"Unverstellte Herzensgüte und unkomplizierte Direktheit"

Von Marli Feldvoß · 02.10.2010
Ein Hollywoodstar mit einfachem Gemüt war Rock Hudson. Er begeisterte das Publikum in Sexcomedys an der Seite von Doris Day und galt als der perfekte Schwiegersohn. Erst kurz vor seinem Tod enthüllte er der Öffentlichkeit seine Aidserkrankung und Homosexualität.
In "Pillow Talk" entdeckte Rock Hudson an der Seite von Doris Day sein komisches Talent. Bei ihr hat er alle Tricks gelernt. Fünf Jahre später - 1964 in Howard Hawks' "Man's Favourite Sport" - wurde er sogar mit Komödienprofi und Altstar Cary Grant verglichen. Rock Hudson befand sich damals auf der Höhe seiner Popularität, und er liebte Komödien. In der Sexcomedy "Pillow Talk" schmachtete er - ein erfolgreicher Schlagerkomponist und Womanizer - jede neue Flamme mit dem gleichen Song an.
Der am 17. November 1925 als Roy Harold Scherer in Winnetka, Illinois geborene Rock Hudson wurde lange unterschätzt. Er wollte von Anfang an Schauspieler werden, ging nach der Marine nach Hollywood, um sich mit wechselnden Jobs durchzuschlagen. Dann entdeckte ihn Regisseur Raoul Walsh für "Fighter Squadron". 38 Aufnahmen sollen für den einzigen Satz, den er zu sprechen hatte, nötig gewesen sein. Es folgte eine Serie mittelmäßiger Kriegs- und Abenteuerfilme, bis er Mitte der 50er noch einmal entdeckt wurde: von Douglas Sirk, mit dem er sieben Filme drehen sollte. Sirk sah in Hudson sofort den Leading Man und gab ihm an der Seite von Jane Wyman die männliche Hauptrolle. Nach dem Melodram "Magnificient Obsession" war Rock Hudson ein Star und blieb lange Jahre am Box-Office die Nr. 1. Der nächste Sirk-Film "All that Heaven Allows" gehörte zu den anspruchsvollsten seiner Karriere. Eine Lady-Chatterley-Story zwischen Gärtner und reicher Witwe, mit der die Heuchelei und die Geschlechterunterdrückung der amerikanischen Mittelklasse schonungslos angeprangert wurden:

"Es tut mir leid, Cary. Aber es hat keinen Sinn. Ich kann auf diese Weise nicht leben. Das wusstest Du von Anfang an. - Ich habe eine Verantwortung meinen Kindern gegenüber. Davor kann ich doch nicht weglaufen. - Bist Du sicher, dass es nur das ist? - Was meinst Du denn sonst? Glaubst Du, mir liegt etwas an dem Haus oder an der Meinung der Leute? - Ja, allerdings."

Douglas Sirk schätzte an Hudson "seine unverstellte Herzensgüte und unkomplizierte Direktheit". Er strahlte, so Sirk, innere Stärke und große emotionale Verletzlichkeit aus. Er war das Gegengewicht zu den kaputten Psychotypen eines Marlon Brando, James Dean oder Montgomery Clift. Der homosexuelle Rock Hudson kam nicht nur bei Frauen besonders gut an, sondern war ironischerweise das Modell für den amerikanischen Jedermann schlechthin. Das Universal Studio hatte alle Hände voll zu tun, um sein Geheimnis unter Verschluss zu halten. Die "arrangierte Heirat" mit Phyllis Gates, die nach drei Jahren geschieden wurde, sollte den Gerüchten entgegenwirken. In "Giant," Hudsons einzigem Film mit Oscarnominierung, spielte er den texanischen Rancher Bick Benedict, der den Ölrausch nicht stoppen kann, mit James Dean als Arbeiter Jett.

Rock Hudsons Biografin Sara Davidson erklärt, dass der Eindruck "Naturbursche" täuschte, dass Hudson das Image einer "schlichten Seele" bewusst gepflegt habe. Er sei ein Meister der Illusion gewesen, raffiniert und verschlossen. Rock Hudson begann einen Monat vor seinem Tod am 2. Oktober 1985, sein Leben aufzuzeichnen. Er wollte "die Dinge zurechtrücken". Seine Aidserkrankung und seine Homosexualität hatte er erst sehr spät zugegeben und löste damit eine Welle der Zuneigung und eine Spendenflut aus. Sein Schauspielerfreund, Präsident Ronald Reagan, erhöhte das Aids-Budget auf 100 Millionen Dollar, statt es zu kürzen. Neben einer Handvoll Filmen wurde seine Krankheit zu seinem größten Erfolg. Die Trauerfeier fand in Rock Hudsons Villa bei Margaritas, Chilis und Mariachi-Musik statt. Das war sein letzter Wunsch.