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Vattenfall nimmt Kraftwerk mit C02-Abscheidung in Betrieb

Im brandenburgischen Schwarze Pumpe nimmt der Energiekonzern Vattenfall die Pilotanlage eines nach eigenen Angaben klimafreundlichen Kraftwerks in Betrieb. Das klimaschädliche Kohlendioxid, das bei der Verbrennung von Kohle entsteht, wird abgetrennt und anschließend verflüssigt. In einem zweiten Schritt soll das CO2 dann unterirdisch gelagert werden.

Von Claudia van Laak | 09.09.2008
    Der Industriestandort Schwarze Pumpe in Brandenburg. Hier steht bereits ein Braunkohlekraftwerk, das Strom für mehr als 3 Millionen Menschen produziert und täglich 36.000 Tonnen CO2 ausstößt. Sein kleiner Bruder nebenan soll helfen, das Klima zu schützen. Für 70 Millionen Euro hat Vattenfall ein Pilotkraftwerk gebaut, das nach dem Oxyfuel-Prinzip funktioniert - erläutert Projektingenieur Gunnar Langner:

    "Oxyfuel heißt nichts anderes, als dass wir mit Sauerstoff verbrennen. Wir verwenden für die Verbrennung keinen reinen Sauerstoff beim Brenner, das wäre aus sicherheitstechnischen Gründen nicht machbar, 75 Prozent Sauerstoff und 25 Prozent re-zirkuliertes Rauchgas. "

    Nach dem vergleichsweise kleinen 30 Megawatt-Pilotkraftwerk in Schwarze Pumpe will Vattenfall für 1 Milliarde Euro ein großes Demonstrationskraftwerk bauen, es soll etwa 2015 einsatzbereit sein. Die Technik funktioniert, heißt es bei Vattenfall. Trotzdem bleiben noch viele Fragen offen. Eine betrifft die Wirtschaftlichkeit des Kraftwerks. Um den für den Verbrennungsprozess nötigen Sauerstoff zu erhalten, wird eine Luftzerlegungsanlage gebraucht. Sie benötigt viel Energie, so dass der Wirkungsgrad des neu entwickelten Kohlekraftwerks sinkt, und zwar um etwa 8 bis 10 Prozent. Vattenfall-Projektsprecher Damian Müller:

    "Wenn wir davon ausgehen, dass unsere modernsten Braunkohlekraftwerke einen Wirkungsgrad von 43 Grad haben, dann ist das sehr erheblich, da gibt es nichts schön zu reden. "

    Das aus dem Rauchgas abgetrennte CO2 wird verflüssigt und zunächst in zwei große Stahltanks auf dem Kraftwerksgelände gepumpt. Anschließend soll es per LKW dorthin transportiert werden, wo bestimmte geologische Formationen eine unterirdische Lagerung erlauben. Das Problem dabei: in der Bundesrepublik existiert noch kein Rechtsrahmen für die Verpressung von CO2:

    "Die Frage treibt uns um, wir brauchen ganz dringend einen Rechtsrahmen auch an dieser Stelle. Es nutzt niemandem etwas, wenn wir 2015 ein Kraftwerk bauen können, das CO2 abscheiden kann, aber wir das abgeschiedene CO2 nirgendwo unterbringen können. "

    Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace oder der BUND werfen Vattenfall eine Feigenblatt-Politik vor. Das Kraftwerk mit CO2-Abscheidetechnik komme zu spät und sei zu teuer, außerdem sei die unterirdische Lagerung von Kohlendioxid riskant. Dazu Vattenfall-Sprecher Damian Müller:

    "Wir sind sehr fest davon überzeugt, dass diese Technologie funktionieren wird, und wollen uns das auch nicht, von welchem Experten oder Theoretiker kleinreden oder totreden lassen. Wenn wir es heute nicht ausprobieren, dann werden wir es 2015 nicht wissen, und irgendjemand muss es tun. "

    Unterstützung bekommt der Energiekonzern Vattenfall vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Chefökonom Ottmar Edenhofer fordert den Bau mehrerer Kraftwerke mit dieser neuen Technologie, auch in China:

    "Wir wissen nicht, ob die Abscheidungs- und Einlagerungstechnik wirklich gangbar ist, es ist viel zu früh, um darüber zu reden, dass die jetzt in großem Maßstab eingesetzt werden kann, aber wir wissen genug über das mögliche Potential, so dass es sich rechtfertigen lässt, Demonstrationskraftwerke zu bauen. "