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US-Notenbank
Fed senkt Leitzins zum dritten Mal in diesem Jahr

Mit der erneuten Senkung des Leitzinses bemüht sich die US-Notenbank, das seit einem Jahrzehnt anhaltende Wirtschaftswachstum in den USA aufrechtzuerhalten. Anlass für allzu großen Optimismus gibt es jedoch nicht, denn Risikofaktoren wie Handelskonflikte und schwaches globales Wachstum bleiben.

Von Thilo Kößler | 31.10.2019
Jerome Powell, Präsident der US-Notenbank Federal Reserve, gibt eine Pressekonferenz
Jerome Powell, Präsident der US-Notenbank Federal Reserve (Carolyn Kaster/AP/dpa)
Die insgesamt positiven Vorgaben wollten eigentlich so gar nicht zum eher krisenhaften Gegensteuern einer weiteren Zinssenkung passen: Das Wirtschaftswachstum in den USA hält mittlerweile im elften Jahr an und blieb im dritten Quartal mit 1,9 Prozent über den Erwartungen.
"Das ist die großartigste Wirtschaft in der amerikanischen Geschichte", twitterte Donald Trump am Morgen in Erwartung der Sitzung der US-Notenbank. Starke Worte, die Fed-Chef Jerome Powell – leidgeprüft von den Zinssenkungsappellen des Präsidenten – erneut nicht kommentieren wollte.
Signal zur Stützung der verhalten lahmenden Konjunktur
Doch das Signal dürfte dann auch im Oval Office positiv aufgenommen worden sein. Zum dritten Mal in diesem Jahr senkte die Federal Reserve den Leitzins und gab damit erneut ein Signal zur Stützung der verhalten lahmenden Konjunktur: Die neue Zinsspanne liegt jetzt zwischen 1,5 und 1,75 Prozent.
Das Wachstum hält dank des Konsumverhaltens der amerikanischen Verbraucher an, sagte Jerome Powell vor Journalisten. Der Arbeitsmarkt entwickle sich weiterhin robust und die Inflationsrate bewege sich knapp unter dem Zwei-Prozent-Ziel. Insgesamt also alles Signale relativer Stabilität.
Doch es bleiben die Risikofaktoren des schwächeren globalen Wachstums, der anhaltenden Handelskonflikte, sinkender Exporte und nachlassender Investitionsbereitschaft.
Größte Risikofaktoren sind anhaltende Handelskonflikte
Die größten Risikofaktoren machte Jerome Powell nach wie vor in den anhaltenden Handelskonflikten aus und in den Ungewissheiten infolge der Brexit-Irrungen und -Wirrungen. Die Fed schätze die Gefahr eines ungeregelten No-Deal-Austritts Großbritanniens aus der EU jedoch bei aller Vorsicht heute deutlicher geringer ein als noch vor wenigen Wochen.
Vorsichtig optimistisch äußerte sich Powell auch mit Blick auf den Handelskonflikt mit China. Das unlängst vereinbarte Teilabkommen, das als sog. "Phase 1" Mitte November abgeschlossen werden soll, werde die Spannungen zwischen China und den USA reduzieren und die Risiken einer Konfrontation mindern.
Äußerst zurückhaltend äußerte sich der Fed-Chef hinsichtlich weiterer Zinsschritte – alles deutet nach allgemeiner Lesart auf eine Atempause hin. Sofern sich die Rahmendaten nicht entscheidend veränderten, werde die geldpolitische Haltung der US-Notenbank wahrscheinlich angemessen bleiben, sagte Jerome Powell – und betonte dabei das ausschlaggebende Zauberwort, auf das die Märkte stets besonders achten: "appropriate", eben: angemessen.
So gesehen ist im Dezember nicht mit einer weiteren, einer vierten Zinssenkung in diesem Jahr zu rechnen.