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US-Haushaltsstreit dominiert IWF-Tagung

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, pocht auf ein baldiges Ende des US-Haushaltsstreits. Der ist das beherrschende Thema beim Auftakt der Jahrestagung von IWF und Weltbank in Washington.

Von Benjamin Hammer | 10.10.2013
    Das kosmopolitische Washington wird ab heute noch etwas internationaler. 11.000 Vertreter aus 188 Ländern kommen zu den Jahrestagungen des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank, darunter Finanz- und Entwicklungsminister sowie die Chefs der Notenbanken.

    So weltläufig die Kulisse des Treffens auch ist – die Musik spielt für die Gäste aus aller Welt in Washington selbst. Die drohende Zahlungsunfähigkeit der USA ist das dominierende Thema. Die internationale Gemeinschaft will Druck ausüben auf die US-Politiker – das machte heute auch IWF-Chefin Christine Lagarde:

    "Wenn die Schuldengrenze nicht angehoben wird, dann wird das großen Schaden anrichten, in den USA, aber auch in der Weltwirtschaft. Ich hoffe, dass wir in ein paar Wochen zurückschauen und sagen: Was für eine Zeitverschwendung, dass wir uns damit beschäftigt haben. Aber wir müssen uns das anschauen. Unsicherheit ist vor allem für die Finanzmärkte riskant. Wenn das jetzt nicht gelöst wird, dann hat das weltweite Konsequenzen."

    Das zweite wichtige Thema der Jahrestagung spielt ebenfalls in den USA: Wann und wie beendet die US-Notenbank FED ihre ultralockere Geldpolitik? Die Vertreter der Schwellenländer befürchten, dass ihre ohnehin schon angeschlagenen Volkswirtschaften durch eine zu harte US-Geldpolitik Schaden nehmen.

    "Wir lernen gerade erst, sagt dazu Christine Lagarde. So etwas wurde noch nie gemacht von Notenbanken. Wir sagen: Macht es langsam, nicht zu schnell. Und: Kommuniziert es klar, sagt was Ihr vorhabt. Und da glaube ich, dass die neue Notenbankchefin Janet Yellen das sehr gut machen wird, sie ist da ganz klar. Nicht dass es in der Vergangenheit anders gewesen wäre."

    Ein kleiner Seitenhieb auf den bisherigen US-Notenbankchef, Ben Bernanke.
    Für die Ökonomen des IWF ist es eine schwierige Woche. Wenn man sie fragt, wie sich die Weltwirtschaft entwickeln wird, dann nennen sie viele Faktoren, viele Variablen, die sich in die eine oder andere Richtung entwickeln könnten. Bei der Schwesterorganisation des IWF kann und will man dafür klarere Botschaften aussenden. Bis zum Jahr 2030, sagt der Chef der Weltbank, Jim Kim, soll die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben deutlich verringert werden. Von aktuell 18 auf drei Prozent. Jeder werde wohl zustimmen: Armut ist schlecht, sagte Kim. Aber selbst wenn das so sei: Wenn niemand eine Dringlichkeit ausspreche, dann werde sich an der Arbeit der Menschen nichts ändern.

    400 Millionen Kinder, meldet die Weltbank heute, leben weltweit in extremer Armut – also von weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag. Sollte sich die Weltwirtschaft eintrüben, sagt Kim, dann würden die Armen als erstes darunter leiden. Auch daher hoffe er auf eine rasche Lösung des US-Haushaltsstreits. Auf dieser Jahrestagung, so scheint es, sind alle Augen auf die US-Politik gerichtet.