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Urteil der FIFA
Endspiel für Blatter und Platini

Die Ethikkommission des Weltfußballverbandes FIFA gibt heute ihr Urteil zur Rechtmäßigkeit einer Millionenzahlung von FIFA-Präsident Sepp Blatter an UEFA-Chef Michel Platini bekannt. Die Entscheidung wird zum Endspiel für die beiden suspendierten Funktionäre: Es geht um ihre Zukunft.

Von Hans-Jürgen Maurus | 21.12.2015
    FIFA-Präsident Sepp Blatter und UEFA-Präsident Michel Platini, nebeneinander sitzend, beide eine Hand nachdenklich am Mund.
    Erwarten das Urteil der FIFA-Ethikkokkission: FIFA-Präsident Sepp Blatter und UEFA-Präsident Michel Platini. (imago/ZUMA Press)
    "Das möchte ich nicht kommentieren." Das ist der entscheidende Mann. Der Münchner Richter Hans-Joachim Eckert, der das Urteil bereits kennt und es heute Vormittag bekannt geben wird. Eckert ist der Vorsitzende der Spruchkammer der Ethikkommission und von ihm dürfte es abhängen, ob die beiden gesperrten FIFA und UEFA Spitzenfunktionäre Sepp Blatter und Michel Platini mit einem blauen Auge davonkommen oder die Höchststrafe kassieren, schlimmstenfalls lebenslange Sperren.
    Worum geht es? Wieder einmal ums Geld, genauer: um zwei Millionen Franken, die Blatter aus der FIFA-Kasse 2011 an Platini überweisen ließ. Für geleistete Dienste in den Jahren 1998 bis 2002. Das Problem dabei: Es gibt keinen schriftlichen Vertrag, sondern nur eine mündliche Abmachung, ein Gentlemen-Agreement, sagt Blatter. Und verteidigt die Zahlung, weil man Platini Geld geschuldet habe.
    Doch es gibt keine Rückstellung in der FIFA Bilanz für eine Summe, die erst mehr als acht Jahre nach geleisteter Arbeit erfolgte. Also steht der Verdacht von ungetreuer Geschäftsführung und Korruption im Raum. Auch deshalb, weil Blatter 2011 zur Wiederwahl anstand. Laut Blatter hat ihm Richter Eckert aber bei seiner Anhörung in der vergangenen Woche zugesagt, dass der Korruptionsvorwurf vom Tisch sei.
    "Fast altkatholische Inquisition"
    Platini ist ebenfalls von seiner Unschuld überzeugt. Er habe nur auf der Restzahlung bestanden. Es wird also spannend. Beide, Blatter und Platini sind eingeschnappt beziehungsweise richtig sauer. Beide verlangen einen Freispruch und beide fühlen sich vorverurteilt, wie der Walliser im ARD-Fernsehinterview kürzlich beklagte: "Diese Vorverurteilung und das Nachhaken von dieser Untersuchungskommission der Ethikabteilung, das geht fast in die altkatholische Inquisition hinein."
    Platini ist derart erbost, dass er vergangene Woche erst gar nicht zu seiner Anhörung vor dem Ethikkomitee erschien. Ob er damit seine Chancen verbessert hat oder nicht sei dahingestellt. In wenigen Stunden wissen beide mehr. Eine Verlängerung oder Verschärfung der Suspendierung wären für Blatter und Platini verheerend. Blatter könnte im Februar nicht mehr die letzte Sitzung des Kongresses leiten, auf der sein Nachfolger gewählt werden soll und Platini müsste seine Bewerbung um die Blatter Nachfolge beerdigen. Endspiel.