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US-Wahlkampf
Gesundheit, Frau Clinton

Pause Ja, richtig Auskurieren Nein: Hillary Clinton will bald wieder loslegen im US-Wahlkampf. Eine längere Auszeit kann sie sich trotz Lungenentzündung nicht leisten. Bislang ist nicht klar, wie sich ihre Erkrankung in den Umfragen niederschlagen wird. Klar ist aber: Auch Gesundheit ist ein Wahlkampfthema.

13.09.2016
    Ein Schild mit der Aufschrift "For once Trump cares about a Woman's health"("Ausnahmesweise sorgt sich Trump um die Gesundheit einer Frau") und einem Porträt von Hillary Clinton
    Ein Schild mit der Aufschrift "Ausnahmesweise sorgt sich Trump um die Gesundheit einer Frau" (dpa)
    Am Tag nach ihrem Schwindelanfall gibt sich Clinton vor allem selbst die Schuld: Ihre Diagnose Lungenentzündung habe sie auf die leichte Schulter genommen und nicht auf den Rat ihres Arztes gehört und sich auskuriert, sagte Clinton in einem Telefoninterview bei CNN. Die Pause gönnt sie sich jetzt - in ein paar Tagen will sie dann aber wieder in den Wahlkampf einsteigen.
    Über die Gesundheit der 68-jährigen war schon länger spekuliert worden. Ihr verfrühter und wackeliger Abgang bei einer 9/11-Gedenkzeremonie in New York hatte dann auch für viel Wirbel gesorgt - vor allem, weil ein Video von der sichtlich geschwächten Kandidatin auftauchte. Zu sehen ist, wie die Präsidentschaftsbewerberin zu taumeln scheint und von Helfern gestützt wird.
    Nach Clintons abruptem Abgang von der Gedenkfeier waren ihr Zustand und Aufenthaltsort zunächst unklar, was für Spekulationen sorgte. Stunden später gab es zwei kurze Mitteilungen, wonach sie sich in der Wohnung ihrer Tochter Chelsea in Manhattan aufhalte und "überhitzt" gewesen sei. Die späten Informationen über ihren tatsächlichen Gesundheitszustand hatten für Kritik gesorgt. Clintons Sprecher Brian Fallon räumte ein, dass seine Formulierung ein Fehler gewesen sei. Clinton selbst meinte auf die Frage, warum sie nicht öffentlich gemacht hatte, dass bei ihr bereits am Freitag eine Lungenentzpündung diagnostiziert wurde: Sie habe nicht gedacht, "dass dies so eine große Sache sein würde."
    Wie groß "diese Sache" sein wird, muss sich noch herausstellen. Nicht wenige Kommentatoren spekulieren bereits, dass Clintons Gesundheitszustand am Ende mitentscheidend für den Ausgang der Präsidentenwahl am 8. November sein könnte. Das hat auch damit zu tun, dass die Demokratin schon länger gesundheitlich angeschlagen war, das aber erst zugab, als es nicht mehr zu verheimlichen war. Nach Meinung von Beobachtern könnte sie damit das Vertrauen so mancher Wähler verspielt haben. Der Demokratin macht im Wahlkampf schon länger der Vorwurf zu schaffen, sie sei zu verschlossen.
    Die italienische La Repubblica hält es allerdings auch für möglich, dass Clinton von am Ende von der ganzen Sache profitiere könnte. Die Krankheit habe sie menschlicher gemacht, und das könne ihr Stimmen der weniger elitären Wähler bringen.
    Gesundheit als Wahlkampfthema
    In Zahlen hat sich die Erkrankung bisher nicht niedergeschlagen - dafür ist es noch zu früh. Alle Umfragen resulieren aus einem Befragungszeitraum vor dem Schwindelanfall.
    Clintons Rivale Donald Trump hat sich bisher auffallend zurückgehalten, was Clintons Lungenentzündung angeht. Er wünsche ihr alles Gute und hoffe, dass es ihr bald besser gehe, sagte er im Sender Fox News. Allerdings fügte er hinzu, "natürlich ist das Ganze ein Problem". Trump und andere Republikaner streuen seit Wochen, dass Clinton auch aus gesundheitlichen Gründen ungeeignet sei, die Präsidentschaft zu übernehmen, ohne dies aber zu belegen.
    Das könnte auch damit zu haben, dass der 70-Jährige Trump zu seinem eigenen Gesundheitszustand bisher nur ein äußerst dünnes Statement seines Arztes veröffentlicht hat, das dieser nach eigenen Angaben in nur fünf Minuten geschrieben hatte. Die Reaktionen der US-Medien auf dieses Attest waren belustigt, aber nicht kritisch. Trump kündigte jetzt an, es wolle noch diese Woche umfassende Untersuchungsberichte vorlegen. US-Medien zitierten aus Clintons Team, die Ex-Außenministerin werde in Kürze ebenfalls Details veröffentlichen.
    (rm,jasi)