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US-Notenbank Fed
Warten auf die Zinssenkung

Die US-Notenbank Fed entscheidet heute über die Höhe der Zinsen. Es wäre möglich, dass die Zinsen zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder sinken. Wie wahrscheinlich das ist und welche Rolle Donald Trump dabei spielt, erklärt Dlf-Wirtschaftsredakteur Klemens Kindermann.

Von Klemens Kindermann | 19.06.2019
Händler an der New Yorker Börse
Händler an der New Yorker Börse - auch US-Präsident Donald Trump hat die Kurse der Wall Street immer auf dem Schirm und offenbar auch den DAX (AFP/ Johannes Eisele)
Wird die Fed die Zinsen senken?
80 : 20 stehen die Chancen nach Marktberechnungen, dass heute noch keine Zinssenkung kommt. Aber, psychologisch mindestens genauso wichtig, womit viele rechnen, ist, dass der Chef der Notenbank, Jerome Powell, heute eine Zinssenkung ankündigt.
Das wäre eine Wende: In der Finanzkrise 2008 hat die Notenbank die Zinsen massiv gedrückt. Da lagen die Zinsen zum ersten Mal überhaupt unter 1 Prozent. Die US-Wirtschaft hat sich wieder erholt. Jetzt liegen die Zinsen bei 2,25 bis 2,5 Prozent. Wenn jetzt gesenkt wird, ist das ein Signal an die Welt, dass die USA einer neuen Krise vorbeugen muss.
Ein möglicher Kurswechsel also – was steckt dahinter?
Die Sorge ist, dass die Wirtschaft in den USA allmählich abrutscht. Der Grund sind die Auswirkungen der Handelskriege, die US-Präsident Donald Trump mit dem Rest der Welt angezettelt hat. Insbesondere der Handelskonflikt mit China erreicht jetzt die Unternehmen und den bisher sehr gut laufenden Arbeitsmarkt in den USA.
Welche Rolle spielt die EZB?
Da gab es eine Riesenüberraschung in Portugal. Der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, hat auf einer Konferenz völlig unvermutet die Bereitschaft für neue Finanzspritzen der EZB in Aussicht gestellt. Wegen der Wirtschaftsaussichten, die immer düsterer werden und der schwachen Inflation. Wenn sich keine Besserung ergebe und die nachhaltige Rückkehr der Inflation zur Zielmarke der EZB gefährdet sei, dann seien zusätzliche Anreize nötig. Weil die Wirtschaft sich eintrübe, seien auch zusätzliche Zinssenkungen und weitere Anleihekäufe denkbar, so Draghi in Portugal. Also die EZB legte am Tag vor der Zinsentscheidung in den USA vor.
Wie reagiert Trump?
Der US-Präsident hat sich offenbar unmäßig geärgert. Denn: Mehr billiges Geld in der Eurozone heißt, der Euro wird schwächer gegenüber dem Dollar. Und das erhöht natürlich die Exportchancen europäischer Unternehmen und verschlechtert die der amerikanischen.
"Deutscher Dax nach Anmerkungen von Mario Draghi weit oben. Sehr unfair gegenüber den Vereinigten Staaten!" hat Trump dann sofort getwittert. Da kann man sehen, wo der US-Präsident hinschaut. Dass er immer die Kurse der Wall Street auf dem Schirm hat, ist bekannt. Aber jetzt wissen wir, dass das auch für den DAX gilt.
Also: Die EZB soll die Zinsen gefälligst nicht senken, die US-Notenbank aber schon, damit seine Kampagne zur zweiten Amtszeit gut läuft. Dieser politische Druck Trumps ist das Hauptargument gegen eine Zinssenkung, weil die US-Notenbank nicht in den Verdacht geraten will, einfach Trumps Wünsche zu befolgen. Irgendwie machen die Notenbanker nicht das, was Trump gerne möchte.