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US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump
Wahlkampf auf dem Golfplatz

Der Milliardär und Präsidentschaftskandidat Donald Trump nutzt Golf als Investitionsobjekt und Werbe-Plattform: Auf einigen seiner Plätze finden Prestigeturniere statt. Seine fremdenfeindlichen Aussagen im US-Wahlkampf jedoch machen manche Verantwortlichen im Golfsport nervös.

Von Jürgen Kalwa | 15.08.2015
    Der US-Unternehmer Donald Trump hält bei einer TV-Debatte der republikanischen Spitzenkandidaten für die Präsidentschaftskandidatur den Daumen hoch.
    Nutzt auch den Sport für seine Zwecke: der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump. (AFP / Mandel Ngan)
    Es kommt nicht oft vor, dass jemand, der gar nicht mitspielt, ein Golf-Turnier der Allerbesten überschattet. Aber vor einer Woche passierte exakt das: Bei den British Open der Frauen an der schottischen Westküste, als während der ersten Runde unmittelbar neben dem Platz ein Hubschrauber landete. Der große Schriftzug verriet schon, wer sich da die Ehre gab: der Mega-Immobilienbesitzer und Multimilliardär Donald Trump, der neuerdings eine besondere Mission verfolgt. Sie stand auf einer roten Kappe: Make America great again - Macht Amerika wieder großartig.
    Die Kappe absetzen, wie sich das ein Fotograf wünschte? Nein. Das kam nicht in Frage. Es wäre eine verschenkte Werbechance gewesen. Und Donald Trump hat nichts zu verschenken. Im Gegenteil. Er kauft noch immer. Baut noch immer. Und bestückt jedes Mal das Projekt mit seinem Namen. Trump dies, Trump das. So wie in Turnberry, dem altehrwürdigen Golfresort, das er vor einem Jahr für 50 Millionen Euro erwarb. Teil seiner Strategie, Geld in exklusive Golfanlagen zu investieren, sie aufzuhübschen und wohlhabende Amateurspieler anzulocken. Die geben für eine Runde gut und gerne 200 Euro und mehr aus. Ein Geschäft, das sich lohnt, wie er dem Deutschlandfunk erklärte, als einer seiner weltweit 17 Plätze in New Jersey den Zuschlag für die US Open der Frauen bekam. Dass er in Golf investiert, sei "gut für alle", sagte er. "In jedem Fall für mich."
    Erfolgreicher Egozentriker
    Mich. Ich. Sich. Donald Trump, Enkel eines Einwanderers aus dem rheinland-pfälzischen Kallstadt, dürfte einer der erfolgreichsten Egozentriker sein, den Amerika je hervorgebracht hat. Selbst mehrere Konkursverfahren hat der 69-Jährige im Laufe der Jahre bestens überstanden. Genauso wie zwei gescheiterte Ehen. Nun will er noch höher hinaus. Er will allen Ernstes das Weiße Haus in Washington seinem Monopoly-Imperium einverleiben. Er will Präsident werden. Mit Feindbildern und mit Tiraden wie diesen über illegale Einwanderer aus Mexiko: "Sie bringen Drogen. Sie bringen Kriminalität. Sie sind Vergewaltiger."
    Das kam in der spanischsprachigen Minderheit nicht gut an. Mexikaner sind so etwas wie die fleißigen Arbeitsbienen in der US-amerikanischen Landwirtschaft, der Bauindustrie und pflegen Tausende von Golfplätzen. Kein Wunder, dass die Verantwortlichen im Golfsport nervös wurden. Denn Trump hatte zwischendurch den Zuschlag für mehrere Prestige-Turniere erhalten. So gab es zunächst erste Absetzbewegungen: Die PGA entzog ihm den "Grand Slam of Golf". Der Sportfernsehsender ESPN, der ein Benefizturnier bei Trump geplant hatte, zuckte ebenfalls zurück.
    Die British Open in Turnberry hätte ebenfalls eine Gelegenheit geboten, Haltung zu zeigen. Jedoch: die Spielerinnen kniffen. Selbst Lizette Salas, die Tochter mexikanischer Einwanderer, spielte das Thema lieber herunter: "Jeder hat das Recht, seine Meinung zu sagen. Ich bin stolz darauf, die Tochter mexikanischer Einwanderer zu sein", sagte die Amerikanerin. Aber wichtiger sei das Golfturnier. Und das wolle sie schließlich gewinnen. Der Plan ging allerdings nicht auf. Salas belegte Platz 43.
    Auch Martin Kaymer lässt sich bezirzen
    Trump hingegen nutzte das Turnier, um Punkte gut zu machen. Medienvertretern verriet er stolz, der Geschäftsführer der LPGA, die das Frauen-Profitour in den USA und die British Open mitveranstaltet, habe sich persönlich bei ihm für eine kritische Bemerkung entschuldigt: "He was very nice. He apologized to me over the phone. He said, he didn't mean that."
    Für den Selbstdarsteller und Freizeitgolfer Trump sind solche Manöver leichtes Spiel. Vor wenigen Jahren ließ sich zum Beispiel Martin Kaymer im Rahmen einer Benefiz- und Werbeaktion von Trump bezirzen. "Er ist ein großer Golf-Fan. Ich würde gerne mal mit ihm spielen", sagte der Mann aus Mettmann einem US-Reporter. "Gerne auch auf dem Platz, den er gerade in Schottland baut."
    Der besagte Platz ist übrigens inzwischen fertig. Durchgesetzt gegen massive Widerstände der örtlichen Bevölkerung, die sich Sorgen um den Umweltschutz in der umgepflügten Dünenlandschaft außerhalb von Aberdeen machen. Was man gut versteht, wenn man den Dokumentarfilm sieht, der zeigt, wie Trump arbeitet, wenn er seine Interessen um jeden Preis durchsetzen will: mit Geld, Connections, Sprüchen und einem klebrigen Charme. Der Titel des Films sagt eigentlich alles: You've been Trumped - du bist ausgestochen worden.