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US-Sender NBC rechnet mit Verlusten bei Olympia-Übertragung

835 Stunden übertragen das US-Network NBC und die zum Konzern gehörenden Kabelkanäle USA, MSNBC, CNBC und Universal HD von den Winterspielen in Vancouver. Etwa 1,5 Milliarden Euro hat Mutterkonzern General Electric für die Übertragung in Vancouver und London 2012 bezahlt, jetzt droht NBC ein großes Minusgeschäft.

Von Heinz Peter Kreuzer | 14.02.2010
    Trotz aller Trailer für die Winterspiele erwarten die Verantwortlichen bei NBC einen Verlust von 190 Millionen Euro. Ein Grund ist der überhöhte Preis für die Fernsehrechte an das Internationale Olympische Komitee IOC. Etwa 600 Millionen Euro hat die NBC-Mutter General Electric an das IOC für Vancouver überwiesen. Hartmut Zastrow, Vorstand des Beratungsunternehmen Sport + Markt erläutert:

    "Generell ist Fernsehen unter Druck und mit der Wirtschaftskrise noch viel mehr. Die Reichweiten sind immer noch gut, aber sicherlich nicht mehr mit dem Hype nach oben, wie sie früher mal waren. Und als man die Rechte eingekauft hat, war Fernsehen noch mit Abstand das Thema Nummer eins."

    Neben den erhöhten Rechtekosten kommt der schleppende Verkauf von Werbezeiten hinzu. Die Gründe für das mangelnde Interesse der US-Wirtschaft liegen auf der Hand. Zum einen gibt es kaum US-Stars bei den Winterspielen. Und die Skiläuferin und Goldmedaillenhoffnung Lindsey Vonn, die eine Top-Story versprach, hat sich im Training verletzt. Außerdem setzt die Konkurrenz von Fox, ABC und CBS starke Sendungen wie Lost, Dr. House, und American Idol dagegen. Das Vorbild von "Deutschland sucht den Superstar" hat schon bei den Winterspielen 2006 in Turin NBC viele Zuschauer weggenommen. Zastrow:

    "Das Learning ist schon aus den letzten Jahren, das mittlerweile Super Idol oder in Deutschland 'Deutschland sucht den Superstar', das nicht nur Sport den Anspruch auf die hohen Quoten hat. Und dieser Konkurrenz muss sich der Sport natürlich erwehren. Das war ja vor 12, 14 Jahren, vor 10 Jahren noch undenkbar, dass es solch selbst produzierten Programme gibt, die mit Sport konkurrieren können, und das ist natürlich auch noch ein Punkt, der das in Zukunft schwerer macht, die Rechte eins zu eins zu refinanzieren, beziehungsweise auch noch Gewinne abzuschöpfen."

    Ursprünglich hatten die NBC-Chefs mit hohen Quoten gerechnet, da Vancouver in der gleichen Zeitzone liegt wie ein Teil der USA. Deshalb könnte theoretisch die Hälfte der US-Bevölkerung die Spiele zur besten Sendezeit sehen.

    Schwache Quoten bei den Winterspielen haben auch Auswirkungen für die Rechte-Verhandlungen für Olympia 2014 im russischen Sotschi und 2016 im brasilianischen Rio. Bisher war der Löwenanteil der olympischen Fernsehgelder immer aus den USA geflossen. Das kann sich schnell ändern, denn vor dem Hintergrund sinkender Reichweiten und Werbeerlöse würden die Preise für die Fernsehrechte fallen. Zastrow:

    "TV ist natürlich noch immer Nummer eins, wird aber immer mehr durch Internet und andere Applikationen angegriffen. Gerade natürlich in Zeiten, wo die Zeitverschiebung enorm ist. Das heißt, man informiert sich über andere Medien."

    Ob die dann steigenden Lizenzkosten für Internet und Neue Medien dies zukünftig ausgleichen können, ist aber im Moment noch fraglich.