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USA
Indianer in den Reservaten leiden unter Shutdown

Die Haushaltssperre in den USA trifft die amerikanischen Indianerstämme besonders hart. Weil die Bundesregierung in den Reservaten für das Gesundheitssystem, Schneepflüge und vor allem die Lieferung von Lebensmitteln zuständig sind, droht die Versorgung zusammenzubrechen.

Von Arthur Landwehr | 05.01.2019
    Upper Moenkopi ist ein selbstverwaltetes Dorf der Hopi im Najajo Reservat in Arizona
    Upper Moenkopi ist ein selbstverwaltetes Dorf der Hopi im Najajo Reservat in Arizona (imago / Danita Delimont)
    Es hat viel geschneit im Land der Navajo-Indianer. Die Straßen in den Reservaten in New Mexico und Arizona liegen voller Schnee. Seit zwei Wochen ist kein Schneepflug mehr hier durchgefahren.
    "Der Service wird vom Büro für Indianerangelegenheiten erledigt. Und das passiert gerade nicht. Die Leute sind also eingeschneit und nicht in der Lage, zum Markt zu gehen, um Lebensmittel zu kaufen." Sagt Aaron Payment, Präsident des Nationalkongresses der amerikanischen Indianerstämme. Die Schneepflüge gehören dem Staat - und der hat geschlossen. Die Fahrer sind im unbezahlten Urlaub, bis man sich in Washington auf einen neuen Haushalt einigen kann.
    Krankenhäuser auf Sparflamme
    Vom sogenannten "Government Shutdown", der Haushaltssperre sind die Indianerstämme in den USA so stark betroffen wie kaum jemand sonst. Mit drastischen Auswirkungen, sagt Aaron Payment. Beispiel Krankenhäuser, Gesundheitszentren, überhaupt das Gesundheitswesen - alles wird von der Bundesregierung in Washington gestellt. Staatliches Personal ist schon weg. Die Krankenhäuser arbeiten noch auf Sparflamme. Eine gute Woche, so Aaron Payment, wird es noch gehen, dann ist in vielen Orten das Geld verbraucht.
    "Einer meiner Mitglieder, ein Direktor in einer indianischen Gesundheitseinrichtung, arbeitet praktisch umsonst."
    Die Ursache ist plus/minus 200 Jahre alt. Den Indianern wurden vom neuen amerikanischen Staat Millionen Hektar Land genommen. Da werden bis heute Bodenschätze gewonnen, grasen Rinder oder entstanden Städte. Im Gegenzug bekamen sie wertloses Land und Versorgung.
    "Im Gegenzug versprach die Bundesregierung Gesundheit, Bildung und soziale Absicherung. So wurden wir davon abhängig. Wir brauchen das."
    Keine Lebensmittel mehr während Shutdowns
    Die alten Verträge haben die Zusicherung, dass der Staat für immer und ewig für die Indianer sorgt. Mit Gesundheit, Bildung, Lebensmittel. Das hat abhängig gemacht. Konkret heißt das zum Beispiel: Ein Geschäft in einem Reservat bekommt die Lebensmittel vom Staat. Staatliche Lastwagen bringen sie.
    "Die Bundesregierung liefert die Lebensmittel an die Stämme und wir verteilen sie an unsere Mitglieder."
    Nur, wenn der Staat nicht mehr funktioniert, bricht in den Reservaten vieles zusammen.
    "Während des Shutdowns ist das unterbrochen, und wir können den Menschen in den Stämmen keine Lebensmittel geben."
    Indianerstämme fordern mehr Selbstverwaltung
    Einigen der Stämme ist es gelungen, ihre Einrichtungen selbst zu verwalten. Sie bekommen Geld aus Washington und organisieren sich dann selbst. Die haben jetzt Rücklagen, mit denen sie den Shutdown überbrücken können.
    "Wir brauchen Gesetze, die das Geld verpflichtend im Voraus zur Verfügung stellen. Wenn dann die Regierung stillsteht, sind unsere Programme ein Jahr im Voraus finanziert."
    Und das ist das Ziel. Seit fünf Jahren sind solche Gesetze auf dem Weg, die für mehr verlässliche Finanzierung der Arbeit in den Reservaten sorgen und damit mehr Selbstverwaltung möglich machen sollen. In den neuen Kongress sind zwei neue Indianerinnen gewählt worden. Auch auf die baut Aaron Payment.