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US-Geldpolitik
Die Federal Reserve hält den Leitzins

Die US-Notenbank Federal Reserve hat ihren Leitzins unangetastet gelassen - sehr zum Unmut von US-Präsident Donald Trump. Der hatte eine deutliche Zinssenkung verlangt, um die Konjunktur anzukurbeln. Fed-Chef Jerome Powell gibt sich davon scheinbar unbeeindruckt und blickt optimistisch auf die Wirtschaft.

Von Thilo Kößler | 02.05.2019
Jerome Powell, Präsident der US-Notenbank Federal Reserve, gibt eine Pressekonferenz nach der ersten Sitzung unter seiner Leitung.
Jerome Powell, Präsident der US-Notenbank Federal Reserve (Carolyn Kaster/AP/dpa)
Erneut haben die obersten Währungshüter der Vereinigten Staaten zwei Tage zusammengesessen, um die weltwirtschaftliche Lage einzuschätzen und dann diese Konsequenz zu ziehen: Es bleibt alles beim Alten.
Die Fed lässt den Leitzins unverändert in der Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent, bestätigte Jerome Powell die allgemeine Erwartungshaltung und kündigte zudem an, weiterhin "geduldig" agieren zu wollen, wie er sagte – die Märkte interpretieren diese Formulierung als deutlichen Hinweis darauf, dass die amerikanische Notenbank auch in absehbarer Zukunft keine weiteren Zinsschritte unternehmen wird. Powell nannte die wirtschaftliche Entwicklung stabil – Wachstum und Arbeitsmarkt entwickelten sich besser als erwartet, die Inflation sei leicht unter den Erwartungen geblieben
Gespräche mit China erfolgversprechend
Die globalen Risiken, die man Anfang des Jahres noch ausgemacht habe, bestünden zwar fort, seien aber nach Einschätzung der Notenbanker insgesamt nicht mehr so gravierend, sagte Powell: Die Signale aus China und Europa nannte der Fed-Chef ermutigend; die Gefahr eines ungeordneten Brexits sei erst einmal abgewendet, die Gespräche im Handelsstreit zwischen China und den USA seien durchaus erfolgversprechend.
Nach Angaben des Fernsehsenders CNBC kann womöglich bis Freitag ein neues Handelsabkommen zwischen USA und China unter Dach und Fach gebracht werden - Quellen nannte der Sender für diese Einschätzung allerdings nicht. Doch auch Fed-Chef Powell äußerte sich vorsichtig optimistisch über den Fortgang der Gespräche. Insgesamt befinde sich die Wirtschaft auf einem gesunden Weg – die Fed sehe sich in ihrer Geldpolitik bestätigt.
Trump kritisiert den Fed-Chef weiter
Wenn da nicht Donald Trump wäre: der Präsident griff dem Fed-Chef erneut in die Speichen. Trump bekräftigt sein Bedauern, dass er Jerome Powell zum Nachfolger der von ihm ebenso heftig kritisierten Janet Yellen gemacht hat, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit. Die US-Wirtschaft könne abgehen wie eine Rakete, wenn die Fed endlich die Zinserhöhungen des vergangenen Jahres revidieren und den Zinssatz zumindest um ein Prozent zurücknehmen würde, twitterte Donald Trump am Morgen der Fed-Entscheidung.
Powell gab sich scheinbar unbeeindruckt: Die Fed sei keine politische Institution, sagte er, tagesaktuelle Entwicklungen spielten bei ihren Entscheidungen keinerlei Rolle.
Indes belässt es Trump nicht bei verbaler Kritik – der Präsident versucht, zwei enge Gefolgsleute in das siebenköpfige Führungsgremium des Boards zu hieven. Der eine von ihnen, Herman Cain, hat unter dem Druck neuer Vorwürfe wegen sexueller Belästigung bereits abgewinkt. Dem anderen, Stephen Moore – konservativer Kommentator und Ex-Wahlkampfberater Donald Trumps – werden mittlerweile selbst in republikanischen Kreisen kaum noch Chancen eingeräumt. Moore gilt als geldpolitisch inkompetent und hat sich vor allem mit frauenfeindlichen Kommentaren und unterlassenen Unterhaltszahlungen für Ex-Frau und Familie einen zweifelhaften Ruf erworben.