu den Unternehmen, die pleite gingen. Insgesamt haben über 20.000 Unternehmen Insolvenz angemeldet - das sind knapp neun Prozent weniger als im Vorjahr. Auch die großen Pleiten mit Tausenden Beschäftigten wie bei Schlecker sind dieses Jahr ausgeblieben.

Von Michael Braun | 30.12.2014
    Eine Filiale der Weltbild-Gruppe in Berlin.
    Die größte Insolvenz des Jahres erfolgte bei der Verlagsgruppe Weltbild. (picture alliance / dpa / Jens Kalaene)
    "Und das geht einfacher als man denkt. Schon ab 100 Euro können Sie bei Prokon in erneuerbare Energien investieren."
    Bis zuletzt warben sie noch für den Weg in eine bessere Welt:
    "Prokon. Ihre Kapitalanlage in eine lebenswerte Zukunft."
    Und als Prokon-Gründer Carsten Rodbertus Ende Januar Presse und Mitarbeitern in einer Werkshalle in Itzehoe die aktuelle Lage schilderte, hatte er über die gerade eröffnete Insolvenz des Windpark-Betreibers berichten müssen - und erntete Beifall:
    "Ja. Nochmals vielen Dank an unsere Mitarbeiter und insbesondere an unsere Anleger, die nach wie vor hohe Bereitschaft haben, uns zuzuhören. Schönen Dank."
    Sein Charisma hat der Mann mit dem ergrauten Pferdeschwanz mittlerweile verloren. Klagen wegen Insolvenzverschleppung stehen an. Die Anleger, die ihm in einer Niedrigzinsphase mehr als eine Milliarde Euro zu acht Prozent Zins überlassen hatten, mussten erkennen, dass dieser Zins eine hohe Risikoprämie enthalten hatte: Sie werden laut Insolvenzplan auf 50 bis 70 Prozent ihrer Forderungen verzichten müssen.
    Verlagsgruppe Weltbild
    Die größte Insolvenz des Jahres, die der Verlagsgruppe Weltbild mit 6.800 Beschäftigten, stand ebenfalls schon im Januar an. Knapp tausend Arbeitsplätze fallen hier weg. Aber mit der Düsseldorfer Droege-Gruppe als neuem Eigentümer geht es weiter. 20 Millionen Euro will der Finanzinvestor in Familienbesitz investieren. Im Sommer kam das heraus. Und die Mitarbeiter, die bleiben konnten, waren erleichtert:
    "Also, ich bin positiv überrascht. Keine Leute entlassen."
    "Beruhigt, man kann in Urlaub fahren."
    "Wir wissen, dass es jetzt nicht eine Art Heuschrecke ist, die uns billig einkaufen will und teuer wieder verkaufen will."
    "Mir geht's prima."
    Sanierungen im Schutze des Insolvenzrechts
    Weitere große Pleiten im alten Jahr: der Langenfelder Einzelhändler Strauss Innovation, der Brandenburger Großbäcker De Mäkelbörger, die Mifa, die Mitteldeutschen Fahrradwerke aus Sachsen-Anhalt, der Düsseldorfer Soßen- und Suppenhersteller Zamek, der bayerische Modekonzern Strenesse und die Münchner "Abendzeitung". Die ganz großen Pleiten mit mehr als 10.000 Beschäftigten wie vor zwei Jahren bei der Drogeriekette Schlecker sind 2014 ausgeblieben. Und Michael Bretz, Leiter der Wirtschaftsforschung bei der Auskunftei Creditreform, hat alles in allem noch eine gute Nachricht:
    "Fast alle großen Insolvenzen haben mittlerweile die Möglichkeit, irgendwo sich zu sanieren, sei es außerinsolvenzlich, sei es im Verfahren. Wir können davon ausgehen, dass in diesem Jahr 2014 rund 500 - nennen wir es - Sanierungen oder Turnarounds im Schutze des Insolvenzrechts gemacht werden. Das hat immer mehr Anklang gefunden. Und hier dann doch mal eine Lanze für die Insolvenzverwalter, oder nicht für alle: Die werden immer kompetenter."
    Ausblick 2015
    Insgesamt wurden im alten Jahr rund 23.800 Unternehmensinsolvenzen angemeldet, knapp neun Prozent weniger als im Vorjahr. Schon seit Jahren ebbt die Pleitewelle ab. Damit könnte aber jetzt Schluss sein:
    "Wenn man darüber nachdenkt, dass die Ursachen für Unternehmenspleiten fast immer in Zeiten gelegt werden, die gut sind, dann wird einem vielleicht auch klar, dass daraus resultierend im ersten Halbjahr 2015 durchaus mit mehr Insolvenzen zu rechnen ist", so Helmut Rödl, Aufsichtsrat der Creditreform.
    Es könnte sein, dass sich Unternehmer oder Verbraucher in guter Zeit übernommen haben und nun, wo die Konjunktur an Schwung verliert, die Zahl der Insolvenzen im Frühjahr 2015 wieder steigt.