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Unterwegs in den Brandgebieten Portugals
Die menschengemachte Naturkatastrophe

Am 17. Juni 2017 brach in den Wäldern um die zentralportugiesische Kleinstadt Pedrógão Grande ein Feuer aus. Innerhalb von wenigen Stunden fraßen sich die Flammen durch die Pinien- und Eukalyptuswälder. 64 Menschen kamen ums Leben, Hunderte wurden verletzt, Zehntausende Hektar Wald verbrannten.

Von Tilo Wagner | 28.10.2017
    Ausgebrannte Autos stehen am 18.06.2017 auf der Landstraße zwischen Castanheira de Pera und Figueiro dos Vinhos (Portugal). Der verheerende Waldbrand mit mehreren Toten in Portugal ist der Polizei zufolge durch Blitzschlag ausgelöst worden.
    Der verheerende Waldbrand mit mehreren Toten in Portugal ist der Polizei zufolge durch Blitzschlag ausgelöst worden. (Armando Franca/AP/dpa)
    Neben technischen und menschlichen Fehlern werden auch strukturelle Probleme für die Katastrophe verantwortlich gemacht. Jahrzehntelang sind die dünn besiedelten, wirtschaftlich schwachen Waldgebiete ihrem Schicksal überlassen worden. Wegen der fehlenden Investitionen und Organisation verwandeln sich die Wälder in den trockenen, heißen Sommern in Zeitbomben.
    Nun versuchen die Menschen in der geschundenen Region wieder Tritt zu fassen - und stoßen dabei auf viele unbeantwortete Fragen: Wie sollen die Waldgebiete besser kontrolliert werden? Wer will jetzt noch in diesem abgeschiedenen Gebiet leben, das schon vor den Bränden mit Landflucht und einer immer älter werdenden Bevölkerung zu kämpfen hatte? Und kann die Feuerwehr in Zukunft derartige Katastrophen verhindern?
    Feuerwehrmänner versuchen im Juni 2017 eine Waldband im portugiesischen Vale da Ponte, Pedrograo Grande, zu löschen.
    Ein Blitzschlag und seine Folgen
    Portugal erlebte eine Feuersbrunst wie nie zuvor in der Geschichte. Besonders hart traf es im Juni die Region Pedrógão Grande. Experten versuchen nun, die Ursachen des Waldbrandes zu rekonstruieren.
    Verkohlte Bäume in einem Wald in der Region Pedrógão Grande.
    Ein Waldarbeiter erzählt
    Die Waldwirtschaft gilt als wichtige Einnahmequelle in Portugal. Nach den Waldbränden im Frühsommer dieses Jahres ist der Schaden groß: Viele Waldarbeiter in der Region Pedrógão Grande bangen um ihre Existenz - und nicht nur sie.
    Ein Pickup mit mobilem Löschgerät fährt am 19.06.2017 in den frühen Morgenstunden auf einer Straße zwischen den kleinen Ortschaften Casalinho und Enchecamas, etwa 150 Kilometer nordöstlich von Lissabon, (Portugal) auf einer Straße neben brennendem Buschwerk und Bäumen entlang. Der verheerende Waldbrand mit vielen Toten in Portugal ist der Polizei zufolge wohl durch Blitzschlag ausgelöst worden.
    Vergessen im Wald: das Dorf Noderinho
    Immer wieder hat es im Sommer in den Wäldern rund um Noderinho gebrannt. Doch dieses Jahr war es für die Dorfbewohner "der reinste Horrorfilm", denn keiner kam ihnen zur Hilfe.
    Eine agebrannte Fläche einer Eukalyptus-Monokuoltur in Portugal.
    Eine Dorfgemeinschaft plant ihre eigene Waldreform
    Portugal hat eine größere Waldfläche als Deutschland. Auf den überwiegend privaten Flächen gibt es neben Monokulturen aber auch viel Wildwuchs. Dagegen will die Regierung mit einer Waldreform angehen.
    Blumen erinnern auf der Nationalstraße an den verstorbenen Freund, Kollegen und Feuerwehrmann.
    Kein Geld für Helden - Portugals vernachlässigte Feuerwehren
    "Unsere Helden" steht auf einem Transparent in der Feuerwache Castanheira de Pera. Pausenlos war die freiwillige Feuerwehr im Einsatz. Und das dürfte sich nicht ändern.