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US-Präsident in Großbritannien
Trump kritisiert Mays Brexit-Strategie

Bereits bevor der Besuch von US-Präsident Donald Trump richtig begonnen hat, gibt es einen Eklat: In einem Interview hat der US-Präsident die Brexit-Strategie von Premierministerin Theresa May kritisiert. Großbritannien werde wahrscheinlich zudem keinen Handelsvertrag mit den USA bekommen, so Trump gegenüber der "Sun".

Von Friedbert Meurer | 13.07.2018
    Aufstellung vor dem Dinner: Melania und Donald Trump zu Gast bei Premierministerin May und ihrem Gatten.
    Aufstellung vor dem Dinner: Melania und Donald Trump zu Gast bei Premierministerin May und ihrem Gatten. (imago)
    Schloß Blenheim, der Geburtsort Winston Churchills: Als am Abend Donald Trump zum Dinner bei Theresa May eintraf, da hatte der US-Präsident schon eine volle Breitseite gegen seine Gastgeberin abgefeuert. Ein Interview Trumps in der Zeitung "The Sun" sickerte durch.
    Großbritannien werde wahrscheinlich keinen Handelsvertrag mit den USA bekommen, sagt Trump darin. Denn man verhandle dann ja doch nur mit der EU. May strebe einen Brexit an, der sehr anders sei, als das, wofür die Briten gestimmt hätten. Der erste Eklat war schon perfekt, bevor der Besuch überhaupt richtig begonnen hat.
    Zehntausende wollen gegen den US-Präsidenten demonstrieren
    Am Nachmittag wollen heute Zehntausende Demonstranten in London vom Oxford Circus nach Westminster ziehen. Über ihnen soll als Zeichen des Protests eine aufblasbare Puppe schweben, sechs Meter lang. Sie verspottet Donald Trump als schreiendes Baby in einer Windel.
    "Ich will diesem Mann sagen, wie schrecklich ich alles finde, was er sagt und darstellt." "Trump ist hier nicht willkommen, Wir wollen hier nicht seinen Rassismus und Sexismus haben."
    Zerrüttetes Verhältnis
    Im Interview mit der "Sun" erklärt Trump, dass Boris Johnson absolut geeignet sei, um Premierminister zu werden. Noch eine Ohrfeige für seine Gastgeberin Theresa May, die Johnson gerade als Außenminister entlassen hat. Jan Halper-Hayes war Vorsitzende der US-Auslandsrepublikaner in Großbritannien. Für sie ist nicht nur der impulsive Trump schuld am zerrütteten Verhältnis der beiden.
    "May hat nichts getan, um ihre Beziehung zu Trump zu pflegen. Sie hat kein Rückgrat, sie ist führungsschwach. Er hat dafür definitiv keinen Respekt. Sie hat ihm keinerlei Angebote gemacht."
    In beiden Hauptstädten wird man nicht müde, trotz aller Meinungsverschiedenheiten zu betonen, dass man doch gemeinsame Werte teile. Aber eine enge "Special Relationship" zwischen den beiden Ländern gibt es nur noch begrenzt.
    "Wenn es ein besonderes Verhältnis zwischen uns gibt, dann auf militärischem Gebiet. Aber was das Verhältnis zwischen den beiden Führungspersonen angeht, existiert sie definitiv nicht."
    "Geheimwaffe" Queen kommt zum Einsatz
    Aber wenn es politisch schwierig wird, steht den Briten noch eine Geheimwaffe zur Verfügung, von der sogar ein Donald Trump beeindruckt ist: die Queen. Sie wird den US-Präsidenten heute Nachmittag auf Schloss Windsor zum Tee empfangen. Das ist zwar nicht der große Staatsbesuch, den May vor zwei Jahren Trump in Aussicht gestellt hatte. Aber eine Geste, die Trump als Genugtuung empfinden könnte.
    Erst recht im Vergleich zu seinem Verhältnis zum Londoner Bürgermeister Sadiq Khan. Trump erklärt Teile Londons wegen Terror und Islamismus zum No-go-Gebiet. Khan, selbst ein Muslim, empört sich heftig darüber, dass für einige Muslime in den USA ein Einreiseverbot gilt. Der Republikanerin Jan Halper-Hays schwant schon Übles.
    "Sadiq Khan wird sich wieder vorlaut seinen Mund verbrennen. Trump keilt dann zurück. Zwei kleine Jungen werden sich wieder auf Twitter zanken."