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USA und Großbritannien
Trumps Anti-Islam-Tweets auch peinlich für May

Donald Trump hatte gegen Muslime gerichtete Videos einer rechtsextremen Organisation per Twitter weiterverbreitet. Gar nicht amüsiert zeigte sich darüber die britische Regierung. Denn eigentlich wollte Premierministerin Theresa May vor dem Hintergrund des Brexits die Beziehung mit den USA stärken.

Von Jens-Peter Marquardt | 30.11.2017
    Der US-amerikanische Präsident Donald Trump und die britische Premierministerin Theresa May sitzen zu Beginn der ersten Arbeitssitzung beim G20-Gipfel am 07.07.2017 in Hamburg nebeneinander.
    Der US-amerikanische Präsident Donald Trump und die britische Premierministerin Theresa May (picture alliance / dpa / John Macdougall)
    Für die Opposition reicht es jetzt. Sie will Donald Trump jetzt nicht mehr in London sehen. Die Regierung soll ihn wieder ausladen, der Labour-Abgeordnete Chuka Umunna:
    "Trump macht den Hass normal. Das bringt uns auf einen sehr gefährlichen Weg. Ich weiß zwar, da werden wieder die kommen und sagen, schau, wir haben doch andere Staatschefs eingeladen, die Dinge gesagt hatten, die uns nicht gepasst haben. Aber hier muss man jetzt eine klare Linie ziehen, um nicht auf diesen gefährlichen Weg zu geraten. Wir haben es in der Geschichte gesehen, was passiert, wenn man gegen so etwas nicht eine klare Position bezieht."
    Die konservative Regierung ist allerdings noch nicht so weit, die Einladung an den US-Präsidenten zurückzuziehen. Sozialminister David Gauke reagierte auf die Frage mit den Worten, die Einladung sei ja ausgesprochen worden, Trump habe sie akzeptiert und vielleicht könnte sein Besuch in London, für den es noch keinen Termin gibt, ja sogar helfen, ihn zu neuen Einsichten bringen.
    Klar aber ist: Auch die britische Regierung ist alles andere als amüsiert über Donald Trumps Tweets. Zunächst hatte er gegen Muslime gerichtete Hass-Videos der rechsextremen Organisation Britain First verbreitet. Der Sprecher von Premierministerin May hatte dazu erklärt, es sei falsch, dass der Präsident dies getan habe. Daraufhin hatte Trump erneut via Twitter May aufgefordert:
    "Konzentrieren Sie sich nicht auf mich, konzentrieren Sie sich auf den radikalen islamischen Terrorismus, der im Vereinigten Königreich stattfindet."
    Enge Beziehung steht unter Feuer
    Damit ist klar: Die vor allem auf britischer Seite immer wieder hervor gehobene "Special Relationship", die enge Beziehung zu den Vereinigten Staaten steht ziemlich im Feuer. Dabei wollte die Premierministerin diese Beziehung doch gerade vor dem Hintergrund des Austritts aus der EU stärken. May ist stolz darauf, dass sie die erste ausländische Regierungschefin war, die Trump im Weißen Haus empfing. Und jetzt das. Ihre Minister versuchen, noch zu retten, was zu retten ist. Bildungsministerin Justine Greening sagte, die britische Beziehung zu den Vereinigten Staaten und dem amerikanischen Volk sei immens wichtig für das Land, man dürfe nicht zulassen, dass dieser Tweet die Beziehung in irgendeiner Weise unterminiere:
    Besonders peinlich aber, dass Trump die Hass-Videos von Britain First verbreitet, deren Repräsentantin gerade wegen rassistischer Angriffe angeklagt ist. Britain First, Großbritannien zuerst, waren auch die Worte, die der Mörder der Labour-Abgeordnetin Jo Cox ausrief, als er im vergangenen Jahr auf sie geschossen und eingestochen hatte. Ihr Mann, Brendan Cox, war jetzt entsetzt, als er auf Donalds Trumps Tweets aufmerksam wurde:
    "Wenn der Führer der freien Welt so etwas retweetet, dann legitimiert er solche Aktionen, dann macht er den Hass salonfähig. Für meine Familie und mich bringt das die Erinnerungen an das zurück, was meiner Frau passiert ist."