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US-Einwanderungspolitik
Tausende protestieren gegen Trump

In mehreren großen Städten der USA haben am Wochenende wieder zahlreiche Menschen gegen die harte Haltung der Regierung von US-Präsident Donald Trump in der Einwanderungspolitik protestiert. Die Fronten in dieser Frage sind verhärtet. Und die Debatte dürfte in den Wochen vor der Kongresswahl noch schärfer werden.

Von Torsten Teichmann | 01.07.2018
    Tausende protestieren am 30. Juni 2018 in der Nähe des Capitols in Washington gegen die Einwanderungspolitik der Regierung von US-Präsident Donald Trump.
    Tausende protestieren in Washington gegen die Einwanderungspolitik von US-Präsident Trump (imago / Xinhua / Yang Chenglin)
    Tausende protestieren auf dem Lafayette Platz vor dem Weißen Haus. Aber die Hitze des Sommers schlägt auf Asphalt und Wege nieder, sodass Demonstranten Schutz im Schatten der Bäume suchen. John ist mit seiner Frau Emilia und der kleinen Tochter Clair gekommen.
    "Amerika bietet unseren Familien jede Menge Möglichkeiten. Wir verwehren sie aber anderen Familien, das ist verkehrt. Deshalb wollen wir, dass unsere Stimme gehört wird."
    So wie John in Washington sind US-Amerikaner in Atlanta, in Minneapolis und Los Angeles auf die Straße gegangen. Der Protest richtet sich gegen die Null-Toleranz-Politik der Trump-Administration. Die Demonstranten verlangen, dass Einwanderer, die ohne gültige Papiere in die USA kommen, nicht länger angeklagt werden. Eltern und Kinder, die bereits getrennt worden sind, sollen sofort wieder zusammenkommen. Auf den Plakaten in Washington ist zu lesen, Familien gehören zusammen. Und dass Einwanderer von Amerika träumen und das sei kein Verbrechen.
    Das ist Andrew. Er ist in Miami aufgewachsen
    "Ich bin kubanischer Abstammung. Meine Familie ist in die USA eingewandert, deshalb unterstütze ich den Protest. Es ist absurd, dass wir überhaupt darüber diskutieren müssen."
    Die Auseinandersetzung ist laut und emotional
    Andrew sagt, er versuche zu verstehen, was sich in den Vereinigten Staaten verändert hat. Er teilt seine Verwunderung mit Millionen liberalen US-Amerikanern. Aber wenige Schritte von der Stelle entfernt, an der Andrew steht, im Weißen Haus, regiert Präsident Trump, der seine Politik verteidigt. Vom Golfplatz in New Jersey aus twittert Trump, wer illegal ins Land kommt, müsse sofort zurückgeschickt werden ohne jahrelange juristische Winkelzüge. Das würde gegen die Verfassung verstoßen. Aber Recht haben allein, reicht in den USA nicht mehr aus.
    Ein Demonstrant brüllt auf eine Gruppe von Abtreibungsgegnern ein. Auch sie sind vor das Weiße Haus gezogen. Ausgerechnet jetzt. Ihre Plakate zeigen Bilder des Holocaust und vergleichen sie mit Aufnahmen von abgetriebenen Föten.
    Die Auseinandersetzung ist laut und emotional. Und sie zeigt, dass ja nicht alle Amerikaner mit der Politik des Präsidenten unzufrieden sind: Für viele war es ein Erfolg, dass der Oberste Gerichtshof in dieser Woche den sogenannten Travel-ban bestätigt hat, also die Einreisebeschränkungen für Bürger aus sechs mehrheitlich muslimischen Ländern.
    "Generell wissen die Leute, dass Asyl und Einwanderung etwas Gutes für das Land ist. Aber vielleicht ist für manche Menschen die Loyalität zum Präsidenten und dessen Politik wichtiger."
    Debatte über Einwanderer wird weiter angeheizt
    Wie wollen die USA die Gräben je überwinden? Emilia schaut ihren Mann John an, dann Tochter Clair. Die Antwort fällt ihr nicht leicht:
    "Wir versuchen, offen miteinander zu reden. Vor allem mit Mitgliedern der Familie, die anderer Meinung sind. Einfach offen sein und mit Menschen reden."
    "Eine respektvolle Debatte ist so wichtig, aber gleichzeitig so selten. Selbst wenn wir überzeugt sind, macht das die Meinung der anderen nicht weniger wertvoll."
    Doch statt Respekt und Gelassenheit wird die Debatte über Einwanderer in den Wochen vor der Kongresswahl nur noch weiter angeheizt. Bei der Demonstration in Washington hat die Feuerwehr wegen der großen Hitze mit einem Löschwagen das Wasser angestellt. Ein feiner Nebel geht über den Demonstranten an einer Ecke des Platzes nieder. Das reicht nicht aus. Das ganze Land bräuchte dringend eine Abkühlung.